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Lexikon der Mathematik: Hardy, Godfrey Harold

britischer Mathematiker, geb. 7.2.1877 Cranleigh (England), gest. 1.12.1947 Cambridge.

Hardys Eltern, denen aus Geldmangel eine Hochschulkarriere versagt blieb, waren beide im Schuldienst tätig. Hardy und seine jüngere Schwester wuchsen in einer offenen und aufgeklärten Umgebung auf. Mit 13 Jahren wechselte Hardy auf das Winchester College, eine damals für eine sehr gute Mathematikausbildung bekannte Schule. Ab 1896 studierte er dann an der Universität Cambridge, 1900 wurde er Mitglied des Trinity College und lehrte dort bis 1919. Nachdem er bis 1931 als Suvilian-Professor für Geometrie an der Universität Oxford und zwischenzeitlich 1928/29 in Princeton gewirkt hatte, kehrte er als Professor für Reine Mathematik nach Cambridge zurück, wo er 1942 emeritiert wurde.

Hardy beschäftigte sich zunächst mit analytischen Fragen, vor allem der Konvergenz von <?PageNum _367Reihen bzw. Integralen. Sein Lehrbuch „A Course of Pure Mathematics“ gilt als die erste strenge Darlegung vieler Aspekte der Analysis in England und hatte einen spürbaren Einfluß auf die Universitätsausbildung. Einen Wandel brachte 1911 die beginnende, 35 Jahre währende Zusammenarbeit mit J.E. Littlewood (1885–1977). In dieser Zeitentstanden etwa 100 gemeinsame Arbeiten, in denen sie wichtige Beiträge zu diophantischen Approximationen, zur additiven Zahlentheorie, speziell zum Waringschen Problem, zur Theorie der Riemannschen ζ-Funktion, zur Fourier-Analyse sowie zur Theorie der Ungleichungen und divergenten Reihen lieferten. 1914 bewies Hardy z. B., daß die Riemannsche ζ-Funktion unendlich viele Nullstellen auf der Geraden Re(s) = 1/2 hat, 1921 verschärfte er zusammen mit Littlewood den Satz bezüglich der Lage der Nullstellen. In den zwanziger Jahren verbesserten beide die 1918 von Hardy und Ramanujan hervorgebrachte Kreismethode, sie erwies sich in der additiven Zahlentheorie bei der Behandlung des Waringschen Problems und seiner Modifikationen sowie der Frage nach Partitionen als äußerst nützlich und ist heute als Hardy-Littlewood-Kreismethode bekannt.

Als weitere Ergebnisse der Zusammenarbeit seien das Hardy-Littlewood-Kriterium für die Konvergenz der Fourier-Reihe einer 2π-periodischen Funktion und das Hardy-Littlewood-Theorem in der komplexen Funktionentheorie genannt.

1913 entdeckte Hardy das mathematische Talent des Inders S.Ramanujan, der sich autodidaktisch mit Mathematik beschäftigt hatte. Frucht der kurzen gemeinsamen Forschungen war 1918 die spektakuläre Entdeckung einer asymptotischen Formel für die Anzahl der Partitionen einer natürlichen Zahl und die ersten Ansätze zur erwähnten Kreismethode.

Neben Forschungsartikeln bereicherte Hardy die Mathematik durch mehrere wichtige Lehrbücher, etwa 1915 über Dirichlet-Reihen (gemeinsam mit Riesz), 1934 über Ungleichungen (mit Littlewood und Polya) und 1949 über Ungleichungen.

Für sein umfangreiches Schaffen erhielt er zahlreiche hohe Auszeichnungen.

  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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