Katastrophenforschung: Das 1001. Atlantis?
Atlantis - die sagenumwobene Stadt, das Synonym für versunkene und auf ewig zerstörte Kulturen: War sie einfach nur Legende, oder gab es sie tatsächlich? Und wenn ja, wo lag die Metropole? Eine neue Spurensuche führt wieder hinaus in den Atlantik.
"Der Gott der Götter aber, Zeus, (…) beschloss, als er ein treffliches Geschlecht schmählich heruntergekommen sah, ihnen Strafe dafür aufzuerlegen, damit sie, durch dieselbe zur Besinnung gebracht, zu einer edleren Lebensweise zurückkehrten." So begründete der Philosoph Plato in seinem Kritias-Dialog das von den Göttern herbeigeführte Ende des Königreichs von Atlantis, das in der Frühzeit der griechischen Kultur häufig mit diesen Hellenen in Konflikt gekommen sein soll.
Doch ist Atlantis nun Mythos oder nicht? Spürten die Forscher vielleicht nur an den falschen Stellen nach? Dabei gab Plato eigentlich schon die exakte Richtung voraus: Er lokalisierte den Gegenspieler seiner griechischen Ahnen jenseits der Säulen des Herakles und damit westlich der heute etwas weniger romantisch titulierten Straße von Gibraltar. Und genau in diesem Bereich des Atlantischen Ozeans nahm nun Marc-Andrë Gutscher von der Universität der West-Bretagne nun wissenschaftliche Witterung auf.
Damit würden sie als Urstätte von Atlantis jedoch ausscheiden, denn ihr Untergang wurde von Plato auf etwa 11 600 vor heute datiert, und außerdem kam das Ende plötzlich: "Gewaltige Erdbeben und Fluten ereigneten sich dort, und an einem einzigen Tag und in einer einzigen Nacht des Unglücks versanken alle Deine kriegerischen Männer gemeinsam in der Erde, und die Insel Atlantis verschwand auf gleiche Weise in den Tiefen der See." Irrte der große Denker also in seinen geografischen Kenntnissen? Oder widerlegen diese Erkenntnisse endgültig viele Theorien einer atlantischen Lage Atlantis?
Und tatsächlich entspricht das Alter von ungefähr 12 000 Jahren einer besonders dicken und voluminösen Turbidit-Schicht – als H 8 bezeichnet – dem etwaigen Untergangszeitraum der geheimnisvollen ehemaligen Hochkultur: Diese als Folge des Bebens von den Kontinentalhängen in die Tiefe rauschenden Erdmassen könnten Wellen von bis zu zehn Metern Höhe ausgelöst haben – die Frage nach der Atlantis-Sintflut wäre damit vielleicht geklärt. Es bleibt aber noch die fragliche Höhendifferenz, denn Spartel musste zur damaligen Zeit mindestens vierzig Meter höher gelegen haben, als heutige Berechnungen für diese Ära angeben, um überhaupt annehmbare Lebensverhältnisse für die Atlantiker bieten zu können.
Auch dies wäre jedoch dem französischen Forscher zufolge möglich: In vielen Gebieten der Erde kommt es nach starken Beben zu nachfolgendem Absinken des Festlandes im Umkreis des Epizentrums – etwa entlang von Teilen der Küste Alaskas, die 1964 nach dem bisher stärksten gemessenen Erdbeben um ein bis zwei Meter nachgaben, oder erst jüngst auf Sumatra. Im Schnitt müsste Spartel seit etwa 12 000 vor heute jährlich um 3,5 Millimeter abgesackt sein – das meiste davon in einzelnen großen Ereignissen bei den jeweiligen Erdbeben. Gutscher schließt anhand der mächtigen Turbidit-Schicht H 8 – die fünfmal größer ist jene des Lissabon-Bebens – selbst ein rapides Nachgeben der Insel um zehn Meter durch ein extrem starkes Beben nicht aus.
In dieser verheerenden Kombination könnten die Erderschütterungen mit den nachfolgenden Fluten und dem Inselabsacker die Atlantiskultur ausgelöscht haben – geologisch scheinen Platos Abhandlungen zu passen. Ob Spartel allerdings tatsächlich Atlantis war, müssen weitere Untersuchungen klären. Es bleibt also immer noch viel Platz für Mystiker oder Ufologen, aber auch seriöse Wissenschaftler – die Detektivarbeit geht vorerst weiter.
Es gibt wohl kaum ein anderes geschichtliches Rätsel auf Erden, das über die Jahrtausende so viele Menschen und Kulturen in ihren Bann zog, wie die Mysterien von der untergegangen Metropole mit ihrer großartigen Architektur, dem legendären Reichtum und der ewigen Weisheit ihrer Herrscher, die dennoch die sie hinfort reißende Katastrophe nicht zu verhindern vermochte: Vor über 11 000 Jahren sollen mächtige Fluten Atlantis überspült haben, das daraufhin im Meer versank. Seitdem suchen Archäologen und Geologen, aber auch viele Parawissenschaftler bislang vergeblich nach Beweisen für ihre Existenz – mal verorten sie die Stadt in die Ägäis, mal in die Mitte des Atlantiks, die Karibik firmiert ebenso als Möglichkeit, sogar der Pazifik soll in Betracht kommen, denn vom Gilgamesh-Epos über die biblische Sintflut bis hin zu hinduistischen Überschwemmungsmythen prägen derartige Endzeitszenarien viele Kulturen.
Doch ist Atlantis nun Mythos oder nicht? Spürten die Forscher vielleicht nur an den falschen Stellen nach? Dabei gab Plato eigentlich schon die exakte Richtung voraus: Er lokalisierte den Gegenspieler seiner griechischen Ahnen jenseits der Säulen des Herakles und damit westlich der heute etwas weniger romantisch titulierten Straße von Gibraltar. Und genau in diesem Bereich des Atlantischen Ozeans nahm nun Marc-Andrë Gutscher von der Universität der West-Bretagne nun wissenschaftliche Witterung auf.
Denn knapp hinter der Straße von Gibraltar liegen einige Paläoinseln, deren größte Spartel genannt wird und die vor etwa 20 000 Jahren auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit nach Auswertung neuer bathymetrischer Karten – sie zeigen die durch Schallausbreitung im Wasser ermittelten Gewässertiefen – maximal etwas mehr als 25 Quadratkilometer Land umfasste. Sie galt als eine der möglichen Heimaten der Stadt. Allerdings war die Insel nach den neuen Messungen viel kleiner als ursprünglich gedacht und wurde folglich auch viel früher überflutet: Mit dem Beginn der neuen Warmphase, dem Schmelzen der Gletscher und dem nachfolgenden Meeresspiegelanstieg versanken die Eilande wieder im Atlantik – sie ragen heute maximal bis auf fünfzig Meter unterhalb der Wasseroberfläche auf. Dieser Anstieg ist zudem ein langsamer Prozess, der Millennien andauert und der die einstigen großen Inseln nach den bisherigen Berechnungen bereits vor 13 000 Jahren zu kümmerlichen, Wellen überspülten Felsen im Golf von Cadiz gemacht haben musste.
Damit würden sie als Urstätte von Atlantis jedoch ausscheiden, denn ihr Untergang wurde von Plato auf etwa 11 600 vor heute datiert, und außerdem kam das Ende plötzlich: "Gewaltige Erdbeben und Fluten ereigneten sich dort, und an einem einzigen Tag und in einer einzigen Nacht des Unglücks versanken alle Deine kriegerischen Männer gemeinsam in der Erde, und die Insel Atlantis verschwand auf gleiche Weise in den Tiefen der See." Irrte der große Denker also in seinen geografischen Kenntnissen? Oder widerlegen diese Erkenntnisse endgültig viele Theorien einer atlantischen Lage Atlantis?
Nicht unbedingt, wie Gutscher weiter ausführt, denn der Golf von Cadiz ist auch ein geotektonisches Unruhezentrum, in dem die Erde in regelmäßigen Abständen gewaltig erzittern kann – bisher letztmalig 1755, als ein Beben der nachträglich geschätzten Stärke 8,5 bis 9 die Iberische Halbinsel und Marokko erschütterte und etwa Lissabon erst in Trümmer legte und anschließend mit Tsunamis flutete. Eine jüngst nachgewiesene aktive Subduktionszone in diesem Teil des Atlantiks erzeugt nach Auswertung charakteristischer Tiefseesedimentschichten vor Ort wohl alle tausend bis zweitausend Jahre schwere Erdbeben mit nachfolgenden Riesenwellen.
Und tatsächlich entspricht das Alter von ungefähr 12 000 Jahren einer besonders dicken und voluminösen Turbidit-Schicht – als H 8 bezeichnet – dem etwaigen Untergangszeitraum der geheimnisvollen ehemaligen Hochkultur: Diese als Folge des Bebens von den Kontinentalhängen in die Tiefe rauschenden Erdmassen könnten Wellen von bis zu zehn Metern Höhe ausgelöst haben – die Frage nach der Atlantis-Sintflut wäre damit vielleicht geklärt. Es bleibt aber noch die fragliche Höhendifferenz, denn Spartel musste zur damaligen Zeit mindestens vierzig Meter höher gelegen haben, als heutige Berechnungen für diese Ära angeben, um überhaupt annehmbare Lebensverhältnisse für die Atlantiker bieten zu können.
Auch dies wäre jedoch dem französischen Forscher zufolge möglich: In vielen Gebieten der Erde kommt es nach starken Beben zu nachfolgendem Absinken des Festlandes im Umkreis des Epizentrums – etwa entlang von Teilen der Küste Alaskas, die 1964 nach dem bisher stärksten gemessenen Erdbeben um ein bis zwei Meter nachgaben, oder erst jüngst auf Sumatra. Im Schnitt müsste Spartel seit etwa 12 000 vor heute jährlich um 3,5 Millimeter abgesackt sein – das meiste davon in einzelnen großen Ereignissen bei den jeweiligen Erdbeben. Gutscher schließt anhand der mächtigen Turbidit-Schicht H 8 – die fünfmal größer ist jene des Lissabon-Bebens – selbst ein rapides Nachgeben der Insel um zehn Meter durch ein extrem starkes Beben nicht aus.
In dieser verheerenden Kombination könnten die Erderschütterungen mit den nachfolgenden Fluten und dem Inselabsacker die Atlantiskultur ausgelöscht haben – geologisch scheinen Platos Abhandlungen zu passen. Ob Spartel allerdings tatsächlich Atlantis war, müssen weitere Untersuchungen klären. Es bleibt also immer noch viel Platz für Mystiker oder Ufologen, aber auch seriöse Wissenschaftler – die Detektivarbeit geht vorerst weiter.
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