Lexikon der Neurowissenschaft: Galanin
Galanin s,Egalanin, ein Neuropeptid, das zuerst aus dem Dünndarm des Schweins und später beim Menschen aus dem Darm, der Bauchspeicheldrüse und schließlich dem Gehirn isoliert wurde. Die biologische Wirksamkeit im Organismus ist vielfältig; unter anderem moduliert Galanin die Freisetzung verschiedener Hormone. Im Zentralnervensystem (ZNS) ist Galanin in sehr unterschiedlichen Strukturen identifiziert worden. Galanin findet sich vor allem in Neuronen des Locus coeruleus, die in den Cortex und Hippocampus projizieren. Galanin colokalisiert außerdem mit Serotonin in Neuronen des Raphekerns und colokalisiert mit Acetylcholin in Neuronen des Vorderhirns. Weiterhin wird Galanin in verschiedenen Kernen des Hypothalamus (im präoptischen Bereich, im Nucleus paraventricularis und im Nucleus supraopticus), Strukturen des limbischen Systems (Septum) aber auch in Rückenmarksneuronen und in einigen primären sensorischen Neuronen synthetisiert. Galaninwirkungen werden durch mindestens 2 verschiedene Rezeptortypen (GalR1, GalR2) vermittelt, die sich ebenfalls in sehr verschiedenen Strukturen des ZNS nachweisen lassen (Cortex, limbisches System, Hypothalamus, Hirnstamm und Rückenmark). In der Regel vermittelt die Aktivierung dieser Rezeptoren eine hyperpolarisierende und damit hemmende Wirkung auf die Aktivität des Zielneurons. – Auf Rückenmarksebene hemmt Galanin die Schmerzverarbeitung (Schmerz). Hypothalamisch scheint Galanin in die Regulation der Nahrungsaufnahme einzugreifen. In Rattenexperimenten konnte gezeigt werden, daß eine positive Korrelation zwischen Verlangen nach fetthaltiger Nahrung und der Galaninkonzentration im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus besteht. Tiere, bei denen dies der Fall ist, leiden unter Fettleibigkeit und weisen einen geringen Insulingehalt im Blut auf. Die Blockade der Galanin-Rezeptoren im Hypothalamus der Ratten verringert die Vorliebe für fetthaltige Nahrung. Hippocampal vermittelt führt Galanin zu einer Verschlechterung von Lern- und Gedächtnisleistungen, allerdings divergieren die entsprechenden Ergebnisse aus Tierversuchen sehr stark und sind abhängig vom Ort der zentralnervösen Galaningabe. Es wurde außerdem vermutet, daß Galanin aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf noradrenerg bzw. serotonerg vermittelte Erregung depressiogene Aktivität besitzt (Depression). Galanin wird bei neuronalen Schädigungen und Entzündungen verstärkt synthetisiert und könnte im Rahmen dieser Prozesse kompensatorische Funktionen erfüllen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.