Lexikon der Biologie: Wüste
Wüste, trockenes und vegetationsarmes terrestrisches Ökosystem mit sehr geringen und jahreszeitlich unregelmäßigen Niederschlägen. Die Niederschlagsmenge liegt in der Regel unter 200 mm pro Jahr, in extremen Wüsten weit darunter. Neben den heißen Wüsten, die starke tägliche Schwankungen der Temperatur aufweisen, gibt es die kalten Steinwüsten (Hamada) und Eiswüsten. Aufgrund globaler Luftzirkulationsmuster (Atmosphäre) treten auf der Erde in beiden Hemisphären zwischen dem 15. und dem 30. Breitengrad ausgedehnte Wüstengürtel (Biom) auf. Auch die Regenschatten auf der windabgewandten Seite von Gebirgen können eine Wüstenbildung verursachen (Regenschattenwüste). Eine besondere Form der Wüste ist die aufgrund ungünstiger edaphischer Faktoren entstehende Salzwüste. Den Übergang der Wüste zur Steppe oder zum Grasland (Grasfluren) bildet die Halbwüste. – Neben den zahlreichen natürlichen Wüsten gibt es auch solche, deren Wüstencharakter auf den Einfluß des Menschen zurückgeht (anthropogene Wüsten; Desertifikation). Nach der Ausbildung der Vegetation unterscheidet man bei Trockenwüsten gewöhnlich zwischen Halbwüsten mit lückiger, aber noch weitgehend gleichförmiger Verteilung der Pflanzenindividuen, und Vollwüsten, in denen die Vegetation auf die wenigen Stellen mit etwas günstigerer Wasserversorgung (flache Senken, Trockentäler usw.) beschränkt bleibt. Wüstenpflanzen: Neben den hochspezialisierten ausdauernden Wüstenpflanzen beherbergt jede Trockenwüste (auch scheinbar vegetationslose Vollwüsten) eine Fülle kurzlebiger Pflanzen, sog. Ephemere, welche die Wüste nach den seltenen, zum Teil säkularen Regenfällen nach wenigen Tagen mit einer Flut von Blüten überziehen können. Die Samen vieler Ephemeren keimen erst, wenn die seltenen Niederschläge eine gewisse Mindestmenge übersteigen und wasserlösliche Keimungshemmstoffe aus der Samenschale herausgelöst haben. Das Überleben dieser Arten beruht auf einer Art Ausweichstrategie. Ihr aktiver Lebensabschnitt beschränkt sich auf wenige Tage bis Wochen. Dazwischen liegen Jahre der Samenruhe. Im Gegensatz zu den ephemeren Pflanzen zeigen viele der ausdauernden (perennierenden) Arten deutliche, äußerlich sichtbare Anpassungen an ihre wasserarme Umgebung. Häufig sind Sukkulenz (Sukkulenten), außerordentlich tief reichendes Wurzelsystem (bis 50 m; Wurzel), harte, ledrige, mit sehr dicker Cuticula versehene Blätter (Blatt), Abwurf von Vegetationsorganen und Verödung von Teilen des Wurzelsystems während lang anhaltender Trockenperioden, außerdem physiologische Merkmale, wie diurnaler Säurerhythmus und C4-Syndrom (C4-Pflanzen, Hatch-Slack-Zyklus). Diese Anpassungen sind oft in verblüffender Weise mit Merkmalen der Fraßabwehr (Dornen, Stacheln, giftige Inhaltsstoffe usw.; pflanzliche Abwehr) und Tarnung (z.B. Lebende Steine [Lithops], Pleiospilos) verbunden.
Wüstentiere sind meist sandfarben und hell, wodurch die Sonnenstrahlen stark reflektiert werden (andererseits dient die helle Farbe auch zur Tarnung). Zur Abgabe möglichst großer Wärmemengen besitzen Wüstentiere ein günstiges Körperoberflächen-Volumen-Verhältnis. Sie zeigen physiologische Anpassungen zur Wassereinsparung (Dromedar) und nutzen teilweise sogar Nebeltropfen zur Wasseraufnahme bzw. begnügen sich mit ihrem eigenen, im Stoffwechsel produzierten Wasser. Meist nachtaktiv (nachts kälter und feuchter). Manche Wüstentiere halten einen Sommerschlaf, andere sind Nomaden und wandern in regenreichere Gebiete. Bei vielen Wüstentieren erfolgt starke Vermehrung in regenreicheren Zeiten und dann schnelle Entwicklung, wie z.B. bei manchen Kröten, die bei Trockenheit in Trockenstarre in der Erde leben und bei Regen hervorkommen und in Wasserlachen ihre Eier ablegen. Afrika (Farbtafel I, VI), Asien (Farbtafel II, VI), Australien (Farbtafel I, II), Mediterranregion (Farbtafel I), Nebelwüste, Nordamerika (Farbtafel I, VIII), Südamerika (Farbtafel I, V, VI), Temperaturregulation, Trockenresistenz, Wasserhaushalt; Bodentypen I
Bodentypen II
, Vegetationszonen .
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