Lernen: Das richtige Maß
Wer kennt das nicht? Zu kniffelige Kreuzworträtsel werden nach einiger Zeit frustriert bei Seite gelegt. Sind sie dagegen zu einfach, langweilen sie schnell. Säuglingen geht es genauso, wie Celeste Kidd und ihre Kollegen von der University of Rochester herausfanden: Die Kleinen verschmähen Reize, die ihnen zu einfach oder zu komplex erscheinen.
Die Forscher präsentierten ihren 72 Probanden – alle im Alter zwischen sieben und acht Monaten – auf einem Computerbildschirm drei Quadrate. Hinter jedem dieser Vierecke verbarg sich ein bestimmtes Objekt, etwa ein Ball oder ein Schnuller. In einer bestimmten Abfolge tauchten diese hinter dem Kasten auf und verschwanden anschließend wieder. So erschien beispielsweise dreimal hintereinander ein Ball, dann zweimal ein Schnuller und schließlich ein Fahrrad. Die einzelnen Durchgänge unterschieden sich dabei in ihrer Komplexität: Je undurchschaubarer das Muster hinter der Reihenfolge, desto schwieriger war es für die Kinder vorherzusagen, wo welche Figur als nächstes auftauchen würde.
Als die Forscher die Augenbewegungen der Säuglinge per Blickregistrierung (Eye-Tracking) erfassten, zeigte sich, dass die Aufmerksamkeit der Babys von der Komplexität der Aufgabe abhing: Erschien beispielsweise immer wieder das gleiche Objekt, verloren die Kleinen schnell das Interesse an der offensichtlich zu langweiligen Vorführung. Doch auch wenn die Abfolge schwerer zu durchschauen und damit eigentlich anspruchsvoller und interessanter war, wendeten sie ihren Blick ebenfalls vom Bildschirm ab. Die größte Aufmerksamkeit schenkten sie Sequenzen mittlerer Komplexität.
Säuglinge nehmen Reize aus der Umwelt nicht nur passiv wahr, betonen die Forscher, sondern suchen sich aktiv Anforderungen, die am besten zu ihren Fähigkeiten passen. Zu einfache, aber auch zu verwirrende Vorgänge werden von ihnen missachtet. So erreichen sie vermutlich den größten Lernzuwachs.
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