Lexikon der Mathematik: Lorentz, Hendrik Antoon
Physiker, geb. 18.7. 1853 Arnheim, gest. 4.2.1928 Haarlem.
Lorentz, Sohn des Besitzers einer Baumschule, studierte in Leiden Physik, Mathematik und Astronomie. Nach erfolgreichem Examen war er als Gymnasiallehrer in Arnheim tätig. Im Jahre 1877 wurde er auf den ersten niederländischen Lehrstuhl für Theoretische Physik in Leiden berufen, ab 1912 leitete er ein physikalisches Forschungsinstitut in Haarlem.
Nach Arbeiten zur Thermodynamik, u. a. mit der Bestätigung der Gültigkeit der van der Waalschen Zustandsgleichung, wandte sich Lorentz der klassischen Elektronentheorie zu. Nach seiner Interpretation werden alle elektrischen und magnetischen Erscheinungen durch elektrische Ladungsträger verursacht. Diese Annahme gab Lorentz die Möglichkeit, die in Maxwells Feldtheorie auftretenden Konstanten zu bestimmen und die Dispersion des Lichts zu deuten (1897).
Lorentz war einer der letzten bedeutenden Physiker, die an der Ätherhypothese festhielten, obwohl viele seiner Arbeiten geradezu ihre Ablösung vorbereiteten, so über „elektrische und optische Erscheinungen in bewegten Körpern“ (1895, „Lorentz-Kraft“) und über die völlige Gleichberechtigung relativ gegeneinander bewegter Beobachtungssysteme (1899, „Lorentz-Transformation“).
Das Arbeitsspektrum Lorentz’ war nicht nur auf die theoretische Physik beschränkt. Er berechnete das Auftreten von Gezeiten, nahm großen Einfluß auf die Hochschulbildung und anstehende Universitätsreformen und war von 1911–1927 Organisator und Präsident der internationalen SolvayKongresse. Er erhielt 1902, zusammen mit Pieter Zeeman (1865–1943), den Nobelpreis für Physik.
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