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Mobile Therapie: Der Psychiater in der Hosentasche

Gesundheits-Apps sollen auch psychisch ­erkrankten Menschen helfen. Das Angebot wächst explosionsartig. Was taugen die Programme wirklich?
Ein Mann schaut aus sein Smartphone.

Wer im App-Store von Apple "Depression" eintippt, erhält eine Liste von mindestens 100 Programmen. Es gibt Apps, welche die Störung diagnostizieren, Stimmungen verfolgen oder zu "positivem Denken" verhelfen sollen. Manche werden als "Nummer 1 unter den Hypnose-Apps zur Heilung von Depression" angepriesen oder als "einfachste und effektivste Methode, sein Gehirn in täglich nur fünf Minuten umzuprogrammieren". Und das ist längst nicht alles. Es werden auch Apps angeboten für Menschen, die unter Angst, Schizophrenie, Essstörungen oder Suchtproblemen leiden.

Wahrscheinlich stillen die Programmierer damit ein großes Bedürfnis. Schätzungen zufolge erkranken 29 Prozent der Weltbevölkerung irgendwann im Leben an einer psychischen Störung. Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO werden viele dieser Menschen – in Industriestaaten bis zu 50, in Entwicklungsländern bis zu 85 Prozent – nicht behandelt. Gesundheits-Apps vermögen diese Lücke vielleicht zu schließen. Angesichts der Allgegenwart von Smartphones könnten Anwendungsprogramme vor allem in einkommensschwachen Gebieten als digitaler Rettungsanker dienen: Jeder hätte einen tragbaren Therapeuten zur Hand. "Wir können heute Menschen behandeln, die für uns bis vor Kurzem noch völlig unerreichbar waren", erklärt Dror Ben-Zeev, Experte für mobile Gesundheitstechnologien am Dartmouth College in Lebanon (USA).

Organisationen des Gesundheitswesens glauben an das Konzept. Auch die WHO empfiehlt in ihrem Aktionsplan für psychische Gesundheit 2013 bis 2020, "die Selbstfürsorge zu fördern, zum Beispiel durch den Einsatz von elektronischen und mobilen Gesundheitstechnologien".

Doch die Technik schreitet so schnell voran, dass Wissenschaftler kaum hinterherkommen ...

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  • Quellen

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