Artenschutz: "Kein Management ist auch ein Management"
Mehr als 20 000 Elefanten sterben jährlich für den illegalen Handel mit Elfenbein. Kenia und Mali sowie 19 weitere afrikanische Länder wollen daher ein mindestens 20-jähriges, uneingeschränktes Verbot von Geschäften mit dem "weißen Gold" durchsetzen. Botswana, Namibia und jetzt auch Sambia beantragen dagegen freien Handel mit Elfenbein aus Regierungsbeständen. Ihre Verbündeten: die Manager von Naturparks.
Zu viele Dickhäuter trampelten durch die südafrikanischen Wildschutzgebiete. Die Überzahl zerstöre die Biodiversität, so das gängige Argument für drastische Kontrollmechanismen – zum Beispiel Geburtenkontrollen, die Umsiedlung ganzer Herden oder den gezielten Abschuss. Zurzeit leben im südlichen Afrika 270 000 Elefanten – "keineswegs zu viele", sagt hingegen Rudi van Aarde von der Universität Pretoria in Südafrika. Zählungen zufolge seien die meisten Populationen stabil, so der Leiter der dortigen Ecology Conservation Unit: "Einige wachsen, andere schrumpfen." Außerdem sei der Umwelteinfluss der Tiere keine Frage von deren Anzahl, sondern des Raumes, der ihnen zur Verfügung steht. "Sicher walzen Elefanten Gräser nieder und fressen Bäume kahl. Trotzdem gibt es bisher keinen Ort, an dem sich die Pflanzenwelt nicht erholt hätte, wenn die Tiere weiterziehen."
Angeborener Drang zum Wandern
Örtliche Überpopulationen sind die Folge, was viele Farmer existenziell bedroht: Wenn die Herden durch die Felder stampfen, fällt die Ernte aus. "Mit zwei- bis dreitausend Dollar pro Farm und Jahr ließe sich der Schaden auffangen und die Familie ernähren", schätzt van Aarde – etwa ein Zehntel dessen, was das Erjagen eines Elefanten verschlingt. Diese Abschüsse wie im südafrikanischen Krüger-Nationalpark zwischen 1984 und 1995 lösen das Problem ohenhin nicht, zeigen van Aardes Studien. Jedes Jahr waren in einer der vier Managementzonen des Parks Elefanten erlegt worden – der Niedergang der natürlichen Populationsdynamik: Wo im Vorjahr geschossen wurde, stieg die Geburtenrate überdimensional an.
Weg mit den Zäunen
Van Aardes Weg aus der Dickhäuterkrise ist daher ein anderer: Kein Management ist auch ein Management – "Nehmt die Zäune weg, schüttet die künstlichen Wasserlöcher zu und überlasst die Tiere sich selbst, dann kontrollieren Futterangebot und Wetterwechsel die Populationsgrößen von ganz allein" fordern die Forscher. Außerdem möchten sie grenzenübergreifende Megaparks statt viel zu kleiner "Duldungsareale".
Wegen ihrer größeren Stoßzähne stehen besonders alte Tiere bei Wilderern hoch im Kurs, sodass es in Sambia beispielsweise nur junge Elefanten gibt. Das schließen die Wissenschaftler aus der Schulterhöhe der Dickhäuter, da Elefanten bis zu einem Alter von 25 Jahren relativ gleichmäßig wachsen. Dann haben sie etwa 2,3 Meter erreicht; in Sambia fanden van Aarde und sein Team unter 1100 Tieren jedoch kein einziges dieser Größe: Alle waren deutlich kleiner. "Das einzige, das solch ein Muster verursacht, ist die Jagd" – möglich erst durch instabile Politik und zu viele Ausnahmeregelungen. So wie sie jetzt auch wieder von einigen Regierungen gefordert werden.
Angeborener Drang zum Wandern
Denn Elefanten ist der Wanderdrang angeboren, und sie durchqueren dabei landesgroße Areale – normalerweise viel größere Gebiete als das derzeitige Elefantenmanagement ihnen zugesteht. "Zäune und künstlich angelegte Wasserstellen halten die Herden in abgesteckten Parks fest.", sagt van Aarde. Je mehr Tränken, desto kleiner das Areal, in dem sich die Tiere aufhielten. Es fehle der Druck, Wasser suchen zu müssen, sodass die Tiere oft sommers wie winters im gleichen Gebiet bleiben.
Örtliche Überpopulationen sind die Folge, was viele Farmer existenziell bedroht: Wenn die Herden durch die Felder stampfen, fällt die Ernte aus. "Mit zwei- bis dreitausend Dollar pro Farm und Jahr ließe sich der Schaden auffangen und die Familie ernähren", schätzt van Aarde – etwa ein Zehntel dessen, was das Erjagen eines Elefanten verschlingt. Diese Abschüsse wie im südafrikanischen Krüger-Nationalpark zwischen 1984 und 1995 lösen das Problem ohenhin nicht, zeigen van Aardes Studien. Jedes Jahr waren in einer der vier Managementzonen des Parks Elefanten erlegt worden – der Niedergang der natürlichen Populationsdynamik: Wo im Vorjahr geschossen wurde, stieg die Geburtenrate überdimensional an.
Die Herden regulieren sich also selbst – und das auch ohne menschliches Eingreifen äußerst effektiv. Der Niederschlag beispielsweise beeinflusst die Überlebensrate: "Mit gleichbleibend viel oder wenig Regen kommen Elefanten gut zurecht, wechselnde Regenmengen dagegen setzen die Tiere unter Stress und machen das Überleben schwierig", schreiben van Aarde und seine Kollegen in einer noch unveröffentlichten Arbeit. Auch die Geburtenrate spielt eine Rolle, denn wie viele Kälber geboren werden, kontrolliert die gesamte Individuenzahl in einer Herde: "Je mehr Tiere in der Gruppe zusammenleben, desto längere Pausen machen Elefantendamen zwischen den Geburten." Ein dritter Kontrollfaktor ist schließlich das Futterangebot, da reichlich Nahrung mehr Nachwuchs bedeutet.
Weg mit den Zäunen
Van Aardes Weg aus der Dickhäuterkrise ist daher ein anderer: Kein Management ist auch ein Management – "Nehmt die Zäune weg, schüttet die künstlichen Wasserlöcher zu und überlasst die Tiere sich selbst, dann kontrollieren Futterangebot und Wetterwechsel die Populationsgrößen von ganz allein" fordern die Forscher. Außerdem möchten sie grenzenübergreifende Megaparks statt viel zu kleiner "Duldungsareale".
Die meisten Länder gestatten den Abschuss ohenhin nur als letzte Möglichkeit – zumindest auf dem Papier. Tatsächlich aber erlebt die Wilderei neuen Aufschwung: 41 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein wurden 2005 und 2006 beschlagnahmt, vermutlich "nur die Spitze des Eisbergs", warnt Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Vor allem im Internet treibt der Schwarzhandel völlig unkontrolliert Blüten. In einer aktuellen Studie hatte der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) den Online-Handel mit Elfenbein auf den weltweiten Seiten der Auktionsplattform eBay überprüft. Das Resultat von nur einer Woche: 2200 Artikel aus Elefanten-Stoßzähnen, neunzig Prozent davon ohne gültige Papiere.
Wegen ihrer größeren Stoßzähne stehen besonders alte Tiere bei Wilderern hoch im Kurs, sodass es in Sambia beispielsweise nur junge Elefanten gibt. Das schließen die Wissenschaftler aus der Schulterhöhe der Dickhäuter, da Elefanten bis zu einem Alter von 25 Jahren relativ gleichmäßig wachsen. Dann haben sie etwa 2,3 Meter erreicht; in Sambia fanden van Aarde und sein Team unter 1100 Tieren jedoch kein einziges dieser Größe: Alle waren deutlich kleiner. "Das einzige, das solch ein Muster verursacht, ist die Jagd" – möglich erst durch instabile Politik und zu viele Ausnahmeregelungen. So wie sie jetzt auch wieder von einigen Regierungen gefordert werden.
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