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Navigation: Mist mit Rückenwind

Um seine wertvolle Ladung sicher ans Ziel zu bringen, verlässt sich der südafrikanische Dungkäfer nicht auf ein Navi. Er nutzt mehrere Inputs - zum Beispiel den Wind.
Südafrikanischer Dungkäfer

Selbst in der heißen Mittagssonne schiebt der südafrikanische Dungkäfer (Scarabaeus lamarcki) keine ruhige Kugel – er muss seinen Ball aus Kot möglichst schnell in Sicherheit bringen. Ein Forscherteam um Basil Jundid von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat nun herausgefunden, woher er weiß, wohin er seine Mistkugel rollen muss. Das Ziel des Dungkäfers: seine kugelige Nahrungsreserve, die meist aus Elefantendung besteht, auf direktem Weg zu seinen unterirdischen Gängen zu bringen. Kann er sich dabei nicht am Sonnenstand orientieren, navigiert er mit Hilfe des Windes, erklärt das Team nun in der Fachzeitschrift »PNAS«.

Um zu seinem Versteck zu kommen, rollt der Käfer den Ball rückwärts vor sich her, bis er die Vorräte sicher verstaut hat. Es war bereits bekannt, dass sich der Käfer, um dorthin zu finden, an der Sonne orientiert. Das Team um Jundid fragte sich nun, wie das Tier es schafft, auch dann Kurs zu halten, wenn ihm die Sonne keine hilfreichen Informationen liefert. Als zusätzliche Quelle hatten die Forscher den Wind, der in der afrikanischen Savanne zur Mittagszeit besonders stark ist, im Verdacht. Darum veränderten sie den Luftstrom in einer Arena, in der Käfer unter freiem Himmel Kot herumrollten. Tatsächlich änderten diese ihre Marschrichtung so, dass der Wind für sie wieder aus demselben Winkel kam – allerdings nur zur Mittagszeit, wenn die Sonne senkrecht stand. Stand sie flacher, rollten die Tiere ihre Kugeln – unbeeindruckt vom Wind – in dieselbe Richtung weiter.

Als Nächstes wollte das Team herausfinden, mit welchem Sinnesorgan die Käfer den Wind wahrnehmen. Weil auch andere Insekten hierfür ihre Antennen – und das darin befindliche Johnstonsche Organ – benutzen, amputierten die Forscher einigen Dungkäfern dieselben. Das Team beobachtete, welche Richtung diese Tiere einschlugen, wenn sie in einem Raum ohne Sonnenlicht Wind aus unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt waren. Während sich Käfer mit Antenne wie erwartet an die Windrichtung anpassten, konnten die antennenlosen Tiere nicht mehr recht entscheiden, wo sie hinwollten. Setzte man sie nach draußen, konnten sie sich aber weiterhin an der Sonne orientieren.

Das Forscherteam schließt aus diesen Beobachtungen, dass Dungkäfer über eine Art dynamischen Kompass verfügen. Sie können die Signale von Sonne und Wind flexibel verarbeiten und gewichten. Das erlaubt ihnen laut den Forschern die größtmögliche Genauigkeit. Und was machen die Käfer nun, wenn die Sonne keine brauchbaren Informationen liefert und kein Wind weht? Dass sie sich bei Nacht an der Milchstraße orientieren, hatte das Team bereits herausgefunden. Welche Informationen die Käfer sonst noch verarbeiten können, will es in weiteren Studien untersuchen.

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