News: Bettwanzen-Bettgeschichten
Das Männchen der Bettwanze schert sich nicht um den Wunsch seines Weibchens nach freier Partnerwahl. Die Dame rächt sich daher auf ihre Weise - was ihm wiederum nicht verborgen bleibt.
Sex mit Bettwanzen – das war eigentlich klar – kann nicht wirklich Spaß machen. Nimmt man aber mal genau unter die Lupe, was die millimetergroßen Männchen und Weibchen von Cimex lectularius sich bei ihren Liebesgefechten gegenseitig antun, dann könnten einem die lüsternen Lästlinge fast schon Leid tun.
Eingeleitet wird der gewalttätige Wanzenakt durch die liebesbedürftigen Männchen. Ohne Vorspiel zielen sie mit ihrem nadelspitzen Penis ungefähr in Richtung weiblicher Körpermitte und stoßen zu wie Brutus mit dem Dolch. Die Wanzenweibchen sind darauf vorbereitet: Eine gewölbte Rille ihres Unterleibspanzers lenkt den Penis ab und sorgt dafür, dass das Ejakulat schließlich landet, wo es hingehört – inmitten eines Zellhaufens knapp innerhalb der weiblichen Körperumhüllung.
Wissenschaftlich geglättet bezeichnet man diese Art eher unzärtlicher Samenübergabe als "traumatische Insemination" – ein Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt, der sich im Laufe der Evolution gegenseitig immer dann hochschaukelt, wenn konkurrierende Interessen aufeinander prallen. Wie etwa die Fortpflanzungsplanspiele von Weibchen und Männchen.
Wanzenmänner möchten einfach möglichst sicher gehen, ihre Gene in die nächste Generation weiterzugeben. Sie versuchen daher schlicht, möglichst viele Wanzenkinder zu zeugen. Weibchen dagegen setzen auf Qualität: Sie suchen nach dem möglichst perfekten Partner. Dessen Gene ergänzen dann die eigenen zu einer gelungenen Mischung, die dem Nachwuchs bessere Chancen in der Welt einräumen sollte.
Dieses im Tierreich verbreitete Damenwahl-Prinzip sexueller Selektion verlangt potenziellen Paarungspartnern einiges ab – oft müssen sie der Angebeteten ihrer Wahl vor dem gewährten Akt erst beweisen, was für tolle Kerle sie sind. Da sich Wanzenmännchen dieser Herausforderung allerdings gar nicht erst stellen, griffen deren Weibchen zu subtileren Methoden: Sie attackieren die frisch übergebenen Spermien mit den Zellen ihres Immunsystems. Ein Männchen kann somit nur dann auch Vater werden, wenn es seine Eignung durch eine große Menge Ejakulats unter Beweis stellt – in dem dann wenige widerstandsfähige Spermien den immunologischen Anschlag überleben und zur Befruchtung schreiten.
Michael Siva-Jothy und Alastair Stutt von der University of Sheffield entdeckten nun, mit welcher Gegenstrategie sich Männchen dieser weiblichen Qualitätskontrolle entziehen können. Die Forscher beobachteten, dass Männchen sich mit Weibchen, die zuvor schon sexuelle Kontakte mit anderen Männchen hatten, sehr viel kürzer paarten – und dabei auch entsprechend weniger Ejakulat abgaben.
Ursache dafür ist natürlich nicht etwa das Bettwanzen-Gefühlsanalogon gekränkter Eifersucht – vielmehr sparen die Männchen damit sinnvollerweise Kraft und Spermien für weitere Paarungsgelegenheiten. Sie können sich das erlauben, weil das Immunsystem eines bereits begatteten Weibchens durch die Vernichtung der Spermien des ersten Partners so ausgelastet ist, dass die Befruchtungschancen der Spermien des zweiten Partners ohnehin weitaus höher liegen. In diesem Fall reichen dann schon wenige Spermien für den Erfolg.
Bleibt nur die Frage, woran die Männchen erkennen, ob ein Weibchen bereits vor ihnen Sex hatte. Um sie zu beantworten, zoomten Siva-Jones und Stutt noch näher an die Bettwanzen-Männchen heran. Sie entdeckten an den Wanzen-Penissen dünne, möglicherweise sensorische Härchen. Damit können die Wanzen offenbar Wanzenejakulat wahrnehmen: Benetzten die Wissenschaftler den Penis einer Wanze – vor einer Paarung mit jungfräulichen Wanzenweibchen – mit Spermien, so ejakulierte das Männchen nur halb so ausgiebig wie im unbeeinflussten Normalfall.
Der Rüstungswettlauf sexueller Selektion dürfte damit allerdings noch kaum beendet sein. Warten wir also gespannt darauf, was die Evolution den weiblichen Bettwanzen an Gegenmaßnahmen anbietet, um es den Männern möglichst schwer zu machen – und damit dass Beste aus ihnen herauszuholen.
Eingeleitet wird der gewalttätige Wanzenakt durch die liebesbedürftigen Männchen. Ohne Vorspiel zielen sie mit ihrem nadelspitzen Penis ungefähr in Richtung weiblicher Körpermitte und stoßen zu wie Brutus mit dem Dolch. Die Wanzenweibchen sind darauf vorbereitet: Eine gewölbte Rille ihres Unterleibspanzers lenkt den Penis ab und sorgt dafür, dass das Ejakulat schließlich landet, wo es hingehört – inmitten eines Zellhaufens knapp innerhalb der weiblichen Körperumhüllung.
Wissenschaftlich geglättet bezeichnet man diese Art eher unzärtlicher Samenübergabe als "traumatische Insemination" – ein Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt, der sich im Laufe der Evolution gegenseitig immer dann hochschaukelt, wenn konkurrierende Interessen aufeinander prallen. Wie etwa die Fortpflanzungsplanspiele von Weibchen und Männchen.
Wanzenmänner möchten einfach möglichst sicher gehen, ihre Gene in die nächste Generation weiterzugeben. Sie versuchen daher schlicht, möglichst viele Wanzenkinder zu zeugen. Weibchen dagegen setzen auf Qualität: Sie suchen nach dem möglichst perfekten Partner. Dessen Gene ergänzen dann die eigenen zu einer gelungenen Mischung, die dem Nachwuchs bessere Chancen in der Welt einräumen sollte.
Dieses im Tierreich verbreitete Damenwahl-Prinzip sexueller Selektion verlangt potenziellen Paarungspartnern einiges ab – oft müssen sie der Angebeteten ihrer Wahl vor dem gewährten Akt erst beweisen, was für tolle Kerle sie sind. Da sich Wanzenmännchen dieser Herausforderung allerdings gar nicht erst stellen, griffen deren Weibchen zu subtileren Methoden: Sie attackieren die frisch übergebenen Spermien mit den Zellen ihres Immunsystems. Ein Männchen kann somit nur dann auch Vater werden, wenn es seine Eignung durch eine große Menge Ejakulats unter Beweis stellt – in dem dann wenige widerstandsfähige Spermien den immunologischen Anschlag überleben und zur Befruchtung schreiten.
Michael Siva-Jothy und Alastair Stutt von der University of Sheffield entdeckten nun, mit welcher Gegenstrategie sich Männchen dieser weiblichen Qualitätskontrolle entziehen können. Die Forscher beobachteten, dass Männchen sich mit Weibchen, die zuvor schon sexuelle Kontakte mit anderen Männchen hatten, sehr viel kürzer paarten – und dabei auch entsprechend weniger Ejakulat abgaben.
Ursache dafür ist natürlich nicht etwa das Bettwanzen-Gefühlsanalogon gekränkter Eifersucht – vielmehr sparen die Männchen damit sinnvollerweise Kraft und Spermien für weitere Paarungsgelegenheiten. Sie können sich das erlauben, weil das Immunsystem eines bereits begatteten Weibchens durch die Vernichtung der Spermien des ersten Partners so ausgelastet ist, dass die Befruchtungschancen der Spermien des zweiten Partners ohnehin weitaus höher liegen. In diesem Fall reichen dann schon wenige Spermien für den Erfolg.
Bleibt nur die Frage, woran die Männchen erkennen, ob ein Weibchen bereits vor ihnen Sex hatte. Um sie zu beantworten, zoomten Siva-Jones und Stutt noch näher an die Bettwanzen-Männchen heran. Sie entdeckten an den Wanzen-Penissen dünne, möglicherweise sensorische Härchen. Damit können die Wanzen offenbar Wanzenejakulat wahrnehmen: Benetzten die Wissenschaftler den Penis einer Wanze – vor einer Paarung mit jungfräulichen Wanzenweibchen – mit Spermien, so ejakulierte das Männchen nur halb so ausgiebig wie im unbeeinflussten Normalfall.
Der Rüstungswettlauf sexueller Selektion dürfte damit allerdings noch kaum beendet sein. Warten wir also gespannt darauf, was die Evolution den weiblichen Bettwanzen an Gegenmaßnahmen anbietet, um es den Männern möglichst schwer zu machen – und damit dass Beste aus ihnen herauszuholen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.