6 Mönchsgrasmücke – Evolution im Zeitraffer |
Der Klimawandel, Zufälle und menschlicher Fütterungstrieb könnten die Bildung einer neuen Vogelart eingeläutet haben. Denn Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) spalten sich womöglich gerade in zwei Spezies auf – und schuld daran ist ein unterschiedliches Zugverhalten: Ein Teil der mitteleuropäischen Mönchsgrasmücken fliegt seit den 1960er Jahren nach Westen auf die Britischen Inseln, wo sie dank zunehmend milder Winter und Futterhäuschen gut überleben, während ein anderer Teil der Population weiter den längeren Weg nach Südwesten ans Mittelmeer antritt. Im Frühling treffen die Inselüberwinterer früher in den mitteleuropäischen Brutgebieten ein, wo sie sich entsprechend früher und ausschließlich mit weiteren Ankömmlingen aus Nordwesten verpaaren. Obwohl beide Vertreter weiterhin nebeneinander in den gleichen Lebensräumen vorkommen, vermischen sie sich nicht mehr. Sie unterscheiden sich dadurch genetisch bereits stärker als Mönchsgrasmücken, die mehr als 800 Kilometer voneinander entfernt nisten, aber die kalte Jahreszeit jeweils in Spanien überdauern. Beide lassen sich schon anhand körperlicher Merkmale auseinanderhalten: Wer nach Großbritannien fliegt, besitzt rundere Flügel, mit denen man besser manövrieren kann, die jedoch für längere Flugstrecken untauglich sind. Dafür besitzen die Mittelmeerüberwinterer dickere und kürzere Schnäbel, mit denen sie die großen Früchte fressen können, die es am Zielort auch im Winter gibt.
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