News: Nerv nicht!
"Haste mal 'nen Euro?", heißt es seit der Währungsumstellung in so mancher Fußgängerzone, und nicht wenige kommen tatsächlich der Bitte des Mitmenschen nach. Doch warum eigentlich? Aus purer Nächstenliebe? Oder weil der aufdringliche Kerl schlicht und einfach nervt?
Altruistisches, also selbstloses Verhalten gehört nach wie vor zu den großen Rätseln der Verhaltensforschung. Eigentlich sollte man erwarten, dass Selbstlosigkeit von der Selektion gnadenlos ausgerottet wird, dient sie doch vordergründig nicht der Verbreitung der eigenen Gene. Verhaltensforscher kennen allerdings zahlreiche Beispiele, bei denen sich Tiere gegenüber ihren Artgenossen nicht als reine Egoisten zeigen.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich häufig, dass hinter der Nächstenliebe dennoch Berechnung steckt. Wer beispielsweise seine nächsten Verwandten unterstützt, verbessert damit auch die Chance, einen Teil seiner eigenen Gene zu verbreiten. Und nicht zuletzt gilt auch im Tierreich die Weisheit: "Eine Hand wäscht die andere." Wenn sich die Partner häufiger über den Weg laufen, kann der Hilfsbereite belohnt, der Egoist bestraft werden.
Diese gegenseitige Kooperation – beziehungsweise die Angst vor zukünftiger Strafe – vermuten Verhaltensforscher auch als Ursache, wenn Schimpansen untereinander Futter teilen. Doch Jeffrey Stevens ist davon nicht überzeugt. Der Ethologe von der University of Minnesota, der inzwischen an der Harvard University forscht, hat eine viel einfachere Erklärung parat: Der Freigiebige fühlt sich schlicht und einfach von der penetranten Bettelei seines Gegenübers genervt.
Der Test dieser "Nerv-nicht"-Hypothese folgte auf den Fuße: Stevens setzte jeweils zwei Schimpansen (Pan troglodytes) zusammen in einen Käfig. Einer erhielt eine Banane, während der andere leer ausging. Ständiges Betteln und Drängeln – das durchaus auch handgreiflich werden konnte – führte erwartungsgemäß früher oder später zum Erfolg; der Schnorrer bekam schließlich ein Stückchen der ersehnten Leckerei von seinem Artgenossen.
Ganz anders dagegen, wenn ein Gitter die beiden Affen trennte: Jetzt ließ sich der glückliche Bananenbesitzer nicht erweichen, konnte sein Gegenüber doch nur wenig lästig werden.
Interessanterweise erhielt Stevens das gleiche Ergebnis, als er seinen Betteltest mit Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) wiederholte. Auch diesmal zeigte sich der Bananenbesitzer immer dann freigiebig, wenn kein Gitter ihn von seinem aufdringlichen Gegenüber trennte. Im Gegensatz zu Schimpansen erweisen sich Totenkopfäffchen jedoch in freier Wildbahn meist als gnadenlose Egoisten.
Und noch etwas fand Stevens heraus: Die Aufdringlichkeit erhöhte sich bei den Schimpansen, wenn das begehrte Futter in kleine Stücke aufgeteilt war. Offensichtlich spekulierte der Schnorrer dann darauf, dass der Besitzer eher zum Teilen geneigt war. Schließlich konnte dieser sich mit einem kleinen Häppchen, also verhältnismäßig billig, seine Ruhe erkaufen.
Insofern könnte das vor der Euroeinführung nur halb so teure Begehr erfolgreicher gewesen sein, als es noch hieß: "Haste mal 'ne Mark?"
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich häufig, dass hinter der Nächstenliebe dennoch Berechnung steckt. Wer beispielsweise seine nächsten Verwandten unterstützt, verbessert damit auch die Chance, einen Teil seiner eigenen Gene zu verbreiten. Und nicht zuletzt gilt auch im Tierreich die Weisheit: "Eine Hand wäscht die andere." Wenn sich die Partner häufiger über den Weg laufen, kann der Hilfsbereite belohnt, der Egoist bestraft werden.
Diese gegenseitige Kooperation – beziehungsweise die Angst vor zukünftiger Strafe – vermuten Verhaltensforscher auch als Ursache, wenn Schimpansen untereinander Futter teilen. Doch Jeffrey Stevens ist davon nicht überzeugt. Der Ethologe von der University of Minnesota, der inzwischen an der Harvard University forscht, hat eine viel einfachere Erklärung parat: Der Freigiebige fühlt sich schlicht und einfach von der penetranten Bettelei seines Gegenübers genervt.
Der Test dieser "Nerv-nicht"-Hypothese folgte auf den Fuße: Stevens setzte jeweils zwei Schimpansen (Pan troglodytes) zusammen in einen Käfig. Einer erhielt eine Banane, während der andere leer ausging. Ständiges Betteln und Drängeln – das durchaus auch handgreiflich werden konnte – führte erwartungsgemäß früher oder später zum Erfolg; der Schnorrer bekam schließlich ein Stückchen der ersehnten Leckerei von seinem Artgenossen.
Ganz anders dagegen, wenn ein Gitter die beiden Affen trennte: Jetzt ließ sich der glückliche Bananenbesitzer nicht erweichen, konnte sein Gegenüber doch nur wenig lästig werden.
Interessanterweise erhielt Stevens das gleiche Ergebnis, als er seinen Betteltest mit Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) wiederholte. Auch diesmal zeigte sich der Bananenbesitzer immer dann freigiebig, wenn kein Gitter ihn von seinem aufdringlichen Gegenüber trennte. Im Gegensatz zu Schimpansen erweisen sich Totenkopfäffchen jedoch in freier Wildbahn meist als gnadenlose Egoisten.
Und noch etwas fand Stevens heraus: Die Aufdringlichkeit erhöhte sich bei den Schimpansen, wenn das begehrte Futter in kleine Stücke aufgeteilt war. Offensichtlich spekulierte der Schnorrer dann darauf, dass der Besitzer eher zum Teilen geneigt war. Schließlich konnte dieser sich mit einem kleinen Häppchen, also verhältnismäßig billig, seine Ruhe erkaufen.
Insofern könnte das vor der Euroeinführung nur halb so teure Begehr erfolgreicher gewesen sein, als es noch hieß: "Haste mal 'ne Mark?"
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