Lexikon der Biologie: Mücken
Mücken, Nematocera, Unterordnung der Zweiflügler mit über 15.000 Arten in ca. 30 Familien ( ü vgl. Tab. ). Der Körper der Imagines ist im Gegensatz zu den gedrungen wirkenden Fliegen eher länglich und schmal. Er ist je nach Art ganz unterschiedlich gefärbt und weist die typische Dreigliederung der Insekten in Kopf, Brust und Hinterleib auf. Die Körperlänge kann je nach Art zwischen einigen mm und mehreren cm betragen. Der Kopf trägt im Gegensatz zu den Fliegen meist lange, fadenförmige Fühler (Antennen), die aus 6 bis 70 Gliedern bestehen können (Gehörorgane [Abb.], Homologie ). Die Mundwerkzeuge (Verdauung II) sind meist stechend-saugend, womit die Imagines, wenn überhaupt, je nach Art Pflanzensäfte, Blütennektar oder Blut (Blutsauger) aufnehmen, wie z.B. die Stechmücken ( ü vgl. Abb. ). Wie auch bei den Fliegen ist das 2. Flügelpaar (Insektenflügel) an der Brust (Thorax) zu Schwingkölbchen (Halteren) umgewandelt, die zur Steuerung und Aufrechterhaltung des Gleichgewichts beim Flug (Flugmechanik) dienen. Dieser erreicht bei den meisten Mücken nicht die Geschwindigkeit und Wendigkeit wie der vieler Fliegen und wirkt oft (z.B. bei den Tipulidae) träge und flatterhaft. An den 3 Paar Beinen kann man die typische Gliederung des Insektenbeins (Extremitäten) erkennen. Sie sind meist lang, wenig spezialisiert und mehr zum Festhalten als zum Laufen geeignet. Zur schlanken Gestalt der Mücken trägt der meist dünne, zylinder- oder spindelförmige Hinterleib (Abdomen) bei, der sich aber bei blutsaugenden Familien (z.B. Stechmücken, Gelsen) durch die Nahrungsaufnahme erweitern kann. Entwicklung: Der Kopulation der Mücken geht häufig eine Schwärmphase voraus. Die Eier werden oft in großer Anzahl häufig in oder an Gewässer abgelegt. Die holometabole Entwicklung (Holometabola) findet im Gegensatz zu der vieler Höherer Fliegen meist im Wasser statt, es gibt aber auch terrestrische Entwicklung, wie z.B. bei den Mottenmücken und Haarmücken ( ü vgl. Abb. ). Die Larven ( Larven II ) entsprechen nicht dem Typ der Made, sondern besitzen eine kräftige, oft dunkler gefärbte Kopfkapsel; stets ohne Beine, lediglich manchmal stummelartige Ersatzorgane, die oft mit Häkchen oder Borsten besetzt sind. In Anpassung an ihre Lebensweise ist die Gestalt und Ernährung der Mückenlarven sehr mannigfaltig. So haben Mückenlarven in stark strömenden Fließgewässern (Bergbach [Abb.]; Längszonierung der Fließgewässer [Farbtafel]) Saugnäpfe (Lidmücken; ü vgl. Abb. ) oder Haftgespinste (Tipulidae) ausgebildet oder bauen Wohnröhren (einige Gattungen der Zuckmücken). Zur Nahrungsaufnahme kommen Borstenfächer (Kriebelmücken) und Strudelorgane (Stechmücken) vor. Es gibt aber auch räuberische Mückenlarven (z.B. bei den Tipulidae) oder reine Pflanzenfresser. Die Atmung unter Wasser findet vorwiegend über die ganze Körperoberfläche statt, aber auch Analkiemen (Tipulidae) oder Atemröhren kommen vor. Die Puppe der Mücken ist eine oft zur Bewegung befähigte Mumienpuppe, aus der die Imagines durch einen präformierten, T-förmigen Spalt schlüpfen, ähnlich wie die Spaltschlüpfer (Orthorrhapha) unter den Fliegen (Fliegen [Abb. 6a]). – Die Bedeutung der Mücken liegt vor allem in der Nahrungsgrundlage für viele andere Lebewesen, als Larven (z.B. Zuckmückenlarven) für Fische, als Imagines für viele Vögel, Fledermäuse, Spinnen oder Libellen. Für den Menschen sind die blutsaugenden Mücken bei uns nur lästig, gefährlich dagegen in vielen tropischen Gebieten als Überträger von Krankheiten (Infektionskrankheiten), wie z.B. die Mücke Anopheles von Malaria. Innerhalb der Gruppe der Zweiflügler zählen die Mücken zusammen mit den Niederen Fliegen zur ursprünglicheren Gruppe, die wahrscheinlich jedoch paraphyletisch ist. Die systematische Einordnung in die Familien ist in vielen Fällen noch nicht endgültig. Flugmuskeln, Gruppenbalz; Genaktivierung , Insekten II .
G.L./H.P.
Lit.:Haupt, J. und H.: Fliegen und Mücken. Beobachtung und Lebensweise. Augsburg 1998.
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