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Kompaktlexikon der Biologie: Ratten

Ratten, Rattus, zu den Echten Mäusen (Muridae) rechnende Gatt. mit unbekannter Artenzahl (etwa 570 Formen beschrieben!); Kopfrumpflänge 10 – 30 cm, mit meist längerem Schwanz, der dünn behaart ist. Herausragendes Merkmal der R. ist ihre enorme Anpassungsfähigkeit, u.a. als Kulturfolger an die Lebensweise des Menschen. Durch hohe Fortpflanzungsrate und geringen ökologischen Spezialisierungsgrad gelang es den R., sich von ihrem voreiszeitlichen Ursprungsgebiet (Ost- und Südostasien) bis heute weltweit auszubreiten und dabei die unterschiedlichsten Lebensräume zu besiedeln. Durch den Menschen weltweit verbreitet wurde die Hausratte (Rattus rattus). In Europa lebt bevorzugt die überwiegend grauschwarz gefärbte Hausratte i.e.S. (Rattus rattus rattus), die stark an menschliche Behausungen gebunden ist. Sie ist vorwiegend nachtaktiv und ernährt sich vor allem von Früchten, Samen, Getreide. Als Nahrungskonkurrent und Überträger von Krankheiten (u.a. Pest) wird die Hausratte seit alters her vom Menschen verfolgt. Die Wanderratte (Rattus norvegicus), war ursprünglich in den Steppengebieten Ostasiens beheimatet. Sie ist oberseits graubraun, unterseits schmutzigweiß bis grau. Auch sie zeigt eine große Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Lebensräume und Nahrungsangebote sowie eine hohe Vermehrungsrate und wurde durch den Menschen weltweit verbreitet. Europa erreichte die Wanderratte wahrscheinlich schon im Mittelalter, Nordamerika um 1750. Wenn möglich, z.B. auf Müllplätzen und an Gewässerufern („Wasserratte“), legen Wanderratten im Unterschied zur Hausratte ausgedehnte unterirdische Gangsysteme an. Sie leben in Familienverbänden mit fester Rangordnung zusammen; Gruppenmitglieder erkennen sich am Geruch und verteidigen ihr Territorium gegen fremde Artgenossen. Für Vögel und Kleinsäuger sind Wanderratten gefürchtete Nesträuber. Dem Menschen kann die Wanderratte als Krankheitsüberträger (z.B. Pest, Tollwut) gefährlich werden. Die so genannte „Laborratte“ ist eine Zuchtform der Wanderratte.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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