Fortpflanzung: Junge oder Mädchen?
Elf Kinder und alles Jungs. Eine eigene Fußballmannschaft gründen. Der Traum mancher Männer zerplatzt schon, bevor er überhaupt begonnen hat. Skinke sind da schon einen Schritt weiter: Das Geschlecht ihrer Zöglinge kann die Echsenmutter unter Umständen direkt beeinflussen.
Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Für viele werdende Eltern ist dies eine entscheidende Frage. Zumindest auf natürliche Weise können Menschen die Geschlechterfrage kaum gezielt lenken, auch wenn immer wieder Theorien über einflussreiche Nahrungsmittel kursieren. Im Tierreich sieht es hingegen anders aus: Bei vielen Wirbellosen spielen Nahrungsangebot oder Bestandsgröße eine entscheidende Rolle. Und Schildkröten oder Alligatoren können über die Nesttemperatur das Verhältnis zwischen männlichem und weiblichem Nachwuchs steuern, um so eine möglichst optimale Zahl für die eigene Population zu erhalten.
Bekannt war bereits, dass die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter nicht zwangsläufig von den Genen abhängen muss. Bei kühleren Nesttemperaturen entwickelten sich nämlich auch Männchen mit zwei X-Chromosomen, die genetisch betrachtet eigentlich Weibchen wären. Allerdings – so der Vergleich von rund 800 Eiern aus mehr als 100 Gelegen – produzieren die großen Eier unter der üblichen Bruttemperatur von mehr als 20 Grad Celsius eines Nestes meist Weibchen, die kleinen hingegen Männchen. Wie erklärt sich diese Vorbestimmung?
Dottermanipulation
Um dies herauszufinden, bebrüteten die Forscher eine Reihe von Eiern unter kühleren (16 Grad Celsius) und wärmeren Bedingungen (22 Grad Celsius). Gleichzeitig manipulierten sie das Dottervolumen, indem sie manchen der großen Eier etwas Dotter entnahmen und den kleineren Eiern injizierten.
Die Ergebnisse waren erstaunlich: Unabhängig von der Dotterverteilung schlüpften bei der höheren Nesttemperatur annähernd je fünfzig Prozent Männchen und Weibchen. Unter kühleren Bedingungen zeigte sich jedoch ein eindeutiger Manipulationseffekt. Aus größeren Eiern, denen zuvor etwas Dotter entfernt worden war, entwickelten sich nun auch Männchen. Dagegen schlüpften vermehrt Weibchen, wenn Shine und seine Kollegen den kleineren Eiern Dotter hinzuspritzten.
Dieser Einfluss des Eigelbs dominierte auch diesmal die Geschlechtschromosomen, die in diesen Fällen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen schienen: Durch die Umverteilung entstanden Männchen mit genetisch weiblichem (XX) und in Ausnahmefällen auch Weibchen mit genetisch männlichem Geschlecht (XY).
Männchen überleben unter kälteren Bedingungen offensichtlich besser als Weibchen, weshalb sie mit weniger Startkapital in Form des energiereichen Dotters auskommen können. Um zu verhindern, dass langfristig deutlich mehr Männchen als Weibchen existieren – was das Überleben der Art gefährdet –, investieren die Mütter mehr in Eier, aus denen weibliche Nachkommen entstehen. Das kostet sie zwar mehr Energie, doch wird dies durch das für die Arterhaltung wichtige Gleichgewicht zwischen Männchen und Weibchen aufgewogen. Dabei lässt es sich sogar verkraften, dass mancher Nachwuchs mit "falschen" Geschlechtschromosomen auf die Welt kommt.
Überraschung beim Schlüpfen
Welches Geschlecht letztlich aus den Eiern von Bassiana duperreyi schlüpft, hängt somit von mindestens drei Faktoren ab: neben den Geschlechtschromosomen und der Nesttemperatur – wie bei anderen Reptilien auch – zusätzlich noch von der Dottermenge des jeweiligen Eis.
Richard Shine zeigte sich von dem Ergebnis überrascht: "Die Effekte, die wir mit der Umverteilung des Eidotters erzielten, ist nur die Spitze des Eisbergs." Möglicherweise beeinflussen auch bei anderen Arten ganz unterschiedliche Umweltfaktoren die Geschlechtsverteilung der Nachkommen. Junge oder Mädchen? Diese Frage ist und bleibt spannend.
Doch damit nicht genug: Reptilien manipulieren offensichtlich auch noch über andere Wege ihr Geschlechterverhältnis, wie nun Forscher um Richard Shine von der University of Sydney entdeckt haben. Australische Skinke (Bassiana duperreyi) legen je nach erwünschtem Nachwuchs unterschiedlich große Eier. Diese auch Glattechsen genannten Kriechtiere leben im Südosten Australiens, wo sie in höheren Gebirgslagen zu finden sind. Ihre Gelege umfassen meist eine Bandbreite unterschiedlich großer Eier, aus denen im Schnitt je zur Hälfte Männchen oder Weibchen schlüpfen.
Bekannt war bereits, dass die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter nicht zwangsläufig von den Genen abhängen muss. Bei kühleren Nesttemperaturen entwickelten sich nämlich auch Männchen mit zwei X-Chromosomen, die genetisch betrachtet eigentlich Weibchen wären. Allerdings – so der Vergleich von rund 800 Eiern aus mehr als 100 Gelegen – produzieren die großen Eier unter der üblichen Bruttemperatur von mehr als 20 Grad Celsius eines Nestes meist Weibchen, die kleinen hingegen Männchen. Wie erklärt sich diese Vorbestimmung?
Dottermanipulation
Um dies herauszufinden, bebrüteten die Forscher eine Reihe von Eiern unter kühleren (16 Grad Celsius) und wärmeren Bedingungen (22 Grad Celsius). Gleichzeitig manipulierten sie das Dottervolumen, indem sie manchen der großen Eier etwas Dotter entnahmen und den kleineren Eiern injizierten.
Die Ergebnisse waren erstaunlich: Unabhängig von der Dotterverteilung schlüpften bei der höheren Nesttemperatur annähernd je fünfzig Prozent Männchen und Weibchen. Unter kühleren Bedingungen zeigte sich jedoch ein eindeutiger Manipulationseffekt. Aus größeren Eiern, denen zuvor etwas Dotter entfernt worden war, entwickelten sich nun auch Männchen. Dagegen schlüpften vermehrt Weibchen, wenn Shine und seine Kollegen den kleineren Eiern Dotter hinzuspritzten.
Dieser Einfluss des Eigelbs dominierte auch diesmal die Geschlechtschromosomen, die in diesen Fällen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen schienen: Durch die Umverteilung entstanden Männchen mit genetisch weiblichem (XX) und in Ausnahmefällen auch Weibchen mit genetisch männlichem Geschlecht (XY).
Männchen überleben unter kälteren Bedingungen offensichtlich besser als Weibchen, weshalb sie mit weniger Startkapital in Form des energiereichen Dotters auskommen können. Um zu verhindern, dass langfristig deutlich mehr Männchen als Weibchen existieren – was das Überleben der Art gefährdet –, investieren die Mütter mehr in Eier, aus denen weibliche Nachkommen entstehen. Das kostet sie zwar mehr Energie, doch wird dies durch das für die Arterhaltung wichtige Gleichgewicht zwischen Männchen und Weibchen aufgewogen. Dabei lässt es sich sogar verkraften, dass mancher Nachwuchs mit "falschen" Geschlechtschromosomen auf die Welt kommt.
Überraschung beim Schlüpfen
Welches Geschlecht letztlich aus den Eiern von Bassiana duperreyi schlüpft, hängt somit von mindestens drei Faktoren ab: neben den Geschlechtschromosomen und der Nesttemperatur – wie bei anderen Reptilien auch – zusätzlich noch von der Dottermenge des jeweiligen Eis.
Richard Shine zeigte sich von dem Ergebnis überrascht: "Die Effekte, die wir mit der Umverteilung des Eidotters erzielten, ist nur die Spitze des Eisbergs." Möglicherweise beeinflussen auch bei anderen Arten ganz unterschiedliche Umweltfaktoren die Geschlechtsverteilung der Nachkommen. Junge oder Mädchen? Diese Frage ist und bleibt spannend.
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