Reduktionismus: Nur ein Haufen Neurone?
So ein Regenbogen ist schon herrlich anzuschauen. Bunt schillernd spannt er sich weit über den Horizont, als könnte man darauf spazieren gehen. Doch wie wir alle einmal in der Schule gelernt haben, geht das faszinierende Phänomen darauf zurück, dass die Sonnenstrahlen von feinsten Regentröpfchen in ihre Spektral-bestandteile aufgespalten werden. Pure Physik also.
Das tun Forscher ständig: Sie übersetzen facettenreiche Erscheinungen in Theorien, die mit möglichst wenigen Grundbegriffen auskommen und dennoch die beobachtbaren Daten erklären können. Auf den menschlichen Geist angewandt, weckt dieses Vorgehen allerdings häufig ein giftiges kleines Gespenst. Sein Flattergewand besteht aus Sätzen der Form "x ist nichts anderes als y", weshalb der Philosoph Donald Davidson ihm den Spitznamen "Nichts-anderes-als-Reflex" gab.
Die Seele ist "nichts anderes als" das Produkt neuronaler Aktivität, Liebe "nichts anderes als" eine Abfolge neurophysiologischer Reaktionen und das Selbst "nichts anderes als" ein Trugbild. Dieses Gespenst beschwören regelmäßig sowohl Forscher wie auch Popularisierer von Wissenschaft – mit zugespitzten Formulierungen und der Verheißung, die Erkenntnisse der Neurowissenschaft würden das abendländische Weltbild revolutionieren. Auf der anderen Seite weisen empörte Kritiker dies als Anmaßung zurück. Die Wissenschaft könne den Menschen niemals auf das bloße Feuern von Neuronen reduzieren. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Wort – "Reduktionismus"? ...
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