Erinnerung: Ganz normale Vergesslichkeit
Neulich fiel mir ein Leserbrief in einer Modezeitschrift in die Hände. Er bezog sich auf einen Beitrag, der den Mangel an Covermodels mit »normalen« Körpermaßen monierte. Die Leserin fragte: »Was ist das? Ich bin nicht klein, ich bin nicht kurvig, auch nicht zierlich und schon lange nicht groß.« Ob sie deshalb normal gebaut sei? Ähnliches fragen sich die meisten von uns wohl hin und wieder in puncto Erinnerungsvermögen: Bin ich besonders vergesslich? Oder liegen meine Gedächtnislücken noch im Bereich des Normalen? Spätestens, wenn wir über Menschen wie Kim Peak lesen, der 12 000 Bücher wiedergeben konnte, oder Suresh Kumar Sharma, der rund 70 000 Nachkommastellen der Zahl Pi auswendig gelernt hat, wirkt die eigene Merkfähigkeit in der Regel eher mager.
Dabei übersehen wir meist, was unser Gedächtnis Tag für Tag zu leisten vermag. Die etwa 87 Milliarden Nervenzellen mit ihren rund 15 Trillionen Synapsen im Gehirn verfügen über eine gigantische Speicherkapazität. Da das Denkorgan nicht wie ein Computer arbeitet, ist es schwer, sie in Zahlen zu fassen, doch eine grobe Schätzung von Experten lautet: 2,5 Petabyte! Wäre unser Gehirn ein Videorekorder, könnte es etwa drei Millionen Stunden Filme speichern, was für rund 300 Jahre nonstop fernsehen reichen würde.
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