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Teilchenphysik: Mark Thomson wird neuer Generaldirektor des CERN

Der Physiker steht ab Januar 2026 vor zahlreichen Herausforderungen. So muss er knapp 20 Milliarden Euro für den Bau eines riesigen neuen Teilchenbeschleunigers auftreiben.
Der Teilchenphysiker Mark Thomson steht vor der Röhre im Tunnel des LHC
Der britische Teilchenphysiker Mark Thomson wird die Leitung des CERN ab dem 1. Januar 2026 übernehmen. Die europäische Forschungseinrichtung beschäftigt 2500 Mitarbeitende vor Ort und verfügt über ein Netz von fast 20 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in aller Welt.

Der britische Teilchenphysiker Mark Thomson ist zum nächsten Generaldirektor des CERN, des europäischen Labors für Teilchenphysik bei Genf in der Schweiz, ernannt worden. Der CERN-Rat, der die Forschungseinrichtung im Namen seiner 24 Mitgliedsländer beaufsichtigt, wählte den 58-Jährigen in der Novembersitzung aus insgesamt drei Bewerbern aus. Seine fünfjährige Amtszeit beginnt am 1. Januar 2026.

Thomson übernimmt den Posten in Zeiten großer Herausforderungen. Die unsichere politische Lage in der Ukraine veranlasste die aktuelle Führungsebene der Großforschungseinrichtung, die Beziehungen zur russischen Regierung abzubrechen. Außerdem muss Thomson die Planungen zum neuen Future Circular Collider (FCC) voranbringen und den schwindenden Konsens zur Umsetzung wiederherstellen. Der neue, 90 Kilometer lange Tunnel soll die Zukunft des Labors für den Rest des laufenden Jahrhunderts sichern. Allerdings hat sich die deutsche Bundesregierung als größter Beitragszahler skeptisch zu dem Projekt geäußert; China könnte dem CERN außerdem mit einem ähnlichen Projekt zuvorkommen.

Der Teilchenphysiker ist kein Unbekannter am CERN: Er forschte dort in den 1990er Jahren selbst an einem großen Experiment und half 2012 bei der Entdeckung des Higgs-Bosons am Large Hadron Collider (LHC), dem leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt – zusammen mit der amtierenden Generaldirektorin Fabiola Gianotti. Derzeit ist Thomson Vorsitzender des Science and Technology Facilities Council, einer britischen Einrichtung zur Forschungsförderung, und Vertreter im CERN-Rat. Außerdem ist er Professor für experimentelle Teilchenphysik an der University of Cambridge.

In einer Pressekonferenz betonten sowohl Gianotti als auch Thomson die Notwendigkeit der Kontinuität und wie bedeutsam die laufende, 1,5 Milliarden Euro teure Modernisierung des 27 Kilometer langen LHC ist. Thomson bestärkte auch Gianottis Engagement für den Bau des FCC. »Ich stimme mit der Vision der derzeitigen Generaldirektorin überein«, sagte er den anwesenden Journalisten. »Ich werde mich dafür einsetzen, die wissenschaftliche Mission der Organisation fortzusetzen, Technologien weiterzuentwickeln, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen, und gleichzeitig die Nationen in einem gemeinsamen Engagement für den Fortschritt der Wissenschaft zum Wohle der Menschheit zu vereinen.«

Die ehemalige CERN-Ratspräsidentin Ursula Bassler zeigte sich ebenfalls sehr optimistisch, was die Ernennung von Thomson angeht. »Er ist eine Person, die schätzt, was das FCC dem CERN bringen kann, die sich aber auch der Vorbehalte bewusst ist, die einige Leute haben könnten«, sagt Bassler, Teilchenphysikerin an der École Polytechnique in Paris. »Ich denke, er wird sehr transparent dabei vorgehen, zu einer Entscheidung zu kommen.«

Thomson ist der erste britische Physiker, der die Organisation seit den 1990er Jahren leiten wird. Er hat nicht nur am LHC gearbeitet, sondern war auch Koleiter und Sprecher des Deep Underground Neutrino Experiment, das derzeit in Illinois und South Dakota aufgebaut wird. (kmh)

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