Juewa und Chaldaea: Diese Kleinplaneten locken im März

Von den Planetoiden heller als 10. Größe – wir bezeichnen sie als helle Kleinplaneten – sind im März nur noch drei zu sehen. Mit Flora kommt auch einer von ihnen in Opposition zur Sonne. Während diese Objekte bereits in Fernrohren ab sechs Zentimeter Öffnung zu erkennen sind, benötigt man für Juewa und Chaldaea, die trotz sehr günstiger Oppositionen eher lichtschwächer sind, ein etwas größeres Gerät. Unter den Asteroiden in der Liste der engen Begegnungen findet sich in diesem Monat kein einziger heller. Ein, allerdings recht schwieriger, Apollo-Asteroid hat sich für die erste Märzwoche angekündigt. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Den ganzen Monat über bewegt sich (4) Vesta durch das Sternbild Waage. Sie ist mit Abstand der hellste Kleinplanet im Frühling und bringt es Anfang März auf 7,2 und am Monatsende sogar schon auf 6,5 mag. Damit ist sie bereits mit einem kleinen Fernglas zu sehen. Der Zeitpunkt ihrer Kulmination, also ihrer größten Höhe über dem südlichen Horizont, verlagert sich im Monatsverlauf von 04:58 Uhr MEZ auf 04:06 Uhr MESZ.

Am 6. März wechselt (8) Flora vom Sternbild Jungfrau wieder zurück in den Löwen, wo sie am 13. März der Sonne gegenübersteht und in Opposition zur Sonne kommt (siehe »Flora in Jungfrau und Löwe«). In diesem Jahr sind die Verhältnisse ziemlich ungünstig, so dass ihre Helligkeit nur auf 9,7 mag ansteigt. In günstigen Fällen ist sie dagegen nur wenig schwächer als 8. Größe. Am Monatsanfang finden wir sie um 01:48 Uhr MEZ mit 9,8 mag im Süden. In den letzten Monatstagen fällt ihre Helligkeit wieder auf die 10. Größe, und sie überquert den Meridian um 00:21 Uhr MESZ.

(29) Amphitrite ist im Sternbild Löwe zu finden. Ihre Helligkeit von anfänglich 9,6 mag sinkt bis zur Monatsmitte wieder auf 10 mag ab. In diesem Zeitraum verfrüht sich ihre Kulminationszeit von 23:23 Uhr auf 22:18 Uhr MEZ.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Bei Vorbereitungen zur Beobachtung des Venustransits vom 9. Dezember 1874 entdeckte der US-amerikanische Astronom James Craig Watson am 10. Oktober 1874 in Peking den Asteroiden (139) Juewa. Es war die erste Kleinplanetenentdeckung in China. Am 21. März steht Juewa im Sternbild Jungfrau in einer ausgesprochen günstigen Opposition zur Sonne und wird 10,6 mag hell. Das ist auch der größtmögliche Wert. In ungünstigen Fällen bleibt sie rund 2 mag lichtschwächer. Die gut 150 Kilometer große Juewa umrundet die Sonne auf einer mäßig exzentrischen (e = 0,17) und um knapp 11 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn einmal in 4,65 Jahren. Der Name »Juewa« stammt aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie »Chinas Glücksstern«. Am Oppositionstag steht sie vier Bogenminuten von dem Stern HIP 58618 (7,8 mag) entfernt und sollte bei dieser Gelegenheit gut aufzufinden sein.
Am 30. August 1891 entdeckte der österreichische Astronom Johann Palisa in Wien einen Kleinplaneten, der nach einer antiken Landschaft in Vorderasien (313) Chaldaea benannt wurde. Er kommt am 17. März, ebenfalls im Sternbild Jungfrau, in eine sehr vorteilhafte Opposition zur Sonne und erreicht dabei mit 10,9 mag seine größtmögliche Helligkeit. Vor allem wegen der mit e = 0,18 mäßig exzentrischen und um 11,6 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn können es manchmal auch weniger als 13 mag sein. Chaldaea ist knapp 100 Kilometer groß und benötigt für einen Sonnenumlauf 3,66 Jahre. Sowohl am 5. als auch am 31. März stehen zwei allerdings nicht sonderlich helle Sterne mit jeweils 8,5 mag in der Nähe und können beim Aufsuchen behilflich sein.
Interessante Begegnungen
Unter den engen Begegnungen mit hellen Sternen und anderen Himmelsobjekten gibt es im März keine besonders spektakulären. So zieht die leider sehr lichtschwache (92) Undina (11,9 mag) am 17. März in 4,5 Bogenminuten Abstand an dem Dreifachstern 90 Leonis (90 Leo, 5,9 mag) vorbei. Dabei handelt es sich um ein leicht zu trennendes engeres Sternpaar mit einer weiter entfernten, lichtschwächeren dritten Komponente. Den geringsten Abstand von einem hellen Stern hat (354) Eleonora (11,1 mag) am 13. März. Sie befindet sich etwa 1,5 Bogenminuten östlich des Asteroiden. Der hellste Planetoid in der Liste ist (18) Melpomene (10,2 mag), die am 24. März mit 10,1 mag in Opposition zur Sonne steht und am 29. März an der elliptischen Galaxie NGC 4365 (10,5 mag) vorbeizieht. Diese ist gut 50 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und gilt als Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens.
Erdnahe Kleinplaneten
Der am 12. Februar 1999 im Rahmen des LINEAR-Programms (Lincoln Near-Earth Asteroid Research) in Socorro (New Mexico, USA) entdeckte Apollo-Asteroid (137126) 1999 CF9 nähert sich unserem Planeten am 8. März bis auf 0,053 Astronomische Einheiten (AE). Das sind knapp acht Millionen Kilometer. Erst im Jahr 2098 wird er uns noch ein wenig näher sein. Mit einer maximalen Helligkeit von nur 14,1 mag, die er einige Tage vorher erreicht, bleibt er ein anspruchsvolles Objekt, selbst für etwas besser ausgerüstete Amateure. 1999 CF9 umrundet die Sonne auf einer sehr stark exzentrischen (e = 0,60) und um 5,5 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn einmal in 2,36 Jahren. Dabei nähert er sich unserem Zentralgestirn im Perihel bis auf 0,71 AE und ist im Aphel 2,84 AE von der Sonne entfernt. In der ersten Märzwoche bewegt er sich fast genau auf dem Himmelsäquator entlang durch die Sternbilder Jungfrau, Kopf der Schlange und Schlangenträger. Seine Geschwindigkeit am Himmel steigt auf rund 30 Bogensekunden in der Minute.
Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride des Kleinplaneten findet sich in der Tabelle rechts. Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen des Planetoiden sind für eine Verbesserung seiner Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: www.kleinplanetenseite.de.
MICHAEL SARCANDER

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