Neurologie: Kleinhirn ganz groß
Kleines Hirn - kleine Bedeutung: Ein immenser Fehlschluss, zumindest wenn es um das Kleinhirn geht. Zwar hielt man es lange Zeit lediglich für die Steuerung der Motorik zuständig, inzwischen häufen sich aber die Hinweise, dass es dem Großhirn bei dessen Arbeit zur Hand geht – und das offenbar auch schon vor der Geburt.
Die moderne Medizin macht's möglich: Waren zu früh Geborene noch vor wenigen Jahrzehnten Todgeweihte, haben heute sogar nur 600 Gramm leichte Neugeborene, die ab der 23. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken eine – wenn auch verhältnismäßig geringe – Überlebenschance.
Doch der Preis für das gerette Leben ist manchmal sehr hoch: Das Immunsystem ist noch unfertig, die Atmung und der Kreislauf des Frühchens sind noch nicht vollständig ausgereift und arbeiten daher nicht richtig, das Gehirn wird infolgedessen unzureichend durchblutet – es drohen Hirnschäden. Mit jedem Tag, den ein Kind später geboren wird, steigt seine Überlebenschance, im Gegenzug sinkt sein Risiko, eine dauerhafte Schädigungen davonzutragen.
Viele Frühgeborene haben daher behandlungsbedürftige motorische oder kognitive Störungen oder sind verhaltensauffällig. Häufig sind Beeinträchtigungen der Bewegung und der Koordination, Krampfanfälle, Blindheit, Taubheit sowie eine verzögerte sprachliche und geistige Entwicklung. Vor allem die besonders kleinen Frühchen sind später oftmals leicht irritierbar und leiden unter Aufmerksamkeitsstörungen sowie Problemen im Sozialverhalten.
Eine Kleinhirnblutung bleibt meist nicht ohne Folgen. So beobachtete die Arbeitsgruppe von Limperopoulos bei früheren Untersuchungen, dass zu früh Geborene, die eine Kleinhirnblutung erlitten, im Krabbelalter deutliche Entwicklungsverzögerungen zeigten: Die Hälfte von ihnen hatte nicht nur motorische Probleme, sondern zeigte auch Schwierigkeiten bei der sprachlichen Kommunikation und im Sozialverhalten – Frühgeborene ohne Kleinhirnblutung hatten diese Defizite nur in Ausnahmefällen.
Eines verwunderte die Ärzte dabei: Motorische Ausfälle sind nach einer Kleinhirnblutung nicht weiter verwunderlich, gilt doch das Kleinhirn als die Zentrale für die Bewegungssteuerung. Kognitive Schäden wie sprachliche Probleme hingegen wären eher bei Schädigungen des Großhirns zu erwarten, da dieses als der Sitz höherer geistiger Leistungen gilt. Sollten Verletzungen des Kleinhirns womöglich das Großhirn in irgendeiner Form beeinträchtigen?
Catherine Limperopoulos und ihre Kollegen überprüften diese Frage nun mit hochmoderner Magnetresonanztomographie an 74 Frühgeborenen mit unterschiedlichen Hirnschädigungen [2].
Offenbar beeinflussen im vorgeburtlichen Stadium die beiden Gehirnteile gegenseitig ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Eine Kleinhirnblutung, wie sie bei besonders kleinen Frühgeborenen verhältnismäßig häufig auftritt, könnte demnach tatsächlich auch an kognitiven Beeinträchtigungen der Kinder maßgeblich beteiligt sein. Das Kleinhirn käme dementsprechend bereits vor der Geburt schon groß heraus – es scheint mehr zu beeinflussen als lediglich die Steuerung der Motorik.
Doch der Preis für das gerette Leben ist manchmal sehr hoch: Das Immunsystem ist noch unfertig, die Atmung und der Kreislauf des Frühchens sind noch nicht vollständig ausgereift und arbeiten daher nicht richtig, das Gehirn wird infolgedessen unzureichend durchblutet – es drohen Hirnschäden. Mit jedem Tag, den ein Kind später geboren wird, steigt seine Überlebenschance, im Gegenzug sinkt sein Risiko, eine dauerhafte Schädigungen davonzutragen.
Viele Frühgeborene haben daher behandlungsbedürftige motorische oder kognitive Störungen oder sind verhaltensauffällig. Häufig sind Beeinträchtigungen der Bewegung und der Koordination, Krampfanfälle, Blindheit, Taubheit sowie eine verzögerte sprachliche und geistige Entwicklung. Vor allem die besonders kleinen Frühchen sind später oftmals leicht irritierbar und leiden unter Aufmerksamkeitsstörungen sowie Problemen im Sozialverhalten.
"Bis vor kurzem wurde eine Kleinhirnblutung zu selten festgestellt"
(Catherine Limperopoulos)
Komplikationen sind vor allem bei den Frühgeborenen zu befürchten, die vor der 27. Schwangerschaftswoche geboren werden und sehr klein sind: Sie erleiden relativ häufig eine Hirnblutung. Catherine Limperopoulos vom Children's Hospital in Boston und ihre Kollegen fanden vor kurzem heraus, dass 15 Prozent der Kinder, die mit weniger als 750 Gramm Körpergewicht geboren werden, eine Kleinhirnblutung haben [1]. Noch wenige Jahre zuvor wurden derartige Blutungen wesentlich seltener beobachtet; zum einen, weil die Frühgeborenen seltener überlebten, zum anderen, weil die bildgebenden Verfahren in der Zwischenzeit deutlich verbessert wurden. (Catherine Limperopoulos)
Eine Kleinhirnblutung bleibt meist nicht ohne Folgen. So beobachtete die Arbeitsgruppe von Limperopoulos bei früheren Untersuchungen, dass zu früh Geborene, die eine Kleinhirnblutung erlitten, im Krabbelalter deutliche Entwicklungsverzögerungen zeigten: Die Hälfte von ihnen hatte nicht nur motorische Probleme, sondern zeigte auch Schwierigkeiten bei der sprachlichen Kommunikation und im Sozialverhalten – Frühgeborene ohne Kleinhirnblutung hatten diese Defizite nur in Ausnahmefällen.
Eines verwunderte die Ärzte dabei: Motorische Ausfälle sind nach einer Kleinhirnblutung nicht weiter verwunderlich, gilt doch das Kleinhirn als die Zentrale für die Bewegungssteuerung. Kognitive Schäden wie sprachliche Probleme hingegen wären eher bei Schädigungen des Großhirns zu erwarten, da dieses als der Sitz höherer geistiger Leistungen gilt. Sollten Verletzungen des Kleinhirns womöglich das Großhirn in irgendeiner Form beeinträchtigen?
Catherine Limperopoulos und ihre Kollegen überprüften diese Frage nun mit hochmoderner Magnetresonanztomographie an 74 Frühgeborenen mit unterschiedlichen Hirnschädigungen [2].
"Jetzt können wir Eltern darüber aufklären, ob ihre Kinder vielleicht Defizite haben, die zwar über motorische Schäden hinausgehen, von einer früher Behandlung aber profitieren könnten"
(Catherine Limperopoulos)
Ihre Aufnahmen enthüllten eine enge Verbindung zwischen Klein- und Großhirn: Frühchen, deren Kleinhirn auf einer Seite geschädigt war, entwickelten eine kleinere Großhirnhemisphäre auf der gegenüberliegenden Seite. Umgekehrt verhinderten Verletzungen einer Großhirnhemisphäre die normale Entwicklung der gegenüber liegenden Kleinhirnhemisphäre. (Catherine Limperopoulos)
Offenbar beeinflussen im vorgeburtlichen Stadium die beiden Gehirnteile gegenseitig ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Eine Kleinhirnblutung, wie sie bei besonders kleinen Frühgeborenen verhältnismäßig häufig auftritt, könnte demnach tatsächlich auch an kognitiven Beeinträchtigungen der Kinder maßgeblich beteiligt sein. Das Kleinhirn käme dementsprechend bereits vor der Geburt schon groß heraus – es scheint mehr zu beeinflussen als lediglich die Steuerung der Motorik.
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