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Beste Feinde

Gegeneinander, nebeneinander, miteinander – das Verhältnis zwischen Römern und Germanen war geprägt von kriegerischer Konfrontation, aber auch von friedlicher Koexistenz.

»Tam diu Germaniae vincitur – so lange schon wird Germanien besiegt«, heißt es beim römischen Historiker Tacitus resignierend. Als er 98 n. Chr. diesen Seufzer ausstieß, war der militärische Konflikt zwischen Römern und Germanen bereits seit mehr als 200 Jahren im Gange – und sollte noch gut 300 Jahre dauern.

Ein wechselvolles Verhältnis

Thomas Fischer, emeritierter Professor für die Archäologie der römischen Provinzen am Archäologischen Institut der Universität zu Köln, beschreibt in seinem spannend geschriebenen Buch das wechselvolle Verhältnis zwischen Römern und Germanen und spannt dabei einen historischen Bogen von Roms Kriegen gegen die Kimbern und Teutonen im späten 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum Untergang des Weströmischen Reichs (476 n. Chr.).

Fischer, ein vielfach ausgewiesener Spezialist für die Archäologie der römischen Provinzen, schöpft aus einem reichen Wissensfundus und langjährigen Grabungserfahrungen, die er für seine Analyse bestens zu nutzen versteht. Er fragt nach den Zielen, welche die Römer in ihren Kriegen östlich des Rheins verfolgten, und wie diese sich im Lauf der Zeit änderten. Er informiert anschaulich darüber, wie die Truppen auf beiden Seiten ausgestattet waren, auf welche militärische Infrastruktur sie sich stützen konnten, in welchen Schlachten sie aufeinandertrafen, wie sie kämpften und auf welchen Schriftzeugnissen und archäologischen Quellen unser Wissen über diese Themen beruht.

Detailreich, anschaulich und informativ beleuchtet Fischer das römisch-germanische Verhältnis, das sich nicht allein in kriegerischen Auseinandersetzungen erschöpfte. Auch wenn die Germanen über ein halbes Jahrtausend hinweg Roms Feind Nummer eins waren, kreuzten beide Seiten nicht permanent die Klingen. Vielmehr sei ihr Verhältnis von einem steten Wechsel aus kriegerischen Auseinandersetzungen, diplomatischer Interaktion sowie wirtschaftlichem und kulturellem Austausch geprägt gewesen. Die Germanen, so Fischer, waren nicht nur Feinde Roms, sondern auch wichtige Verbündete.

Einerseits kämpfte Cäsar gegen germanische Stämme in Gallien und am Rhein (58–53 v. Chr.), es gab offensive militärische Expeditionen in das Gebiet zwischen Rhein und Elbe zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr., und die Römer unternahmen Versuche, diesen Raum in ihrem Sinne zu ordnen. Andererseits errichteten sie den Limes entlang des Rheins und der Donau Ende des 1. Jahrhunderts, um eine befestigte Grenze zwischen dem Imperium und den »Barbaren« (aus Sicht der Römer alle Nichtrömer) zu schaffen, wobei sich Germanen auf römischem Gebiet ansiedelten, und es entstanden Handelskontakte in beide Richtungen – die Römer nahmen sogar einige Germanen als Soldaten in ihre Armee auf, als kaiserliche Bodyguards oder als reichsfremde Söldnertruppen (»foederati«) in der Spätantike. All das spiegelt das spannungsgeladene und höchst ambivalente Verhältnis zwischen Römern und Germanen wider.

Überhaupt mahnt der Archäologe Fischer, die vorhandenen Schriftzeugnisse über die Germanen nicht unreflektiert zu übernehmen, zumal sie allesamt aus römischer Feder stammen. Zu Recht: fördern archäologische Grabungen doch vermehrt neue Erkenntnisse zu Tage, die so manches bekannte Narrativ ins Wanken bringen, wie der Autor betont. Wenn beispielsweise Tacitus berichtet, die Germanen zogen mit nacktem Oberkörper in den Kampf, widerspricht das dem archäologischen Befund, wonach das Gros der Krieger Hosen, Mäntel und Schuhe trug. Auch sei der Limes keine Mauer, sondern eine durchlässige Demarkationslinie gewesen, die regen Austausch zuließ, wie Fischer anhand des archäologischen Befunds im Umfeld der römischen Militärlager erläutert.

Erst mit den Markomannenkriegen (162–182) unter Marc Aurel haben sich dem Autor zufolge die beiderseitigen Beziehungen grundlegend gewandelt, wodurch die römische Grenzverteidigung gegen die Germanen in eine erste tiefe Krise und das Römische Reich letztlich dauerhaft in die Defensive gegenüber seinen nördlichen Nachbarn geriet. Mit der Ausbildung von Großstämmen (Alamannen, Goten, Franken) im 3. Jahrhundert nahm der Druck auf den Limes weiter zu, der schließlich zum Untergang des Weströmischen Reichs und zur Bildung germanischer Reiche auf dessen Territorium führte.

Fischer ist mit »Gladius« eine wohltuend differenzierende und souveräne Darstellung über die römisch-germanischen Beziehungen gelungen, die von kriegerischer Konfrontation, phasenweise aber auch von friedlicher Koexistenz geprägt waren.

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