Lexikon der Chemie: Isonitrile
Isonitrile, Isocyanide, Verbindungen mit der allg. Formel R-NC, mesomere Grenzstrukturen:
R-N+≡C-| ≈ R--N=C|. I. leiten sich von der Isocyanwasserstoffsäure H-NC ab. I. sind sehr giftige, farblose, zum Teil kristalline Verbindungen mit unangenehmem, scharfem Geruch. Ihre Siedepunkte liegen tiefer als die der isomeren Nitrile. In alkalischer Lösung sind I. ziemlich hydrolysebeständig. In verd. Mineralsäuren werden sie leicht in Ameisensäure und primäre Amine gespalten:
R-N+≡C-| + 2 H2O → R-NH2 + HCOOH. Bei der Hydrierung von I. werden sekundäre Amine gebildet. Durch Einwirkung von Schwefel oder Quecksilber(II)-oxid auf I. entstehen Isothiocyanate bzw. Isocyanate. Die Addition von Chlor an I. führt zu Isonitrildichloriden:
R-N+≡C-| + Cl2 → R-N=CCl2. Beim Erhitzen der I. auf
Temperaturen über 200 °C erfolgt Isomerisierung unter Bildung der stabileren Nitrile. Man stellt I. her durch Wasserabspaltung aus N-monosubstituierten Formamiden, aus primären Aminen und Chloroform (Isonitrilreaktion) und durch Umsetzung von Halogenalkanen mit Silbercyanid. I. werden vorwiegend für organische Synthesen, z. B. bei der Passerini-Reaktion zur Herstellung substituierter α-Hydroxycarbonsäureamide sowie bei der Ugi-Reaktion zur Synthese N-substituierter α-Aminocarbonsäureamide, verwendet.
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