Verhaltensforschung: Mutti ist die Beste
Ihr Ruf ist schlecht, dabei kümmern sie sich rührend um den Nachwuchs: Weibliche Tüpfelhyänen zeigen am Kadaver extremen Futterneid - und sorgen dafür, dass genügend Brocken für die lieben Kleinen abfallen.
In der Savanne herrschen raue Sitten: Leoparden reißen Antilopen und müssen fürchten, dass sie ihnen von Löwen geklaut werden. Löwinnen erlegen Gnus und haben dann doch beim Mahl dem dominanten Männchen den Vortritt zu lassen, obwohl dieses kaum etwas zum Erfolg beigetragen hat. Gleichzeitig droht ihrem Nachwuchs der frühzeitige Tod durch Hyänen, die – wenn sie die Gelegenheit haben – ihren "Erzfeinden" durchaus bereits in Kindestagen den Garaus bereiten. Umgekehrt lassen Löwen keine Möglichkeit aus, Hyänen zu töten oder sie zumindest von deren Jagdtrophäen zu vertreiben.
Warum aber ausgerechnet die Tüpfelhyänen im für Säugetiere eher seltenen Matriarchat leben und folglich das Alpha-Weibchen den Takt vorgibt, können Forscher immer noch nicht ausreichend beantworten. Als eine plausible Erklärung gilt der erhöhte Androgenspiegel, den die Mütter ihren Töchtern vor der Geburt mitgeben: Das eigentlich männliche Geschlechtshormon steuert die Entwicklung von Muskeln und beeinflusst Aggressivität wie Sexualverhalten – die Weibchen kommen maskulinisiert auf die Welt.
Ein zweiter Ansatz widmet sich der anatomisch eigenwillig geformten Klitoris, die aus dem Körper schlauchförmig herausragt und dem Männchen die Paarung erschwert – ohne Kooperation des Weibchens kommen sie nicht zum Zug. Sie müssen also eine freundschaftliche, devote Beziehung zu den Weibchen aufbauen, in dem sie sich unter anderem beim Fressen den Weibchen gegenüber zurückhalten.
Am Kadaver herrscht unter diesen Raubtieren ein starkes Gedränge, in dem jeder versucht, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit herunterzuschlingen: Innerhalb von wenigen Minuten kann ein entsprechend großer Klan auf diese Weise eine ganze Antilope oder einen halbwüchsigen Büffel verputzen. Jüngere und schwächere Individuen gehen bei dieser Orgie häufig leer aus – gerade für heranwachsende Hyänen eine heikle Angelegenheit, benötigen sie doch viel Energie für ihr weiteres Wachstum.
Ihre Anatomie erschwert zudem den Zugang zu Nahrhaftem: Tüpfelhyänen besitzen besonders ausgeprägte Kiefer, die mit sehr widerständigen Zähnen besetzt sind und von starken Muskeln bewegt werden, um schnell zu fressen und auch die großen Knochen von Zebras oder anderer Beute zu knacken. Diese massiven Beißapparate bilden die Tiere jedoch erst nach Erreichen des Erwachsenenalters aus, wie die Biologen durch vergleichende Schädelmessungen bemerkten.
Je höher dabei ihr sozialer Rang ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungen das Erwachsenenalter erreichen: Während etwa ein Drittel des Nachwuchses subalterner Mütter verendet, schaffen es bei den Alpha-Weibchen fast alle Sprösslinge durch diese kritische Phase, obwohl sie noch früher abstillen als ihre Untergebenen – die aggressiven Leittiere beißen jeden Nahrungskonkurrenten schlicht weg. Wie entscheidend dieser evolutionäre Sonderweg des Hyäninnenmatriarchats für die Zukunft der Zöglinge ist, zeigt sich, wenn die Weibchen vorzeitig ableben: Ohne Muttis schützende Schädel verdoppelt sich die Kindersterblichkeit.
Es herrscht also ein Recht des Stärkeren in der Wildnis, und das sind in der Regel die Männchen, denen der Schutz von Frau und Kind in der Herde oder dem Rudel obliegt. Eine Ausnahme davon bilden ausgerechnet die Tüpfelhyänen, die oft noch schlecht beleumundet sind – galten sie doch lange als eher feige Aasfresser, die den offenen Kampf scheuen und mit schauerlichem Gelächter untereinander kommunizieren. Vieles davon wurde längst von der Wissenschaft widerlegt: So ist Crocuta crocuta tatsächlich eine begnadete Jägerin, die viel häufiger vom vorgeblich edlen Löwen vom Riss verjagt wird, als dies umgekehrt der Fall ist.
Warum aber ausgerechnet die Tüpfelhyänen im für Säugetiere eher seltenen Matriarchat leben und folglich das Alpha-Weibchen den Takt vorgibt, können Forscher immer noch nicht ausreichend beantworten. Als eine plausible Erklärung gilt der erhöhte Androgenspiegel, den die Mütter ihren Töchtern vor der Geburt mitgeben: Das eigentlich männliche Geschlechtshormon steuert die Entwicklung von Muskeln und beeinflusst Aggressivität wie Sexualverhalten – die Weibchen kommen maskulinisiert auf die Welt.
Ein zweiter Ansatz widmet sich der anatomisch eigenwillig geformten Klitoris, die aus dem Körper schlauchförmig herausragt und dem Männchen die Paarung erschwert – ohne Kooperation des Weibchens kommen sie nicht zum Zug. Sie müssen also eine freundschaftliche, devote Beziehung zu den Weibchen aufbauen, in dem sie sich unter anderem beim Fressen den Weibchen gegenüber zurückhalten.
Heather Watts von der Michigan State University in East Lansing und ihre Kollegen haben nun noch eine weitere Theorie, warum ausgerechnet bei Crocuta crocuta die Weibchen das starke Geschlecht ausmachen: Für die lieben Kleinen werden die Mütter zu Hyäninnen – ansonsten drohe dem Nachwuchs der vorzeitige Hungertod, so die Forscher, welche die Art über knapp 20 Jahre hinweg im kenianischen Masai-Mara-Schutzgebiet beobachtet hatten.
Am Kadaver herrscht unter diesen Raubtieren ein starkes Gedränge, in dem jeder versucht, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit herunterzuschlingen: Innerhalb von wenigen Minuten kann ein entsprechend großer Klan auf diese Weise eine ganze Antilope oder einen halbwüchsigen Büffel verputzen. Jüngere und schwächere Individuen gehen bei dieser Orgie häufig leer aus – gerade für heranwachsende Hyänen eine heikle Angelegenheit, benötigen sie doch viel Energie für ihr weiteres Wachstum.
Ihre Anatomie erschwert zudem den Zugang zu Nahrhaftem: Tüpfelhyänen besitzen besonders ausgeprägte Kiefer, die mit sehr widerständigen Zähnen besetzt sind und von starken Muskeln bewegt werden, um schnell zu fressen und auch die großen Knochen von Zebras oder anderer Beute zu knacken. Diese massiven Beißapparate bilden die Tiere jedoch erst nach Erreichen des Erwachsenenalters aus, wie die Biologen durch vergleichende Schädelmessungen bemerkten.
Bis dahin sind die Jungen jedoch beim Fressen benachteiligt, denn mit ihrem noch unterwickelten Schädel können sie selbst weiches Fleisch nicht schnell genug aufnehmen, geschweige denn zähe Kost zerlegen. Entsprechend ist die Zeit nach dem Abstillen für den Hyänennachwuchs die heikelste und die Sterblichkeit unter ihnen im Gegensatz zu anderen Beutegreifern am höchsten – es sei denn, Mutter hilft ihnen und hält die Konkurrenz auf Abstand.
Je höher dabei ihr sozialer Rang ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungen das Erwachsenenalter erreichen: Während etwa ein Drittel des Nachwuchses subalterner Mütter verendet, schaffen es bei den Alpha-Weibchen fast alle Sprösslinge durch diese kritische Phase, obwohl sie noch früher abstillen als ihre Untergebenen – die aggressiven Leittiere beißen jeden Nahrungskonkurrenten schlicht weg. Wie entscheidend dieser evolutionäre Sonderweg des Hyäninnenmatriarchats für die Zukunft der Zöglinge ist, zeigt sich, wenn die Weibchen vorzeitig ableben: Ohne Muttis schützende Schädel verdoppelt sich die Kindersterblichkeit.
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