Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Menschwerdung: Ein neuer Urahn?

Zwei Millionen Jahre alte Skelette aus Südafrika erschüttern das Weltbild der Paläoanthropologen. Über die Bedeutung dieser Überreste aus der Entstehungszeit der Gattung Mensch sind sich die Forscher keineswegs einig – doch der neue Fundort verspricht noch mehr Fossilschätze.
Ein neuer Urahn?

Irgendwann vor zwei bis drei Millionen Jahren bekamen unsere Vorfahren das Aussehen von Menschen. Nach allem, was wir wissen, spielte sich der Übergang in Afrika ab, vermutlich in einer Savannenlandschaft mit weiten Grasfluren, wie sie sich zu der Zeit ausbreiteten. In lichten Wäldern und an Waldrändern hatten damals schon über eine Million Jahre lang ihre Vorgänger gelebt, die Australopithecinen (»Südaffen«) – darunter auch »Lucy« und ihre Verwandtschaft. Diese Hominiden – noch als Vormenschen bezeichnet – besaßen zwar schon einen aufrechten Gang, erinnerten in vielem aber noch deutlich an Menschenaffen. Sie waren kurzbeinig, hatten lange Arme, große, kräftige Kletterhände und ein ziemlich kleines Gehirn. Doch das Klima wurde trockener, die Vegetation offener, und in Anpassung daran brachten sie neue Evolutionslinien hervor. In einer davon entstanden schließlich langbeinige Wesen mit geschickten Händen und einem viel größeren Gehirn: Die Gattung Homo trat in Erscheinung.

Seit Jahrzehnten durchkämmen Paläoanthropologen entlegene Winkel Afrikas nach fossilen Überresten der allerersten Menschen und ihrer unmittelbaren Vorgänger. Sie wurden aber nie richtig fündig, abgesehen vielleicht von einem Kieferbruchstück oder ein paar Zähnen hier und da. Denn die meisten entdeckten Knochenfossilien sind entweder zu alt oder zu jung für die entscheidende Übergangsphase. Das heißt, sie gehören zu den älteren Australopithecinen – oder aber schon zu etwas späteren Frühmenschen. Zusammenhängende Skelettteile aus dem Zeitraum von vor rund zwei Millionen Jahren und ein wenig davor fehlten...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – 50 Jahre Lucy

Vor 50 Jahren wurde in Äthiopien ein hervorragend erhaltenes Teilskelett von Australopithecus afarensis entdeckt. Auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Entdeckung gilt das 3,2 Millionen Jahre alte Fossil immer noch als Urmutter aller Menschen. Doch »Lucy« hat Konkurrenz bekommen. Außerdem im Heft: Ein neues Quantenparadoxon löst Kontroversen aus. Der Drehimpuls eines Teilchens scheint sich von diesem zu lösen und sich körperlos zu bewegen – aber ist das wirklich so? Nanokapseln, wie jene der RNA-Impfstoffe, sollen die Medizin revolutionieren. Doch immer wieder tritt durch die Nanomedikamente eine gefährliche Immunreaktion auf. Was steckt dahinter? Nördlich von Berlin untersucht ein Forschungsprojekt, wie sich trockengelegte Moore wiedervernässen lassen. Schließlich stellen wir in der Rubrik »Forschung Aktuell« die Nobelpreisträger für Physik, Chemie und Medizin oder Physiologie sowie deren bahnbrechende wissenschaftliche Beiträge vor.

Spektrum Geschichte – Aufrechter Gang

Unsere Vorfahren kletterten von den Bäumen und liefen allmählich auf zwei Beinen. Dieses Szenario war unter Fachleuten lange unstrittig. Doch inzwischen ist klar: So simpel lief es nicht ab, wie Fossilien und neue Grabungen an den berühmten 3,66 Millionen Jahre alten Fußspuren von Laetoli ergaben.

Spektrum - Die Woche – Fragwürdiger Fußabdruck

Der populärste Ansatz, die vom Menschen verursachten Umweltgefahren in ein leicht zugängliches Bild zu fassen, ist der »Earth Overshoot Day«. Doch was ist dran an dieser Berechnung? Welche Parameter werden berücksichtigt? Wie aussagekräftig ist die Methode? Unser Titelthema der aktuellen »Woche«.

  • Infos

Quellen:

Berger, L. R. et al.: Australopithecus sediba: A New Species of Homo-like Australopith from South Africa. In: Science 328, S. 195 – 204, 2010
Henry, A. G. et al.: The Diet of Australopithecis sediba. In: Nature 487, S. 90 – 93, 2012
Kivell, T. L. et al.: Australopithecus sediba Hand Demonstrates Mosaic Evolution of Locomotor and Manipulative Abilities. In: Science 333, S. 1411 – 1417, 2011

Literaturtipp:

Schrenk, F.: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens. C.H.Beck Wissen, München, 5., vollständig neubearbeitete und ergänzte Auflage 2008
Gut verständliche Darstellung der Menschenevolution eines Experten

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.