Neurogenese: Nachwuchs fürs Gedächtnis
Lange Zeit waren Wissenschaftler davon überzeugt, dass im erwachsenen Gehirn keine neuen Nervenzellen mehr entstehen. Die Beweislage für dieses Dogma schien klar: Anfang des 20. Jahrhunderts konnten Neuroanatomen zwar unter dem Mikroskop sich entwickelnde Neurone in Säugergehirnen ausmachen – jedoch stets nur bei Embryonen und Föten, niemals nach der Geburt.
Doch mittels radioaktiver Markierung von DNA-Bausteinen wiesen Forscher dann zunächst bei Ratten und Mäusen nach, dass auch das erwachsene Gehirn durchaus neue Nervenzellen produziert. In zwei kleinen Hirnarealen scheint demnach ein Leben lang Neurogenese, also die Bildung neuer Nervenzellen, stattzufinden: im Riechkolben sowie im Hippocampus. Ersterer ist für die Geruchswahrnehmung zuständig – für Nagetiere ein zentraler Sinn. Der Hippocampus hingegen besitzt ein sehr viel breiteres Aufgabenspektrum: Hier entstehen Erinnerungen.
Als 1998 schließlich auch beim Menschen die adulte Neurogenese beobachtet wurde, blieben viele Forscher skeptisch. Denn nur auf den ersten Blick erscheinen sprießende neue Hirnzellen in der Gedächtniszentrale nützlich. Der Platz im Kopf ist schließlich begrenzt; Neuankömmlinge könnten die empfindlichen neuronalen Netze stören, welche die Verarbeitung und Speicherung von Informationen ermöglichen.
Inzwischen sind Neurowissenschaftler jedoch davon überzeugt, dass neue Nervenzellen im Hippocampus durchaus dazu beitragen, die Abermillionen an Erinnerungen, die sich während unseres Lebens ansammeln, zu erschaffen und zu filtern ...
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