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Erinnerung: Ganz normale Vergesslichkeit

Jeder verlegt hin und wieder seinen Schlüssel, vergisst Namen oder verpasst Termine. Muss man sich deshalb Sorgen machen? Nein, sagen Hirnforscher, eine gewisse Schusseligkeit ist normal. Der Grund dafür liegt in der Arbeitsweise unseres Gedächtnisses.

Neulich fiel mir ein Leserbrief in einer Modezeitschrift in die Hände. Er bezog sich auf einen Beitrag, der den Mangel an Covermodels mit »normalen« Körpermaßen monierte. Die Leserin fragte: »Was ist das? Ich bin nicht klein, ich bin nicht kurvig, auch nicht zierlich und schon lange nicht groß.« Ob sie deshalb normal gebaut sei? Ähnliches fragen sich die meisten von uns wohl hin und wieder in puncto Erinnerungsvermögen: Bin ich besonders vergesslich? Oder liegen meine Gedächtnislücken noch im Bereich des Normalen? Spätestens, wenn wir über Menschen wie Kim Peak lesen, der 12 000 Bücher wiedergeben konnte, oder Suresh Kumar Sharma, der rund 70 000 Nachkommastellen der Zahl Pi auswendig gelernt hat, wirkt die eigene Merkfähigkeit in der Regel eher mager.

Dabei übersehen wir meist, was unser Gedächtnis Tag für Tag zu leisten vermag. Die etwa 87 Milliarden Nervenzellen mit ihren rund 15 Trillionen Synapsen im Gehirn verfügen über eine gigantische Speicherkapazität. Da das Denkorgan nicht wie ein Computer arbeitet, ist es schwer, sie in Zahlen zu fassen, doch eine grobe Schätzung von Experten lautet: 2,5 Petabyte! Wäre unser Gehirn ein Videorekorder, könnte es etwa drei Millionen Stunden Filme speichern, was für rund 300 Jahre nonstop fernsehen reichen würde.

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Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Spektrum der Wissenschaft – Altern - Was uns länger leben lässt

Menschen altern unterschiedlich – abhängig vom Lebensstil, der Ernährung, dem Stresspegel oder dem sozialen Umfeld. Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Ein wirksames Mittel gegen dieses Leiden ist immer noch nicht gefunden, neue Erkenntnisse aus der Forschung lassen jedoch hoffen. Die weltweit alternden Gesellschaften fordern aber nicht nur die Medizin heraus, sondern auch unsere Sozialfürsorge. Letztlich bleibt das wichtigste Ziel, möglichst lange gesund und agil zu bleiben.

Spektrum - Die Woche – Putzig, aber unerwünscht

Waschbären haben sich in Europa rasant verbreitet – die einen finden sie niedlich, andere sind nur noch genervt, weil die Tiere den Müll plündern oder in den Dachboden einziehen. Dazu kommen Risiken für Gesundheit und Natur. Wie stark schaden sie der heimischen Tierwelt und uns Menschen?

  • Quellen

Hsiao, K. et al.: A thalamic orphan receptor drives variability in short-term memory. Cell 183, 2020

Ramirez, S. et al.: Creating a false memory in the hippocampus. Science 341, 2013

Sun, C. et al.: Hippocampal neurons represent events as transferable units of experience. Nature Neuroscience 23, 2020

Zhao, Y. et al.: Amyloid β deposition and suspected non-Alzheimer pathophysiology and cognitive decline patterns for 12 years in oldest old participants without dementia. JAMA Neurology 75, 2018

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