Gute Nacht – die Kolumne für besseren Schlaf: Die seltsame Verbindung von Ordnung und Schlaf
![Ein unordentliches Schlafzimmer mit einem ungemachten Bett, auf dem Spielzeug und Kleidung liegen. Auf dem Boden sind verstreute Kleidungsstücke, Schuhe und Spielzeug zu sehen. Ein offener Schrank zeigt weitere Unordnung. Eine Lampe steht auf einem Nachttisch, und ein Sessel ist mit Kleidung bedeckt. Im Hintergrund sind ein Fenster mit Kuscheltieren auf der Fensterbank und ein Bild an der Wand sichtbar. Ein unordentliches Schlafzimmer mit einem ungemachten Bett, auf dem Spielzeug und Kleidung liegen. Auf dem Boden sind verstreute Kleidungsstücke, Schuhe und Spielzeug zu sehen. Ein offener Schrank zeigt weitere Unordnung. Eine Lampe steht auf einem Nachttisch, und ein Sessel ist mit Kleidung bedeckt. Im Hintergrund sind ein Fenster mit Kuscheltieren auf der Fensterbank und ein Bild an der Wand sichtbar.](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/GettyImages-1067842744.jpg)
Chaos kann Menschen wach halten. »Rund ums Bett steht die Wäsche der vergangenen Wochen rum. Im Grunde leben wir aus Wäschekörben«, sagt meine Klientin. Mit diesem Halbsatz hat sie ein Problem beschrieben, das zum Teil der Lösung für ihre Schlafstörung wird. Ich würde nicht so weit gehen, dass jede Unordnung eine Schlafstörung verursacht. Aber sie kann wach machen.
Umgekehrt kann Aufräumen dabei helfen, zur Ruhe zu finden. Denn Unordnung ist für viele Menschen vor allem eines: eine Aufgabe. Macht man sich den kognitiven Prozess dahinter klar, dann wird auch das Problem sichtbar. Das Letzte, was wir am Abend tun, ist, ins Schlafzimmer zu gehen. Und da wartet immer wieder diese Arbeit, die noch unerledigt ist – das eigene Alltagsversagen. Es ist, als würde der stressige Tag noch einmal nachtreten und uns vor Augen führen, was wir wieder nicht geschafft haben.
Wie Ordnung wirkt
Auch für Kinder hat sich ein ordentliches Umfeld als schlaffördernd erwiesen. Das berichtet der Entwicklungsforscher Douglas Teti in der Fachzeitschrift »Sleep Health«. Mit seinem Team untersuchte er Kita-Kinder und ihren Schlaf. Er beobachtete, dass Ordnung als Mediator für die Ressourcen der Familie wirkt. Das bedeutet: Ressourcen wie verfügbares Einkommen, Lebensmittel und soziale Unterstützung sind wichtiger als absolutes Einkommen, wirken aber vor allem dann positiv, wenn eine gewisse Ordnung im Haushalt herrscht. Das gilt übrigens ganz besonders für Kinder mit ADHS-Symptomen.
Können wir dieses Ergebnis auf Erwachsene übertragen? Nicht ohne Weiteres, denn Kinderschlaf funktioniert anders als der von Erwachsenen. Allerdings gibt es eine interessante Studie der Psychiaterin Carol Mathews, die sich mit ihrem Team Schlafberichte von Menschen anschaute, die nichts wegwerfen können. Sowohl diejenigen, bei denen das Störungsbild des pathologischen Hortens vorhanden war, als auch die, bei denen noch keine Störung vorlag, berichteten von schlechterem Schlaf, geringerem Wohlbefinden und geringerer kognitiver Leistungsfähigkeit.
Entspannen oder Aufräumen? Beides!
Wer seine Schlafstörung lindern will, hört früh, dass er abends zur Ruhe kommen soll. Dieser Rat ist sogar Teil der Schlafhygiene. Nervige Aufgaben und körperliche Aktivität sollten am Abend vermieden werden. Das wirft die Frage auf: Wann soll man denn dann aufräumen? Und wie verhindert man, dass es in der Familie zu Streit führt?
Wenn Aufräumen ein entspannendes Abendritual werden soll, dann muss die Intention stimmen. Meine schlaflose Klientin beschließt, dass nicht die perfekte Optik ihr Ziel sein soll. Es geht vielmehr darum, für sich selbst das Gefühl der Kontrolle zu erzeugen. Ich rate ihr: Verdammen Sie nicht die ganze Familie zum Helfen. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die gerade anderes zu tun haben. Es geht erst einmal um Ihren Schlaf. Also kümmern Sie sich um sich.
Räumen Sie am Abend einiges weg. Sagen Sie Bescheid, dass Sie nicht gestört werden wollen, und dann schauen Sie sich an, was vor Ihnen liegt. Und dann fangen Sie an. Aufräumen geht oft schneller, als die Masse erwarten lässt. Überlegen Sie sich vorab, was Sie mit Dingen tun, für die es keinen Ort gibt. Kann die Kleidung, aus der das Kind herausgewachsen ist, in eine große Kiste? Oder in ein eigenes Schrankfach? Oder vielleicht direkt in Tüten, die umgehend gespendet werden? Wohin können die Sommersachen? Überlegen Sie sich Antworten auf erwartbare Herausforderungen. Und freuen Sie sich aktiv, wenn eine Ecke frei geräumt ist.
Priorisieren Sie Ruhe vor Regeln
Nun wissen Eltern, dass Aufräumen am Abend bei Kindern eher nicht zur Beruhigung führt. Einigen Sie sich daher auf Regeln, die für das Kind sinnvoll sind. Vielleicht kann ein Teppich markieren, wo am Abend noch Spielzeug liegen darf und wo nicht? Oder Sie kleben mit Kreppband einen Weg ab, der immer frei bleiben muss – das danken Ihnen auch Ihre Füße. Gerade bei jüngeren Kindern kann es helfen, eine aufgebaute Spiellandschaft stehen zu lassen, Haufen aber wegzuräumen.
Aufräumen unter Zwang dient niemals dazu, Kinder zu ordentlichen Mitbewohnern zu erziehen. Schaffen Sie eine Wertschätzung für freie Spielfläche und stellen Sie viele Boxen bereit, in denen die Haufen verschwinden können. Feiern Sie auch mit Ihrem Kind – aber nicht die Ordnung, sondern die Fläche, auf der Neues entstehen kann.
Ein fester Aufräum-Tag in der Woche kann ebenfalls helfen, regelmäßig eine gute Grundlage zu schaffen. Vielleicht Sonntag? Staubsaugen ist ein gutes Argument, schließlich soll kein winziger Reithelm im Beutel verschwinden. Machen Sie es am späten Nachmittag, dann ist vielleicht noch Energie da. Wenn das Kind nun gar nicht verhandlungsbereit ist: Priorisieren Sie Ruhe vor Regeln. Ein Schreigefecht ist auch keine gute Grundlage für ruhigen Schlaf.
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