Menschliches Balzverhalten: Zappelsymmetrie
Abtanzen bis in die Morgenstunden, bis zur absoluten körperlichen Erschöpfung - für manche die beste Entspannung. Sehen und Gesehenwerden gehört natürlich dazu. Doch Achtung: Mit Ihrer Performance verraten Sie mehr über sich, als Ihnen vielleicht lieb ist.
"Tanzen ist ein wichtiger Bestandteil des Balzverhaltens bei einer ganzen Reihe von Arten, darunter auch des Menschen." So trockenhumorig fassen William Brown von der Rutgers-Universität und seine Kollegen ein Phänomen in Worte, das schon Darwin als Faktor sexueller Selektion beschrieb. Wer denkt, in den heutigen Musiktempeln mache der Geräuschpegel und Stroboskopeffekt jegliche Kontaktaufnahme unmöglich und jeden Besucher zum Einzeltänzer, der irrt: Mag Mann oder Frau auch schüchtern eine dunkle Ecke für stolpernde Schritte suchen, sie bleiben nicht unentdeckt. Und mögen auch so manche Tanzflächen-Kings und -Queens sich für einmalig toll halten, unzählige Zuschaueraugen lassen sich nicht täuschen und bewerten still, aber scharf.
Wie scharf die Blicke sind, haben Brown und seine Mitarbeiter in einem Land untersucht, in dem Musik und Tanz zum Leben gehört: Jamaika. Sie holten 186 Jugendliche vor die Kamera und ließen sie eine Minute lang auf einen aktuellen Radiohit tanzen. Jene Kurzfilme spielten sie dann der strengsten möglichen Jury vor: Gleichaltrigen. Vorher allerdings bearbeiteten die Wissenschaftler ihr Material und entfernten jegliche Hinweise auf Geschlecht, Kleidung, Gesichtszüge – alles, was eine Bewertung außerhalb der tänzerischen Kunstfertigkeit beeinflussen könnte. Übrig blieb so die nackte Bewegungsabfolge einer gesichtslosen Unisex-Gliederpuppe.
Und siehe da: Irgendwie scheint das eine mit dem anderen zu tun zu haben. Denn insbesondere Männer, aber auch Frauen, deren Körpermaße eine starke Symmetrie anzeigen, schnitten in der B-Note deutlich besser ab als ihre etwas schiefer geratenen Altersgenossen. Dabei schafften es die Zuschauer noch nicht einmal in zwei Drittel der Fälle, das Geschlecht des Tänzers zu erkennen – die Bewertung orientierte sich also wirklich rein an der Bewegungsabfolge.
Das Urteil war jedoch nicht unahbängig vom eigenen Aussehen: Männer, die selbst recht ausgeglichen gebaut sind, schätzen Symmetrie bei Tänzerinnen stärker als weniger symmetrische Geschlechtsgenossen. Frauen hingegen legten die Messlatte jeweils gleich hoch, ungeachtet dessen, wie sie selbst auf der Gleichmäßigkeitsskala abschnitten.
Völlig unklar bleibt, wie die Tanzkünstler die Informationen über ihre Körpersymmetrie überhaupt weitergeben konnten – bemerkt man selbst so feine Ungleichheiten allein schon in der doch so abstrahierten Körpergestalt? Oder wirkt es sich über eine dadurch vielleicht ebenfalls ungleichmäßige Muskelausstattung auf die Bewegungssteuerung aus? Hängt Körpersymmetrie womöglich direkt mit dem Gesundsheitszustand der Betroffenen zusammen? Gar mit Parasitenbefall, wie Brown und seine Kollegen anhand entsprechender Studien an Stichlingen und Vögeln diskutieren?
Wäre das der Fall, würde sich die Tanzfertigkeit tatsächlich als aussagekräftiges Balzritual bestätigen. Schließlich ist, streng fortpflanzungstechnisch gesehen, als biologischer Vater immer der gesunde, starke, tolle Hecht gefragt, als Aufzuchthilfe hingegen der sanfte, aufmerksame, treue, tja was? Suchen Sie sich ein Kuscheltier aus.
Und was bedeutet das nun für den nächsten Discobesuch? Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihre Maße in Ordnung sind. Und machen Sie sich keine Gedanken, wenn sie es nicht sind – bei den auslösenden Faktoren, die Brown und Co diskutieren, können Sie sowieso nichts dagegen tun. Im Gegenteil: Wer jetzt krampfhaft versucht, besonders toll zu tanzen, wird wohl eher ungelenkes Gegurke hinlegen. Genießen Sie einfach, egal wie Sie aussehen, das erschöpfend-entspannende Abtanzen bis zum Morgen. Und denken Sie an den Trost, der bei all diesen Studien ja meist bleibt: Vielleicht funktioniert das Ganze ja mal wieder bei Frauen, welche die Pille nehmen, sowieso nicht.
Wie scharf die Blicke sind, haben Brown und seine Mitarbeiter in einem Land untersucht, in dem Musik und Tanz zum Leben gehört: Jamaika. Sie holten 186 Jugendliche vor die Kamera und ließen sie eine Minute lang auf einen aktuellen Radiohit tanzen. Jene Kurzfilme spielten sie dann der strengsten möglichen Jury vor: Gleichaltrigen. Vorher allerdings bearbeiteten die Wissenschaftler ihr Material und entfernten jegliche Hinweise auf Geschlecht, Kleidung, Gesichtszüge – alles, was eine Bewertung außerhalb der tänzerischen Kunstfertigkeit beeinflussen könnte. Übrig blieb so die nackte Bewegungsabfolge einer gesichtslosen Unisex-Gliederpuppe.
Brown und Co hatten dabei ein ganz bestimmtes Körpermerkmal im Zentrum ihres Interesses: Symmetrie. Sie spielt eine wichtige Rolle in der Attraktivität eines Menschen auf andere – je gleichmäßiger beispielsweise Gesichtszüge, desto größer die Anziehungskraft. Deshalb hatten die Forscher ihre Teilnehmer auch nicht rein zufällig ausgewählt, sondern auf eine Gruppe von Jamaikanern zurückgegriffen, bei denen schon seit Jahren verschiedene Symmetriemaße vom großen Zeh bis zum Ohrläppchen und ihre Veränderung über die Zeit hinweg erfasst werden. Und so konnten sie die Ergebnisse der Benotung mit der Körpersymmetrie sowohl der Tänzer als auch der Jury-Mitglieder vergleichen.
Und siehe da: Irgendwie scheint das eine mit dem anderen zu tun zu haben. Denn insbesondere Männer, aber auch Frauen, deren Körpermaße eine starke Symmetrie anzeigen, schnitten in der B-Note deutlich besser ab als ihre etwas schiefer geratenen Altersgenossen. Dabei schafften es die Zuschauer noch nicht einmal in zwei Drittel der Fälle, das Geschlecht des Tänzers zu erkennen – die Bewertung orientierte sich also wirklich rein an der Bewegungsabfolge.
Das Urteil war jedoch nicht unahbängig vom eigenen Aussehen: Männer, die selbst recht ausgeglichen gebaut sind, schätzen Symmetrie bei Tänzerinnen stärker als weniger symmetrische Geschlechtsgenossen. Frauen hingegen legten die Messlatte jeweils gleich hoch, ungeachtet dessen, wie sie selbst auf der Gleichmäßigkeitsskala abschnitten.
Völlig unklar bleibt, wie die Tanzkünstler die Informationen über ihre Körpersymmetrie überhaupt weitergeben konnten – bemerkt man selbst so feine Ungleichheiten allein schon in der doch so abstrahierten Körpergestalt? Oder wirkt es sich über eine dadurch vielleicht ebenfalls ungleichmäßige Muskelausstattung auf die Bewegungssteuerung aus? Hängt Körpersymmetrie womöglich direkt mit dem Gesundsheitszustand der Betroffenen zusammen? Gar mit Parasitenbefall, wie Brown und seine Kollegen anhand entsprechender Studien an Stichlingen und Vögeln diskutieren?
Wäre das der Fall, würde sich die Tanzfertigkeit tatsächlich als aussagekräftiges Balzritual bestätigen. Schließlich ist, streng fortpflanzungstechnisch gesehen, als biologischer Vater immer der gesunde, starke, tolle Hecht gefragt, als Aufzuchthilfe hingegen der sanfte, aufmerksame, treue, tja was? Suchen Sie sich ein Kuscheltier aus.
Und was bedeutet das nun für den nächsten Discobesuch? Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihre Maße in Ordnung sind. Und machen Sie sich keine Gedanken, wenn sie es nicht sind – bei den auslösenden Faktoren, die Brown und Co diskutieren, können Sie sowieso nichts dagegen tun. Im Gegenteil: Wer jetzt krampfhaft versucht, besonders toll zu tanzen, wird wohl eher ungelenkes Gegurke hinlegen. Genießen Sie einfach, egal wie Sie aussehen, das erschöpfend-entspannende Abtanzen bis zum Morgen. Und denken Sie an den Trost, der bei all diesen Studien ja meist bleibt: Vielleicht funktioniert das Ganze ja mal wieder bei Frauen, welche die Pille nehmen, sowieso nicht.
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