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Armenien: Älteste Kirche des ersten christlichen Staats der Welt entdeckt

Archäologen sind auf die bisher älteste Kirche Armeniens gestoßen. Der rund 1650 Jahre alte Bau im antiken Artaxata stammt damit aus der Anfangszeit des ersten christlichen Staats.
Luftbild der Grabungen in Artaxata in Armenien mit der Rekonstruktion einer achteckigen Kirchen mit Anbauten.
Die weißen Umrisse zeigen eine vorläufige Rekonstruktion der spätantiken Kirche in Artaxata. Fachleute haben das Gebäude bisher erst in Teilen ausgegraben und mit Hilfe geophysikalischer Methoden erfasst.

Bei Ausgrabungen in Armenien haben Archäologen die Überreste eines achteckigen Kirchenbaus aus der Mitte des 4. Jahrhunderts entdeckt. Der Fund in der antiken Stadt Artaxata sei die älteste Kirche des Landes, das wiederum als erster christlicher Staat der Welt gilt: Wenige Jahrzehnte vor dem Bau der Kirche, um 314, erklärte der damalige König von Armenien das Christentum zur Staatsreligion. Wie das Archäologenteam um Achim Lichtenberger von der Universität Münster und Mkrtich Zardaryan von der Armenischen Akademie der Wissenschaften in einer Mitteilung berichtet, handelt es sich bei der Kirche um ein achteckiges Gebäude mit vier sich gegenüberliegenden Anbauten.

Bislang hat das Team, das seit 2018 die antike Metropole Artaxata erforscht, nur Teile der Kirche frei gelegt und noch im Boden verborgene Bereiche mit geophysikalischen Methoden untersucht. Dabei entdeckten die Wissenschaftler in den Anbauten Überreste von Holzplattformen. 14C-Datierungen des Holzes ergaben ein Alter von zirka 1650 Jahren. Der achteckige Bau, ein so genanntes Oktogon, misst ungefähr 30 Meter im Durchmesser und war einst mit einem schlichten Fußboden aus Mörtel und Terrakottaplatten, aber auch wertigem Marmor ausgekleidet. Letzteres Material schafften die Menschen damals aus dem hunderte Kilometer entfernten Mittelmeerraum heran.

In Armenien ist laut den Fachleuten bisher keine frühchristliche Kirche dieser Bauform bekannt. Allerdings sind ältere oktogonale Gebetshäuser aus dem östlichen Mittelmeergebiet überliefert. So stand in Antiochia am Orontes, dem heutigen in der Türkei gelegenen Antakya unweit der syrischen Grenze, eine große Kirche (»Goldenes Haus«) achteckiger Form samt Nebenräumen. Konstantin der Große ließ sie ab 327 erbauen. Lichtenberger und Zardaryan ordnen die Überreste in Artaxata dem Typus der frühchristlichen Memorialbauten zu, die über den Gräbern von Märtyrern und Heiligen errichtet wurden. Ihre Kollegin Vered Shalev-Hurvitz von der University of Oxford betont in ihren Arbeiten, dass Oktogone vielen Zwecken dienten, sie für die frühen Christen aber eine spezielle Bedeutung hatten. So spielte sich bei achteckigen Kirchen das liturgische Geschehen wohl im Zentrum ab; zudem schaffe ein rundlicher Bau eine Umgebung für egalitäre Versammlungen im vertrauten Kreis. Außerdem vermittle die rundliche Form eine symbolische Bedeutung: Sie gebe das Himmelszelt wieder und stehe für Ewigkeit; der Raum hat weder Anfang noch Ende.

Kirchengrabung | Armenische und deutsche Fachleute legen in Artaxata die älteste archäologisch belegte Kirche Armeniens frei. Dabei haben sie auch die Basen von Pfeilern entdeckt, die den Achteckbau einst stützten.

In Artaxata hielt man der Legende nach den armenischen Heiligen Gregor den Erleuchter gefangen, bevor er im Jahr 301 König Trdat III. zum Christentum bekehrte. Jener soll dann Armenien um 314 zum ersten christlichen Staat der Welt ernannt haben. Artaxata wiederum hatte um 190 v. Chr. König Artaxias I. gegründet und sie zur Hauptstadt des armenischen Königreichs gemacht.

Die Überreste der weltweit ältesten bekannten Kirche befinden sich im heutigen Syrien, in der antiken Stadt Dura-Europos am Euphrat. Der Bau dürfte um 230 entstanden sein, also ungefähr 200 Jahre nach dem Tod von Jesus und mehr als 100 Jahre vor dem nun entdeckten Bau in Armenien. Das Gebetshaus von Dura-Europos, in dem ein Taufbecken stand, war mit Wandmalereien geschmückt. Darauf sind Adam und Eva im Garten Eden abgebildet sowie David, der Goliath besiegt, und Jesus bei der Heilung eines kranken Mannes.

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