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Alzheimerforschung: Immunsystem treibt Nervenzellen in den Tod

Laut Tierversuchen könnten Hirnschäden, die für die Alzheimerkrankheit typisch sind, von Immunzellen verursacht werden. Und das lässt sich möglicherweise mit Arzneistoffen verhindern.
Zerfallendes Gehirn

T-Lymphozyten gehören zu den Zellen des Immunsystems. Sie galten bislang als weitgehend unbeteiligt an der Immunabwehr des Gehirns, da allgemein angenommen wurde, sie könnten die Blut-Hirn-Schranke nicht durchdringen. Seit etwa zwei Jahrzehnten verdichten sich jedoch die Hinweise darauf, dass die adaptive Immunabwehr – zu deren wichtigsten Akteuren die T-Zellen zählen – im menschlichen Gehirn durchaus aktiv ist. Ein Forschungsteam um Xiaoying Chen von der Washington University (St. Louis, USA) kommt jetzt nach umfangreichen Untersuchungen zu dem Schluss: T-Lymphozyten tragen bei neurodegenerativen Erkrankungen zum Absterben von Nervenzellen bei.

Falls sich das bestätigt, wirft es ein neues Licht auf die immunologischen Prozesse im Gehirn. Bei der Alzheimerkrankheit verklumpen Moleküle im Gehirn: Sowohl Proteinbruchstücke des Typs Beta-Amyloid als auch Tau-Proteine lagern sich zu großen Aggregaten zusammen. Obwohl beide Vorgänge als typische Krankheitszeichen gelten, hängt der Grad der Hirnschädigung nur mit der Tau-Anhäufung zusammen, nicht aber mit der von Beta-Amyloid. Lösen Tau-Proteine eine spezifische Reaktion in den umgebenden Hirnzellen aus, die zum Untergang von Neuronen führt? Chen und ihr Team sind dieser Frage nachgegangen, indem sie mit Mäusen experimentiert haben, bei denen entweder Beta-Amyloid im Gehirn verklumpt oder Tau, aber nicht beide gleichzeitig …

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  • Quellen

Carson, M. J. et al.: CNS immune privilege: Hiding in plain sight. Immunological Reviews 213, 2006

Chen, X. et al.: Microglia-mediated T cell infiltration drives neurodegeneration in tauopathy. Nature 615, 2023

Rustenhoven J., Kipnis J.: Brain borders at the central stage of neuroimmunology. Nature 612, 2022

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