Lexikon der Biologie: Springschwänze
Springschwänze, Collembola, Ordnung zu den Entognatha gehörender Insekten (Urinsekten, Apterygota), die mit 4000 Arten (in Mitteleuropa ca. 1000) weltweit verbreitet sind. Sie leben in den unterschiedlichsten Lebensräumen, am Boden, auf der Wasseroberfläche, an Meeresküsten, auf Gletschereis (Gletscher, Kryon) und Schnee (Schneeinsekten) oder auch in Nestern von Ameisen und Termiten, wobei immer Bereiche hoher Luft-Feuchtigkeit bevorzugt werden. Springschwänze sind mit teilweise sehr hohen Individuenzahlen (bis 2000 Tiere pro dm3 Waldboden) wohl die häufigsten Insekten des Bodens (Bodenorganismen [Tab.]). Es sind kleine bis sehr kleine Tiere (0,2–10 mm). Ihr Hinterleib besteht aus nur 6 Ringen mit charakteristischen, Extremitäten-homologen Anhängen: 1. Ring mit ausstülpbarem Ventraltubus (Haft- und Putzorgan, zur Ionenregulation, zum Teil auch für die Atmung, homolog den Coxalbläschen); 4. Ring mit der für Springschwänze charakteristischen Sprunggabel, die in der Ruhelage in einer Halterung (Retinaculum) des 3. Rings nach vorne geklappt befestigt ist. Bei Gefahr wird diese blitzartig nach unten auf den Boden geschlagen, wodurch sich das Tier in die Luft katapultiert. Der Körper vollführt dabei entweder einen Salto nach hinten oder springt nach vorne (bis 25 cm weit). Kopf mit 8 typischen Insekten-Ommatidien auf jeder Seite. Vermehrung über indirekte Spermatophorenübertragung (Spermatophore): die Männchen setzen wahllos gestielte Spermatropfenpakete ab, die vom arteigenen Weibchen erkannt und mit der Geschlechtsöffnung aufgenommen werden. Innerhalb der höher entwickelten Gruppen Tendenz zu kompliziertem Paarungszeremoniell (Balzfüttern) für eine gezielte Spermaaufnahme (z.B. bei Kugelspringern oder bei Podura). Springschwänze ( ä vgl. Abb. 1 und ( ä vgl. Abb. 2 ) sind Allesfresser (vor allem organisches, sich zersetzendes Material, z.B. Fallaub; Streuabbau) und sind wesentlich an der Humusbildung (Humus) des Bodens beteiligt. Einige Vertreter sind Nahrungsspezialisten: Pilzhyphensauger (vor allem Familie Neanuridae), Pflanzenfresser (z.B. Luzernefloh, Sminthurus viridis). Es werden alle Schichten des Bodens bewohnt: je tiefer, um so kleiner und länglicher sind die Vertreter (z.B. Blindspringer, Onychiuridae), häufig unpigmentiert. Spezialisiert auf ein Leben auf der Wasseroberfläche sind der Schwarze Wasserspringer (Podura aquatica, Familie Poduridae) und der Wasserkugelspringer (Sminthurides aquaticus). 2 (bzw. 3) Unterordnungen: 1) Arthropleona, Körper gestreckt, Hinterleib deutlich geringelt; hierher die Mehrzahl der Familien (Poduridae, Hypogastruridae [Kurzspringer], Onychiuridae [Blindspringer], Isotomidae [Gleichringler], Entomobryidae [Laufspringer], Tomoceridae [Ringelhörnler] u.a.) und auch das älteste fossil bekannte Insekt (Rhyniella). 2) Symphypleona (Kugelspringer). 3) Gelegentlich als eigene Unterordnung Neelomorpha (auch Neelipleona) der Springschwänze, meist jedoch als Familie Neelidae der Kugelspringer werden die Zwergspringer geführt. – Die Springschwänze sind seit dem Devon nachgewiesen. Ökologisch sind Springschwänze außerordentlich wichtige Bodenorganismen. Die Beurteilung der Bodengüte kann sehr gut anhand von Collembolenzönosen vorgenommen werden (Bioindikatoren). apneustisch, dieroistisches Ovar, Entognatha (Abb.), Frontalorgan, Gliederfüßer, Insekten (Tab.), Tracheensystem; Insekten I .
H.P.
Springschwänze
Abb. 1: Bauplanschema eines arthropleonen Springschwanzes (Podura).
Af After, Au rudimentäres Komplexauge, C.c. Corpora cardiaca, De Dens, Fe Femur, Fu Furca (Sprunggabel), Fü Fühler, Go Gonade, Gö Geschlechtsöffnung, Ln Labialniere, Ma Manubrium, Mb Mandibel, Md Mitteldarm, Mk Mundkegel, Mu Mucro, Mx Maxille, Os Ostium, Po Postantennalorgan, Re Retinaculum, Rg Rückengefäß, St Stirnaugen, Ti Tibiotarsus, Tr Trochanter, Vt Ventraltubus
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