Zementherstellung: Neuerfindung eines alten Baumaterials
Wer es als Erstes getan hat oder wann, ist unbekannt. Doch bereits im zweiten oder dritten Jahrhundert vor Christus zermahlten römische Ingenieure routinemäßig gebrannten Kalkstein und Vulkanasche und stellten daraus eine Substanz namens »caementum« her: ein Pulver, das zu härten begann, sobald man es mit Wasser vermischte.
Den noch feuchten Schlamm nutzten sie großzügig als Mörtel für ihre Ziegel- und Steinwerke. Noch ausgeklügelter wurde die Mischung, wenn sie Bimsstein, Kieselsteine oder Tonscherben in das Wasser einrührten: Im richtigen Verhältnis bindet der Zement schließlich alles zu einem starken, beständigen, steinähnlichen Konglomerat – dem »opus caementicium«, später auch »concretum« genannt.
Die Römer verbauten dieses Wundermaterial in ihrem gesamten Reich – in Viadukten, Wellenbrechern, Amphitheatern wie dem Kolosseum und sogar Tempeln. Das Pantheon in Rom besitzt bis heute die größte unbewehrte Betonkuppel der Welt.
Zwei Jahrtausende später tun wir mehr oder weniger immer noch das Gleiche: Gigatonne für Gigatonne gießen wir Beton, um Straßen, Brücken, Hochhäuser und andere sichtbare Pfeiler der modernen Gesellschaft zu bauen. Weltweit produziert die Menschheit heute jedes Jahr schätzungsweise 30 Milliarden Tonnen Beton. Und durch den Bauboom in sich rasch entwickelnden Ländern wie China und Indien wird diese Zahl noch weiter steigen.
Leider hat unsere lange Liebesbeziehung zu Beton auch zu unserem Klimaproblem beigetragen. Am häufigsten verwendet man zum Binden des heutigen Betons eine Innovation aus dem 19. Jahrhundert, bekannt als Portlandzement. Er wird unter hohem Energieaufwand in Öfen gebrannt. Mit jeder Tonne Produkt entsteht dabei mehr als eine halbe Tonne Kohlenstoffdioxid. Multipliziert mit dem enormen weltweiten Bedarf ergibt sich, dass die Zementherstellung zirka acht Prozent des gesamten weltweiten CO2-Ausstoßes verursacht …
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