Lexikon der Biologie: Schale
Schale, 1) Botanik: Samenschale, Samen. 2) Zoologie: a) Huf bzw. Klaue des Schalenwilds. b) Bezeichnung für kapselförmige Chitin- oder Kalkpanzer, die ein Tier einschließen (Carapax, Gehäuse, Panzer), insbesondere das Ostracum, die vom Mantel-Epithel gebildete, feste, äußere Hülle der Weichtiere, die ihnen Schutz gegen negative Umwelteinflüsse und Feinde bietet, Ansatzstelle und Antagonist zahlreicher Muskeln ist und in manchen Fällen der Bewegung (Schwimmen: Kammuscheln und Feilenmuscheln) oder als Werkzeug dient (Bohrmuscheln). Bei den Käferschnecken besteht die Schale aus 8 dorsalen Platten, die dachziegelartig übereinandergreifen und begrenzt gegeneinander beweglich sind. Sie ermöglichen seitliches Verbiegen des Körpers beim Kriechen und eine Einrollbewegung. Die Schalenweichtiere haben nur 1 Schale, die den Körper ursprünglich völlig umschließt und mit diesem durch die Schalenretraktor- (Retraktoren) und Mantelrandmuskeln verwachsen ist. Bei den Schnecken wird die Verbindung nur durch den Spindelmuskel hergestellt. – Während der Embryonalentwicklung sezerniert die Schalendrüse ein Conchinhäutchen (Conchin), das durch Kalkeinlagerung zur Primärschale (Protoconcha;Protoconch) wird. Der weitere Flächenzuwachs erfolgt am Mantelrand (Mantel), das Dickenwachstum im gesamten Mantelbereich. Die Primärschale, meist anders strukturiert als die Adultschale (Teloconcha;Teloconch), bleibt entweder im Apikalbereich erhalten oder wird abgestoßen. Der Flächenzuwachs erfolgt periodisch und wird durch Zuwachsstreifen markiert. Er hält zeitlebens an, vermindert sich jedoch mit zunehmendem Alter. Bei vielen Schnecken (z.B. Purpurschnecken) wird der jeweilige Mündungsrand wulstig verdickt. Diese Längswülste bleiben beim weiteren Wachstum als Varizen erhalten. Die Schale wird durch Anlagerung von CaCO3-Schichten gehärtet, in denen verschiedene Kristallformen und -texturen auftreten. Zwischen die anorganischen Schichten sind Conchinlagen eingeschoben. CaCO3 kristallisiert in der Schale meist als Aragonit oder Calcit (Kalk), wobei ersterer insbesondere die innere Schicht vieler altertümlicher Mollusken, die Perlmutter, bildet, während letzterer vorwiegend in mechanisch stabilen Schalen mit gekreuzt-lamellärer Struktur vorkommt. Zum Grundtypus der Konstruktion gehören die äußere Schalenhaut, darunter eine Prismenschicht und innen eine Perlmutterschicht, doch gibt es entsprechend der großen Anzahl von Entwicklungslinien bei den Weichtieren zahlreiche Abweichungen von diesem Grundplan. Direkt unter der Schalenhaut liegt die Musterkalkschicht, in die das erzeugende Epithel periodisch oder kontinuierlich Pigmente einlagert, die das vielfältige Farb- und Zeichnungsmuster verursachen. Schnecken mit weiten Mantellappen, wie die Porzellanschnecken, lagern der Schalenhaut eine mustertragende Porzellanschicht oder Schmelzschicht auf. Verlust der Schale kann nicht ersetzt werden, doch sind kleinere Beschädigungen reparabel. Allerdings haben die ausgebesserten Verletzungen eine abweichende Feinstruktur. – Die Schale bildet das Gehäuse der Schnecken und Perlboote, die Klappen der Muscheln (Farbtafel) und die Röhre der Kahnfüßer, doch wird sie in vielen Fällen stark verkleinert, so daß sie den Weichkörper nicht mehr aufnehmen kann (z.B. Rucksackschnecken), oder auf innere Reste reduziert (Nacktschnecken, Höhere Kopffüßer [Farbtafel]). In einigen Fällen wird sie durch sekundäre Schalen (Sekundärgehäuse) mit Spezialaufgaben ersetzt (z.B. Papierboot), oder es bleibt die Fähigkeit des Mantelepithels, Kalk auszuscheiden, erhalten (Auskleiden des Bohrgangs bei Schiffsbohrern). Die vielgestaltigen Schalen der Weichtiere, die Conchylien, sind Gegenstand menschlicher Sammelleidenschaft, weshalb alle besonders attraktiven Arten bestandsgefährdet sind. Viele Schalen waren und sind Ausgangsmaterial für Schmuck und Geräte, andere werden als Kalkdünger genutzt. Brachiopoden, Einzeller, Gestalt, Molluskengeld, Muschelgeld, Scharnier, Schließmuskeln, Symmetrie; Weichtiere.
K.-J.G.
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