Kluge Tiere: Blasinstrument lässt Affen gefährlich erscheinen
Einige gewitzte Orang-Utans setzen abgezupfte Laubblätter offenbar gezielt als Schallmodulator ein, um in Gefahrensituationen besonders groß und kräftig zu klingen. Der typisch warnende Schmatzzischlaut der Menschenaffen klingt durch die vorgehaltenen Blätter oder die hohle Hand bei gleicher Lautstärke insgesamt tiefer, ermittelten Forscher von der Universität Utrecht und ihre Kollegen im Dschungel Borneos – weshalb Freund und Feind den Rufenden dann als imposanteren Affen interpretieren [1].
Das Kussquietschen scheine demnach ein Warnruf zu sein, schlussfolgern die Forscher. Dieser richte sich wohl an den vermeintlichen Aggressor, nicht aber Beistand suchend an Artgenossen: Die Affen streifen meist einzeln und recht isoliert durch den Regenwald und können in einer akuten Gefahrenlage demnach kaum rechtzeitig anderen helfen oder selbst Hilfe erwarten, meinen Hardus und Co.
Diese besondere Form des Werkzeuggebrauchs scheint erlernt und kulturell von Affe zu Affe lokal tradiert zu werden, vermutet Hardus' Team. Darauf deute hin, dass das Blattkussquietschen nur in wenigen Regionen vorkommt, dort aber dann sehr häufig von vielen Tieren beherrscht werde.
Orang-Utans sind bekannt für eifriges Erlernen von Lautäußerungen: Forscher berichteten zuletzt etwa über die pfeifende Affendame Bonnie, die ihre Fähigkeit schon in den 1980er Jahren erworben hatte. Später schaute sich ihre Mitbewohnerin Indah die Pfeifkunst ab [2]. In Deutschland machte vor Kurzem der pfeifende Orang-Utan Ujian im Heidelberger Zoo auf sich aufmerksam. (jo)
Das Team um Madeleine Hardus und Serge Wich hinterfragten zunächst ganz allgemein den Sinn des kiss-squeak-, also "Kuss-Quietsch"-Lautes wild lebender Orang-Utans (Pongo pygmaeus wurmbii). Die Tiere produzieren das zischende Schmatzgeräusch über ein scharfes Einziehen der Luft durch gespitzte Lippen besonders dann, wenn sie sich einer unbekannten, womöglich bedrohlichen Sitaution ausgesetzt sehen. Dies kann etwa ein plötzlich auftauchender Primatologe in einer nicht an Forscherkontakt gewöhnten Region sein, beschreiben Hardus und Kollegen ihre Erfahrungen. Flankiert wird die Lautäußerung häufig entweder durch flüchtende Ausweichbewegungen ins dichte Blattwerk, durch aggressive Dominanzposen oder sogar durch Attacken mit gezielt geschleuderten Astbruchstücken.
Das Kussquietschen scheine demnach ein Warnruf zu sein, schlussfolgern die Forscher. Dieser richte sich wohl an den vermeintlichen Aggressor, nicht aber Beistand suchend an Artgenossen: Die Affen streifen meist einzeln und recht isoliert durch den Regenwald und können in einer akuten Gefahrenlage demnach kaum rechtzeitig anderen helfen oder selbst Hilfe erwarten, meinen Hardus und Co.
Analysen der von verschiedenen Affen abgegebenen Rufe zeigten schließlich, dass große Tiere ohne Hilfsmittel generell eher niedrigfrequentere Laute produzieren als kleinere Exemplare. Demnach könne ein potenzieller Angreifen bereits am Ruf die Stärke des quietschenden Orang-Utans erkennen und ginge großen, gefährlichen Tieren womöglich aus dem Weg, spekulieren die Wissenschaftler. Dieses Drohpotenzial tiefer Rufe machen sich dann aber auch kleinere Orang-Utans zu Nutze: Sie modulieren die Tonhöhe der Laute mit den vor die Lippen gehaltenen Blättern, um tiefer zu klingen und so selbst als größerer Schallproduzent zu wirken, dem man besser aus dem Weg geht.
Diese besondere Form des Werkzeuggebrauchs scheint erlernt und kulturell von Affe zu Affe lokal tradiert zu werden, vermutet Hardus' Team. Darauf deute hin, dass das Blattkussquietschen nur in wenigen Regionen vorkommt, dort aber dann sehr häufig von vielen Tieren beherrscht werde.
Orang-Utans sind bekannt für eifriges Erlernen von Lautäußerungen: Forscher berichteten zuletzt etwa über die pfeifende Affendame Bonnie, die ihre Fähigkeit schon in den 1980er Jahren erworben hatte. Später schaute sich ihre Mitbewohnerin Indah die Pfeifkunst ab [2]. In Deutschland machte vor Kurzem der pfeifende Orang-Utan Ujian im Heidelberger Zoo auf sich aufmerksam. (jo)
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