Lexikon der Biologie: Tauben
Tauben, Columbidae, weltweit verbreitete Familie der Taubenvögel mit ca. 300 Arten. Tauben ( vgl. Abb. ) sind lerchen- bis gänsegroß, mit kleinem Kopf, kurzem Hals, geradem, meist dünnem Schnabel und gutem Flugvermögen. Die Speiseröhre bildet einen zu 2 Seitentaschen ausgebuchteten Kropf ( Darm ). Tauben leben von Sämereien oder Früchten. Stimme gurrend, heulend oder kichernd. Nest locker gebaut aus Reisern, Stroh- und Grashalmen, auf Bäumen, seltener in Höhlen. Sie legen 1–2 weiße Eier, die von beiden Eltern in 15–19 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen sind Nesthocker und werden in den ersten 6–7 Tagen mit der Kropfmilch, einem käsigen Sekret der Kropfepithelien, von beiden Eltern gefüttert; dann erhalten sie zusätzlich im Kropf erweichte Körner. Tauben trinken anders als die übrigen Vögel: sie stecken den Schnabel ins Wasser und saugen dieses ein, ohne den Kopf zu erheben. Die größte Artenvielfalt herrscht in den Tropen. Die endemisch auf Neuguinea vorkommende Kronentaube (Goura cristata;Australien I ) ist mit 80 cm Länge und 1,5 kg Gewicht die größte heute noch lebende Art; sie besitzt ein schieferblaues Gefieder und trägt einen Federfächer auf dem Kopf. Die nordamerikanische Wandertaube (Ectopistes migratorius;Nordamerika V ) gelangte zu einer traurigen Berühmtheit: dieser farbenprächtige Vogel kam noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts in riesigen Schwärmen vor und wurde dann innerhalb weniger Jahre völlig ausgerottet; die letzte Wandertaube starb 1914 in einem Zoo. Die weltweit in Städten scharenweise vorkommenden Straßentauben sind Nachkommen verwilderter Haustauben, die ihrerseits auf die Felsentaube (Columba livia;Mediterranregion II ) zurückgehen. Diese lebt kolonieweise an Felsen und in Höhlen, bevorzugt an der Meeresküste; sie hat 2 schwarze Flügelstreifen und einen weißen Bürzel. Letzterer fehlt der mit 33 cm Länge gleich großen Hohltaube (Columba oenas;Europa XV ), die zum Brüten auf Baumhöhlen angewiesen und in weiten Gebieten von Deutschland selten geworden ist. Mit 41 cm Länge ist die Ringeltaube (Columba palumbus;Europa XV ) die größte einheimische Art; sie ist leicht an den weißen Hals- und Flügelflecken zu erkennen; fliegt mit laut klatschendem Flügelschlag ab; ihr charakteristischer Balzflug führt steil aufwärts und nach einem Flügelklatschen allmählich schräg abwärts. Offene baumbestandene Landschaft, oft Auwälder, bevorzugt die 27 cm große Turteltaube (Streptopelia turtur;Europa XV ); sie besitzt eine weiße Schwanzendbinde, eine rötliche Unterseite und beidseitig einen schwarzweißen Halsfleck; Zugvogel; der Gesang ist ein schnurrendes „turr turr“. Sie kommt zur Nahrungssuche oft auf den Boden, ebenso die 32 cm große, hellere Türkentaube (Streptopelia decaocto), die durch einen schwarzen Nackenring gekennzeichnet ist; die Türkentaube breitete sich von Südosten kommend seit Anfang der 1930er Jahre in stürmischer Entwicklung nach Mitteleuropa aus und besiedelt inzwischen Südskandinavien und sogar Island; stellenweise ist sie recht häufig und auch stimmlich sehr auffallend durch den dreisilbigen, auf der zweiten Silbe betonten Ruf „gu gu gu“. Aus der in Afrika südlich der Sahara und bis nach Arabien verbreiteten ähnlichen Lachtaube (Streptopelia roseogrisea) wurde als Volierentier eine Haustierform gezüchtet, die gelegentlich entkommt und im Freiland mit der Türkentaube verwechselt werden kann. Als Käfigvogel wird u.a. das südafrikanische Kaptäubchen (Oena capensis) gehalten. – Zusätzlich zu den wild vorkommenden Tauben sind etwa 200 Taubenrassen bekannt, die in verschiedensten Formen als Ziergeflügel und als Brieftauben gezüchtet wurden ( Selektion II ). Generalisierung (Abb.), Kompaßorientierung, Zählvermögen; Lernen .
M.N./O.H.
Tauben
1 Lachtaube, 2 Pfauentaube, 3 Krontaube, 4 Ringeltaube, 5 Kröpfer, 6 Tümmler, 7 Turteltaube, 8 Blauer Malteser
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