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»Mars«: Mit dem Roten Planeten Aug‘ in Aug‘

Großartige, zum Teil unbekannte und oft aufwendig bearbeitete Aufnahmen des Roten Planeten machen das Werk zu einem der besten über den Mars. Eindrucksvoll.

Ein monumentales Werk über den Roten Planeten legt der Kölner Taschen-Verlag vor: Die 340 Seiten im Großformat (30 x 30 Zentimeter) und der sehr hochwertige Druck bringen einem den Mars so nahe wie kaum ein anderes Buch. Es besticht durch die gelungene Bildauswahl, die auch selten veröffentlichte oder gar unbekannte Bilder der diversen Marssonden der US-Raumfahrtbehörde NASA berücksichtigt. Mehrseitige Altar-Ausklapper steigern den Eindruck, dass man sich als Leser direkt auf unserer äußeren Nachbarwelt befindet.

Im Buch gibt es englische, französische und deutsche Texte. Es gliedert sich in die drei Hauptabschnitte »Reconnaissance«, »Circumnavigation« und »Landfall«. Ihnen vorangestellt sind ein Vorwort, ein einleitender Text zum Mars und ein Kapitel zur Suche nach Leben auf dem Roten Planeten. Eine Auflistung der NASA-Marsmissionen rundet den Band ab.

Im Abschnitt »A beacon in the sky« führt Margaret A. Weitekamp von der Abteilung für Weltraumgeschichte am National Air and Space Museum in Washington, D.C., in das Thema ein, indem sie die frühe Erkundung des Mars vor dem Aufkommen der Raumfahrt darstellt. Natürlich dürfen hier zeitgenössische Bilder und Bücher nicht fehlen, auch die Marskanäle haben hier erwartbar ihren Auftritt.

Dieses Kapitel ist in allen drei Sprachen vorhanden – und es lohnt sich, alle drei durchzusehen, da jede Sprachvariante mit anderen Bildern illustriert ist, die zum Gesamteindruck beitragen. Alle Bildlegenden sind auf Englisch verfasst. Die deutschen Fassungen der Kapitelhaupttexte im ganzen Buch scheinen maschinell übersetzt worden zu sein. Diese Annahme legen zumindest seltsame Formulierungen, eine mitunter merkwürdige Grammatik oder die Verwendung von Wörtern nahe, die im jeweiligen Kontext holprig erscheinen. Hier hätte vielleicht ein Muttersprachler noch einmal intensiv tätig werden können.

»The search for life« von James L. Green, ehemaliger Chief Scientist der NASA, beleuchtet die wissenschaftlichen Motive, sich für den Mars zu interessieren. Auch Green beginnt mit der frühen Erkundung des Roten Planeten, um sich dann schnell zu den Raumsondenmissionen und bis in die Gegenwart vorzuarbeiten. Auch hier sind die drei Sprachvarianten jeweils mit unterschiedlichen Illustrationen versehen.

Der Abschnitt »Reconnaissance« stellt dann die Geschichte der NASA-Raumsonden vor, mit denen die Erforschung des Planeten begann. Es geht hier um Missionen, die den Mars im Vorbeiflug erkundeten, sowie die frühen Orbiter Mariner 9 und Viking 1 und 2, deren Lander als erste Sonden überhaupt erfolgreich auf dem Mars aufsetzten und Bilder von der Oberfläche zur Erde übermittelten. Sie zeigen Landschaften, die denjenigen in den irdischen Wüstengebieten zum Verwechseln ähnlich sehen. Die erste erfolgreiche Marssonde war Mariner 4, die den Mars im Juli 1965 passierte und 22 Nahaufnahmen mit geringer Auflösung übertrug. Mit Mariner 9 begann dann ab Anfang 1972 die erste globale Erfassung des Mars, die von den beiden Viking-Sonden ab 1976 erheblich vertieft und verbessert wurde. Obwohl ihre Bilder vor bald einem halben Jahrhundert entstanden, ist es erstaunlich, wie viele Details hier durch moderne Bildverarbeitung sichtbar gemacht werden können. So sind die Bilder im Buch erheblich besser als die zeitgenössischen Pressefotos, die in der 1970er Jahren von der NASA veröffentlicht wurden.

Atemberaubende Bilder

Das Kapitel »Circumnavigation« steigt dann in die Vollen ein und schwelgt in einer Vielzahl eindrucksvoller Bilder des Roten Planeten. Hier findet auch der bekennende Marsfan noch Abbildungen, die – völlig zu Unrecht! – weitgehend unbekannt sind. Viele der Aufnahmen wurden von Privatleuten aufwendig mit Bildbearbeitungsprogrammen optimiert, so dass ihre Qualität und Detailfülle oftmals erstaunlich sind.

In »Landfall« werden dann die Landemission der NASA abgehandelt, angefangen bei den beiden Viking-Landern bis hin zum Marsrover Perseverance. Schon beim einfachen Durchblättern dieses Abschnitts wird klar, wie groß der technologische Fortschritt in den letzten 50 Jahren war, was sich auch deutlich in der Qualität der eingesetzten Kameras widerspiegelt. Gerade bei den Bildern der Landesonden bieten sich die Ausklapper an, um die Marslandschaften voll zur Geltung zu bringen – diese Möglichkeit wird mehrfach genutzt.

Der Abschnitt »Being there« ist aus der Sicht des Raumfahrtfans besonders interessant, weil er vermittelt, wie es ist, Raumsonden zu planen und zu bauen. Dabei kommen auch die »Irrungen und Wirrungen« solcher Projekte nicht zu kurz.

Fazit: Dieses Buch ist eines der besten zum Thema, die mir in den letzten Jahren unter die Augen gekommen sind. Es ist für jeden Planeten- und Marsfan empfehlenswert und in Anbetracht der gebotenen Qualität mit 50 Euro auch als gute Investition einzustufen.

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