Lexikon der Biologie: Rosengewächse
Rosengewächse, Rosaceae, nahezu weltweit, vor allem in den nördlich-gemäßigten Zonen verbreitete Familie der Rosenartigen mit 107 Gattungen ( ä vgl. Tab. ) und ca. 3100 Arten (darunter auch Sammelarten aus jungen, oft ökologisch spezialisierten Sippen). Meist Stauden, Sträucher oder Bäume mit vielgestaltigen, einfachen bis mehrfach gefiederten Blättern (oft mit Nebenblättern bzw. Nektarien) sowie gewöhnlich radiären, staminokarpellaten, 5zähligen Blüten ( ä vgl. Abb. 1 ) mit meist zahlreichen Staub- und Fruchtblättern. Der Blütenbecher kann flach bis röhrenförmig ausgebildet sein; nicht selten ist auch ein Außenkelch vorhanden. Die Früchte zeigen große Unterschiede ( Fruchtformen ), anhand derer die Rosengewächse in 5 Unterfamilien (in der Literatur zum Teil auch nur 4) eingeteilt wurden ( ä vgl. Tab. ): Die Spiraeoideae besitzen meist kleine, in großen (Dolden-)Rispen angeordnete Blüten (Blütenbecher schüsselförmig; 2–5 Karpelle mit jeweils 2 bis zahlreichen Samenanlagen) sowie vielsamige Balg- oder Kapselfrüchte. Der bis 20 m hohe, weißlich blühende Chilenische Seifenbaum (Quillaja saponaria; Chile, Peru) enthält in seiner dicken, dunklen Rinde (Quillajarinde oder Panamarinde) Saponine, die als Waschmittel verwendet werden. Als Zierpflanzen dienen: Die weiß oder rosa blühende Blasenspiere (Physocarpus; 10 Arten; Nordamerika, Nordostasien), u.a. mit der Virginia-Blasenspiere (Physocarpus opulifolius); der ebenfalls weiß oder rosa blühende Spierstrauch (Spiraea; etwa 80 Arten auf der gesamten nördlichen Hemisphäre; ä vgl. Abb. 2 ), u.a. mit dem Japanischen Spierstrauch (Spiraea japonica); die Blumenspiere, Radspiere oder Prachtspiere (Exochorda; 4 Arten; Ostasien) mit weißen Blüten und Kapselfrüchten sowie die weiß blühende Federspiere (Sorbaria; 4 Arten; Ostasien). – Bei den Rosoideae sind die Karpelle in der Regel zahlreich und die Blütenachse konvex oder konisch geformt. Die 1samigen Nüßchen oder Steinfrüchtchen bilden oft mit dem Blütenbecher oder der vorgewölbten Blütenachse eine Sammelfrucht. Die wirtschaftlich wichtigsten Gattungen sind Rubus, Erdbeere und Rose. Weitere Zierpflanzen stammen aus Gattungen wie Spierstaude, Fingerkraut, Frauenmantel, Nelkenwurz und Kerrie. Die Scheinkerrie oder Schneekerrie (Jambukistrauch, Rhodotypos; 1 Art; Ostasien) fällt auf durch große weiße Blüten und schwarz glänzende Früchte. Die Golderdbeere (Waldsteinia; 6 Arten; nördlich-gemäßigte Zone) ähnelt in ihrem Habitus der Erdbeere, blüht aber gelb. Fallugia paradoxa (einzige Art der Gattung; Südwesten Nordamerikas) ist ein kleiner, weiß blühender Wüstenstrauch, dessen kleine, ledrige Früchtchen mit langen, fedrigen Fortsätzen ausgestattet sind. Die Blüten der Schneelocke (Neviusia; 1 Art) fallen auf durch zahlreiche leuchtend weiße Staubblätter; eine Blütenhülle fehlt. – Die Neuradoideae bestehen lediglich aus der Gattung Neurada, deren Blüten 5–10 miteinander und mit dem Blütenbecher verwachsene Karpelle aufweisen. – Die Prunoideae zeichnen sich gewöhnlich durch 1 freies Karpell aus. Die Frucht ist eine 1samige Steinfrucht mit steinhartem Endokarp und einem meist saftigen Fruchtfleisch. Wichtigste Gattung ist Prunus. – Die Maloideae unterscheiden sich von allen anderen Unterfamilien durch ihre Chromosomengrundzahl 17 (anstelle von 7, 8 oder 9). Die Blüte besitzt 2–5 Karpelle, die mit der Innenwand des Blütenbechers verwachsen sind. Dieser wird zur Fruchtzeit fleischig und bildet zusammen mit den Karpellen eine Kernfrucht. Wichtigste Nutzpflanzen sind Apfelbaum, Birnbaum und Quitte. Beliebte Ziergehölze sind u.a. Felsenbirne, Feuerdorn, Zwergmispel, Weißdorn, Glanzmispel und die karminrot blühende Scheinquitte oder Zierquitte (Chaenomeles, Choenomeles; 3 Arten; Ostasien; ä vgl. Abb. 2 ), deren harte Früchte sogar eßbar sind. Als wichtigste Lieferanten von Steinobst (Kirsche, Pflaume, Pfirsisch, Aprikose usw.; Obst I ), Kernobst (Äpfel, Birnen, Quitten; Kulturpflanzen VII ) und Beerenfrüchten (Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren usw.; Beerenobst ) in der gemäßigten Zone sind die Rosengewächse von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ein Charakteristikum der Familie ist das Auftreten von cyanogenen Glykosiden. Dabei ist in den Blättern und Sprossen vor allem Prunasin, in den Samen dagegen Amygdalin zu finden. Die höchsten Amygdalin-Konzentrationen treten in Samen der Gattung Prunus auf, geringere in Samen der Unterfamilie Maloideae (wie z.B. beim Apfelbaum). ä Rosengewächse I ä Rosengewächse II .
N.D.
Rosengewächse
Unterfamilien und wichtige Gattungen:
Spiraeoideae
Blasenspiere (Physocarpus)
Blumenspiere (Exochorda)
Chilenischer Seifenbaum
(Quillaja)
Geißbart(Aruncus)
Spierstrauch (Spiraea)
Rosoideae
Acaena
Aphanes (Frauenmantel)
Blutauge(Comarum)
Duchesnea
Erdbeere(Fragaria)
Fallugia
Fingerkraut(Potentilla)
Frauenmantel(Alchemilla)
Hagenia
Kerrie(Kerria)
Nelkenwurz(Geum)
Neviusia
Odermennig(Agrimonia)
Rhodotypos
Rose(Rosa)
Rubus
Silberwurz(Dryas)
Spierstaude(Filipendula)
Waldsteinia
Wiesenknopf(Sanguisorba)
Neuradoideae
Neurada
Prunoideae
Prunus
Maloideae
Apfelbaum(Malus)
Aronia
Birnbaum(Pyrus)
Chaenomeles
Felsenbirne(Amelanchier)
Feuerdorn(Pyracantha)
Glanzmispel(Photinia)
Mispel(Mespilus)
Quitte(Cydonia)
Sorbus
Weißdorn(Crataegus)
Zwergmispel(Cotoneaster)
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