Neozoen: Geschlechterkampf der anderen Art
Weltweit bedrohen eingeschleppte Arten die ursprüngliche Flora und Fauna in ihrer Existenz, weil sie durchsetzungsfähiger, aggressiver oder anspruchsloser sind, sich schneller fortpflanzen oder unbekannte Krankheiten mitbringen. Übermäßiger Paarungstrieb als Auslöser stand dagegen noch nicht im Fokus der Wissenschaft - ein Fisch könnte dies nun ändern.
Diese Frauen haben es nicht leicht: Ständig wollen ihre Männchen Sex, balzen um sie herum und versuchen, sie zu begatten, während sich die oft unfreiwillig Auserwählten aufopferungsvoll um den bereits gezeugten Nachwuchs kümmern möchten. Die ständigen Begehrlichkeiten erschweren den Damen die Nahrungsaufnahme, gefährden sie im Alltag und brauchen ihre Energien auf. Und zu allem Überfluss vermag der ungewollte Geschlechtsverkehr auch noch ihre körperliche Unversehrtheit zu zerstören, setzt Er doch auf ein hakenbesetztes Fortpflanzungsorgan, das bei erzwungener Penetration böse Verletzungen hinterlassen kann.
Um diesem Unbill zu entgehen – der sich vor allem bei Männerüberschuss einstellt –, bleibt weiblichen Guppys (Poecilia reticulata) nur die Flucht in tieferes oder schneller fließendes Gewässer, das ihre aggressiven Artgenossen eher meiden. Im Laufe ihres evolutionären Daseins haben sich die Fische jedoch an dieses anstrengende Leben zwischen notwendiger Fortpflanzung und aufdringlichem Balzgehabe erfolgreich angepasst. Daher lässt sich die Art im Aquarium perfekt züchten und wird wegen ihrer zahlreichen Nachkommen auch Millionenfisch genannt. Zudem ist sie auch so robust, dass sie mittlerweile weltweit in den verschiedensten Wasserlebensräumen vorkommt und sich ausbreitet. Selbst in Deutschland sollen im warmen Abwasser von Kraftwerken einzelne kleine Bestände hausen.
In vielen tropischen Ländern erfreut der rege Paarungstrieb der Guppys die lokale Bevölkerung, gelten die umtriebigen Fische aus Südamerika doch als effektives Mittel gegen Moskitos, an denen sie sich bevorzugt delektieren. Ganz anderer Meinung dürften dagegen die einheimischen Fischarten sein, die unter der verschärften Konkurrenz durch die anpassungsfähigen Neozoen leiden müssen – der mexikanische Zweilinienkärpfling (Skiffia bilineata) zum Beispiel, wie Alejandra Valero von der Autonomen Nationaluniversität von Mexico D.F. und ihre Kollegen befürchten.
Der kleine lebendgebärende Fisch aus der Familie der Hochlandkärpflinge gilt mittlerweile als vom Aussterben bedroht, weil Lebensraumzerstörung und eingeschleppte Arten ihn und seine nächsten Verwandten zunehmend an den Rand drängen: Teilweise schrumpften die Bestände der einzelnen Skiffia-Spezies um mehr als die Hälfte, und manche überleben heute sogar nur noch in den Händen von Aquarianern und Zoos.
Im Liebesrausch blenden die Guppy-Männchen diesen Malus aus und umwerben selbst bei einem Überschuss an arteigenen die fremden Weibchen, wie die Wissenschaftler in verschiedenen Testreihen im Labor beobachteten: Jeder dritte Annäherungsversuch widmete sich den Zweilinienkärpflingen, obwohl sie im Zahlenverhältnis bisweilen deutlich unterrepräsentiert waren. Und da die Kärpflingsfrauen so attraktiv wirkten, folgten ihnen die fremden Galane selbst dann noch häufiger als ihren arteigenen Weibchen, wenn Skiffia die Flucht antrat.
Abwehrverhalten oder Rückzug müssen ohnehin als die beste Option für die Zahnkärpflinge gelten, denn ihre Geschlechtsorgane sind nicht auf den Phallus der Guppys ausgelegt: Innerhalb der Art tauschen die Männchen ihren Samen aus, indem sie schlicht ihre Kloake auf jene der Partnerin pressen. Der hakenbesetzte Penis der Guppys könnte demgegenüber schwere Schäden anrichten. Doch gleich, ob es zur Begattung kommt oder nicht, die Zudringlichkeit der Exoten hat ihren Preis: Die Flucht kostet Kraft, macht Räuber aufmerksam und behindert die Nahrungsaufnahme. Der aggressive Geschlechtstrieb gefährdet damit wohl zusätzlich die einzigartigen Zweilinienkärpflinge in ihrer Existenz – zarte Bande knüpfen sieht jedenfalls anders aus.
Um diesem Unbill zu entgehen – der sich vor allem bei Männerüberschuss einstellt –, bleibt weiblichen Guppys (Poecilia reticulata) nur die Flucht in tieferes oder schneller fließendes Gewässer, das ihre aggressiven Artgenossen eher meiden. Im Laufe ihres evolutionären Daseins haben sich die Fische jedoch an dieses anstrengende Leben zwischen notwendiger Fortpflanzung und aufdringlichem Balzgehabe erfolgreich angepasst. Daher lässt sich die Art im Aquarium perfekt züchten und wird wegen ihrer zahlreichen Nachkommen auch Millionenfisch genannt. Zudem ist sie auch so robust, dass sie mittlerweile weltweit in den verschiedensten Wasserlebensräumen vorkommt und sich ausbreitet. Selbst in Deutschland sollen im warmen Abwasser von Kraftwerken einzelne kleine Bestände hausen.
In vielen tropischen Ländern erfreut der rege Paarungstrieb der Guppys die lokale Bevölkerung, gelten die umtriebigen Fische aus Südamerika doch als effektives Mittel gegen Moskitos, an denen sie sich bevorzugt delektieren. Ganz anderer Meinung dürften dagegen die einheimischen Fischarten sein, die unter der verschärften Konkurrenz durch die anpassungsfähigen Neozoen leiden müssen – der mexikanische Zweilinienkärpfling (Skiffia bilineata) zum Beispiel, wie Alejandra Valero von der Autonomen Nationaluniversität von Mexico D.F. und ihre Kollegen befürchten.
Der kleine lebendgebärende Fisch aus der Familie der Hochlandkärpflinge gilt mittlerweile als vom Aussterben bedroht, weil Lebensraumzerstörung und eingeschleppte Arten ihn und seine nächsten Verwandten zunehmend an den Rand drängen: Teilweise schrumpften die Bestände der einzelnen Skiffia-Spezies um mehr als die Hälfte, und manche überleben heute sogar nur noch in den Händen von Aquarianern und Zoos.
Ganz so extrem steht es um den Zweilinienkärpfling noch nicht, trotzdem nehmen die Forscher seine Situation ernst. Denn zu seinem eigenen Unglück ähneln die Weibchen von Skiffia bilineata äußerlich jenen der Guppys, sie sind aber etwas größer und bauchiger. Da Poecilia reticulata auf üppigere Frauen steht, macht beides zusammen die Zweilinienkärpflinge zu attraktiven Anziehungspunkten wild balzender Millionenfische, obwohl alle Avancen fruchtlos bleiben würden: Beide Fischfamilien sind genetisch zu weit voneinander isoliert, als dass es Kindersegen geben könnte.
Im Liebesrausch blenden die Guppy-Männchen diesen Malus aus und umwerben selbst bei einem Überschuss an arteigenen die fremden Weibchen, wie die Wissenschaftler in verschiedenen Testreihen im Labor beobachteten: Jeder dritte Annäherungsversuch widmete sich den Zweilinienkärpflingen, obwohl sie im Zahlenverhältnis bisweilen deutlich unterrepräsentiert waren. Und da die Kärpflingsfrauen so attraktiv wirkten, folgten ihnen die fremden Galane selbst dann noch häufiger als ihren arteigenen Weibchen, wenn Skiffia die Flucht antrat.
Abwehrverhalten oder Rückzug müssen ohnehin als die beste Option für die Zahnkärpflinge gelten, denn ihre Geschlechtsorgane sind nicht auf den Phallus der Guppys ausgelegt: Innerhalb der Art tauschen die Männchen ihren Samen aus, indem sie schlicht ihre Kloake auf jene der Partnerin pressen. Der hakenbesetzte Penis der Guppys könnte demgegenüber schwere Schäden anrichten. Doch gleich, ob es zur Begattung kommt oder nicht, die Zudringlichkeit der Exoten hat ihren Preis: Die Flucht kostet Kraft, macht Räuber aufmerksam und behindert die Nahrungsaufnahme. Der aggressive Geschlechtstrieb gefährdet damit wohl zusätzlich die einzigartigen Zweilinienkärpflinge in ihrer Existenz – zarte Bande knüpfen sieht jedenfalls anders aus.
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