Malaria: Bestechendes Odeur
Je kleiner, desto gemeiner. Jedenfalls gilt das für viele Parasiten. Der Malaria-Erreger Plasmodium ist da keine Ausnahme, wie eine seiner bislang unbekannten Arglisten zeigt.
Eigentlich führt der Name Malaria in die Irre. Früher glaubten die Menschen, aus Sümpfen aufsteigende schlechte Luft, italienisch mal aria, sei die Ursache der Krankheit. Bei der Bezeichnung ist es geblieben, obwohl Wissenschaftler schon im 19. Jahrhundert einzellige Parasiten – Plasmodium falciparum – als Erreger identifizierten. Diese können sich nicht einfach so durch die Luft verbreiten, sondern nur an Bord von Anopheles-Mücken, welche die blinden Passagiere per Stechrüssel von Mensch zu Mensch übertragen.
Moskitos wie Anopheles gambiae sind schon per se höchst unangenehme Wesen. In Leiden und Tod bringende Vehikel verwandeln sie sich aber nicht ganz zufällig, wie der Parasitologe Jacob Koella von der Pariser Curie-Universität nun zusammen mit kenianischen Kollegen herausfand: Die Mücken haben zwar eine allgemeine Vorliebe für menschlichen Schweiß, einmal angelockt stechen sie jedoch bevorzugt diejenigen Menschen, in deren Blut gerade geschlechtsreife Parasiten auf den Weitertransport warten.
Die Forscher untersuchten den Zusammenhang im Herzen des von der Seuche am verheerendsten heimgesuchten afrikanischen Kontinents, in Westkenia. Probanden waren einheimische Kinder – die Hauptrisikogruppe für eine Infektion. Die Forscher gruppierten immer drei von ihnen für ein Nachtlager: jeweils ein auf natürlichem Wege mit ansteckender Malaria infiziertes Kind sowie eines, bei dem sich die Plasmodien gerade im nicht ansteckenden, asexuellen Stadium der Krankheit befanden, und zusätzlich ein gesundes Kind.
Die Mücken ließen die Wissenschaftler nicht lange im Unklaren, was für sie der verführerischste Duft war: Mehr als doppelt so oft wie die beiden anderen Zelte steuerten sie die Röhre zum Lager des Kindes mit reifen Plasmodien im Blut an. Dort ankommen konnten die Moskitos natürlich nicht – ihr Flug endete in einer engmaschigen Reuse.
Nach dem Experiment verabreichte Koella den Kindern moderne Malaria-Medikamente. Die Kinder gesundeten rasch und standen so für einen zweiten Versuchablauf zur Verfügung.
Als sie erneut in dem seltsamen Nachtlager schliefen, war die Vorliebe der Mücken für die vormals kranken Kinder verschwunden. So konnten die Forscher ausschließen, dass individuelle Unterschiede in der Attraktivität des Geruchs die Wahl der stechenden Plagegeister beeinflussen.
Wie der chemische Daumen aussieht, den die geschlechtsreifen Plasmodien für ihre Anhaltertour in die Luft halten, weiß Koella noch nicht. Aber "wahrscheinlich verändern die Parasiten die Atemluft oder den Körpergeruch der Infizierten, um die Mücken anzulocken", glaubt er. Andere Parameter, die bei Malariaschüben auftreten, wie Körpertemperatur und stärkere Schweißabsonderung, hält er für nebensächlich. Die untersuchten Kinder seien während des Versuchs ohne derartige Krankheitssymptome gewesen.
Letztlich scheint bei Malaria also nicht schlechte, sondern in ihrer Komposition manipulierte Luft verhängnisvoll zu sein. Wenn der Einzeller seine Wirte gegen deren Willen miteinander kommunizieren lässt, ist es zwar nicht Ursache der Krankheit, aber wohl wesentlicher Teil des Strategie für ihre beängstigende Ausbreitung.
Moskitos wie Anopheles gambiae sind schon per se höchst unangenehme Wesen. In Leiden und Tod bringende Vehikel verwandeln sie sich aber nicht ganz zufällig, wie der Parasitologe Jacob Koella von der Pariser Curie-Universität nun zusammen mit kenianischen Kollegen herausfand: Die Mücken haben zwar eine allgemeine Vorliebe für menschlichen Schweiß, einmal angelockt stechen sie jedoch bevorzugt diejenigen Menschen, in deren Blut gerade geschlechtsreife Parasiten auf den Weitertransport warten.
Die Forscher untersuchten den Zusammenhang im Herzen des von der Seuche am verheerendsten heimgesuchten afrikanischen Kontinents, in Westkenia. Probanden waren einheimische Kinder – die Hauptrisikogruppe für eine Infektion. Die Forscher gruppierten immer drei von ihnen für ein Nachtlager: jeweils ein auf natürlichem Wege mit ansteckender Malaria infiziertes Kind sowie eines, bei dem sich die Plasmodien gerade im nicht ansteckenden, asexuellen Stadium der Krankheit befanden, und zusätzlich ein gesundes Kind.
Jedes der Kinder schlief in einem eigenen Zelt. Aus dem Innenraum der Schlafstätte führte ein Rohr heraus und mündete in eine zentrale Kammer zwischen den Zelten. Ein Ventilator fächelte Zeltluft zur Kammer, in welche die Forscher dann nachts uninfizierte weibliche Anopheles-Mücken entließen. Die Moskitos sirrten umgehend los in Richtung Blutmahlzeit.
Die Mücken ließen die Wissenschaftler nicht lange im Unklaren, was für sie der verführerischste Duft war: Mehr als doppelt so oft wie die beiden anderen Zelte steuerten sie die Röhre zum Lager des Kindes mit reifen Plasmodien im Blut an. Dort ankommen konnten die Moskitos natürlich nicht – ihr Flug endete in einer engmaschigen Reuse.
Nach dem Experiment verabreichte Koella den Kindern moderne Malaria-Medikamente. Die Kinder gesundeten rasch und standen so für einen zweiten Versuchablauf zur Verfügung.
Als sie erneut in dem seltsamen Nachtlager schliefen, war die Vorliebe der Mücken für die vormals kranken Kinder verschwunden. So konnten die Forscher ausschließen, dass individuelle Unterschiede in der Attraktivität des Geruchs die Wahl der stechenden Plagegeister beeinflussen.
Wie der chemische Daumen aussieht, den die geschlechtsreifen Plasmodien für ihre Anhaltertour in die Luft halten, weiß Koella noch nicht. Aber "wahrscheinlich verändern die Parasiten die Atemluft oder den Körpergeruch der Infizierten, um die Mücken anzulocken", glaubt er. Andere Parameter, die bei Malariaschüben auftreten, wie Körpertemperatur und stärkere Schweißabsonderung, hält er für nebensächlich. Die untersuchten Kinder seien während des Versuchs ohne derartige Krankheitssymptome gewesen.
Letztlich scheint bei Malaria also nicht schlechte, sondern in ihrer Komposition manipulierte Luft verhängnisvoll zu sein. Wenn der Einzeller seine Wirte gegen deren Willen miteinander kommunizieren lässt, ist es zwar nicht Ursache der Krankheit, aber wohl wesentlicher Teil des Strategie für ihre beängstigende Ausbreitung.
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