Lexikon der Biologie: Entenvögel
Entenvögel, Anatidae, Familie der Gänsevögel mit 147 Arten und 44 Gattungen; hierzu gehören die Gänse, Enten und die australischen Spaltfußgänse (Anseranas); weltweit verbreitet, fehlen in der Antarktis und auf einigen pazifischen Inseln. Entenvögel sind fast durchweg Wasservögel mit massivem Körperbau, langem, aus 15–25 Wirbeln gebildetem Hals, der im Flug gestreckt und im Schwimmen oft s-förmig getragen wird, zum Rudern geeignete Schwimmfüße mit Schwimmhäuten (Schwimmhaut) zwischen den vorderen 3 Zehen (bei Spaltfußgänsen zurückgebildet); der große, mehr oder weniger abgeplattete Schnabel ist von einer tastempfindlichen Haut überzogen, an der Spitze mit einer harten Hornplatte („Nagel“), im Innern mit 2 Hornlamellen-Reihen; stellt in Verbindung mit der fleischigen, beidseitig gekerbten Zunge einen Seihapparat dar; Schnabel und Zunge besitzen zahlreiche Sinneszellen (Herbstsche Körperchen und Grandry-Körperchen). Beim „Schnattern“ saugen Enten das Schlammwasser an der Schnabelspitze auf, pressen es mit Hilfe ihrer Stempelzunge am Ende zwischen den Schnabelrändern nach außen und filtern dabei mit den Lamellen pflanzliche und tierische Nahrungspartikel heraus; bei den Gänsen sind die äußeren Lamellen gröber und eignen sich zum Abbeißen von Gras und Kräutern; die Säger besitzen statt der äußeren Lamellen spitze Hornzähne zum Festhalten von erbeuteten Fischen. Die Bürzeldrüse ist in Anpassung an das Wasserleben besonders groß. Gefieder und Stimme sind in beiden Geschlechtern bei den Gänsen und Schwänen weitgehend gleich, bei den Enten meist verschieden. Nach der Brutzeit werden alle Schwungfedern gleichzeitig gemausert (Mauser); die vorübergehende (4–7 Wochen) Flugunfähigkeit führt zu einem versteckten Leben, oft durch ein Schlichtkleid (auch der Männchen) unterstützt. Die Entenvögel leben in Einehe (Monogamie) mit jährlichem Wechsel oder lebenslänglicher Ehe. Der eigentlichen Paarung im Frühjahr geht oft eine „Verlobung“ im Herbst bei noch inaktiven Keimdrüsen voraus; die Begattung erfolgt fast ausschließlich im Wasser; in Anpassung hieran besitzen die Männchen einen erigierbaren Penis (eine Seltenheit bei Vögeln). Das Nest am Boden, in Erd- oder Baumhöhlen enthält 3–12 einfarbige Eier (Vogeleier II); ein Nest wird aus Pflanzenteilen in Reichweite gebaut; mit Vollendung des Geleges polstert das Weibchen mit ausgerupften Bauch-Daunenfedern (Dunen) das Nest aus und deckt die Eier beim Verlassen des Geleges zu. Die nach einer Brutzeit von 21–43 Tagen gleichzeitig schlüpfenden Jungen sind Nestflüchter und zur selbständigen Nahrungssuche befähigt und suchen hierzu auch das Wasser auf; sie folgen einige Zeit der Mutter bzw. den Eltern. Viele Entenvögel sind Zugvögel (Vogelzug); sie sind schnelle und ausdauernde Flieger und versammeln sich in großen Schwärmen an Gewässern, entsprechend dem Nahrungsangebot arttypisch auf verschiedene Zonen verteilt. Gefährdungen drohen z.B. durch Wasserbaumaßnahmen und damit Verringerung der Brutmöglichkeiten und durch die Ölpest. Zu Haustieren (Haustierwerdung) wurden bisher 5 Arten: Stockente (Anas platyrhynchos; Schwimmenten), Graugans(Anser anser), Schwanengans (Anser cygnoides), Moschusente (Cairina moschata;Glanzenten) undin jüngerer Zeit die Kanadagans (Branta canadensis;Gänse). Domestizierte Formen sind oft gekennzeichnet durch höheres Gewicht, Verringerung der Flugfähigkeit, aufrechtere Sitzhaltung und Gefieder-Weißfärbung, bedingt durch Pigmentverlust. Bereits mehrere Jahrhunderte v.Chr. hielten die Ägypter Enten als Hausgeflügel. ö Entenvögel I ö Entenvögel II , Rassen- und Artbildung I–II.
M.N./O.H.
Lit.:Kolbe, H.: Die Entenvögel der Welt. Ein Handbuch für Liebhaber und Züchter. Stuttgart 41990. Oldenettel, J.: Ziergeflügel halten. Hühner- und Entenvögel. Stuttgart 21998.
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