News: Egoistische Nächstenliebe
"Wie du mir, so ich dir", heißt es, und auch Affen kennen dieses Gebot: Sie zeigen sich ihren Artgenossen durchaus freigebig - wenn die Handelsbilanz stimmt.
Selbstlosigkeit gilt als wenig lohnende Strategie für die freien Kräfte des Marktes. Auch in der Evolution sollten sich eigentlich nur Egoisten durchsetzen, dennoch kennen Biologen viele Beispiele für so genanntes altruistisches Verhalten, bei dem ein Tier sich scheinbar selbstlos für Artgenossen einsetzt, ohne daraus einen Vorteil zu ziehen. So kümmern sich die Arbeiterinnen eines Insektenstaates fürsorglich um die Brut ihrer Königin und verzichten auf eigenen Nachwuchs. Auf den ersten Blick ein Widerspruch zur Darwin'schen Evolutionstheorie, denn schließlich sollte nur das Verhalten belohnt werden, das die eigene Fortpflanzung sichert.
Auf den zweiten Blick löst sich der Widerspruch jedoch auf. Denn die Arbeiterinnen sind mit der Königin verwandt, ihre Brutpflege trägt also dazu bei, auch die eigenen Gene zu verbreiten. Diese Sippenselektion – auch kin selection genannt – beruht letztendlich also auf einem "Egoismus" der Gene, die ihre eigene Verbreitung optimieren.
Demnach sollte sich altruistisches Verhalten nach dem Grad der Verwandtschaft richten, und das tut es auch in vielen Fällen – jedoch nicht immer. Schließlich liefert der Mensch – trotz allem – immer wieder Beispiele für selbstloses Verhalten, dessen Nutznießer nicht immer die nächsten Verwandten sind. Doch auch hier steckt bei näherer Betrachtung meist ein blanker Egoismus dahinter: die Hoffnung, dass sich der Einsatz für den Nächsten letztendlich doch lohnt, frei nach dem Motto "Wie du mir, so ich dir".
Ist dieses berechnende Verhalten eine typisch menschliche Eigenschaft, oder tritt es auch bei anderen Primaten auf? Diese Frage sollten Krallenaffen für Marc Hauser und seine Kollegen von der Harvard University beantworten – genauer gesagt: Lisztaffen (Saguinus oedipus), deren deutscher Name von der üppigen Haarpracht des berühmten Komponisten abgeleitet ist.
Die Forscher setzten ihren Testkandidaten zusammen mit einem Gegenspieler in einen doppelten Käfig. Über einen Hebel konnte jeweils eines der beiden Äffchen seinem Artgenossen, der nicht mit ihm verwandt war, eine Leckerei zuschieben, ohne selbst etwas davon abzubekommen. Dabei war jedoch der Gegenspieler zuvor von den Forschern dressiert worden: Entweder handelte es sich um einen Affen, der gelernt hatte, den Futterhebel immer zu betätigen – er verhielt sich also stets altruistisch –, oder er verweigerte komplett das Spiel, war also ein Egoist.
Die Tiere zeigten sich bei diesem Spiel durchaus kooperativ und lernfähig: Sie schoben bereitwillig ihrem Partner den Futterbrocken hin, wenn sie merkten, dass ihre Selbstlosigkeit in der nächsten Runde belohnt wurde. Spielten sie jedoch mit dem Egoisten, dann begriffen sie sehr schnell, dass hier jeder Einsatz vergebens war und verweigerten ihrem Artgenossen den Lohn.
Interessanterweise konnten die Tiere dabei genau beurteilen, ob ihre Mitspieler selbstlos oder aus Eigeninteresse handeln: Erhielten beide Spieler in einer Runde gleichzeitig einen Futterbrocken, erhöhte das nicht die Kooperationsbereitschaft für die nächste Runde. Offensichtlich wertete der Affe das Verhalten seines Mitspielers als eigennützig motiviert, das nicht belohnt zu werden braucht.
Außerdem legten die Affen Wert darauf, von einem Artgenossen versorgt zu werden. Erhielten sie den Leckerbissen vom menschlichen Experimentator statt von ihrem äffischen Mitspieler, dann zeigten sie sich wenig kooperativ in der nächsten Runde – schließlich hatte es der Kollege nicht verdient.
Die Affen scheinen also recht genau zu wissen, was sie tun. Profitieren sie vom selbstlosen Verhalten eines Artgenossen, dann sind sie bereit, diese Wohltätigkeit zurückzugeben. Hartnäckigen Egoisten verweigern sie dagegen jede Hilfsbereitschaft. Damit beruht auch die Nächstenliebe der Affen letztendlich doch auf Egoismus.
Auf den zweiten Blick löst sich der Widerspruch jedoch auf. Denn die Arbeiterinnen sind mit der Königin verwandt, ihre Brutpflege trägt also dazu bei, auch die eigenen Gene zu verbreiten. Diese Sippenselektion – auch kin selection genannt – beruht letztendlich also auf einem "Egoismus" der Gene, die ihre eigene Verbreitung optimieren.
Demnach sollte sich altruistisches Verhalten nach dem Grad der Verwandtschaft richten, und das tut es auch in vielen Fällen – jedoch nicht immer. Schließlich liefert der Mensch – trotz allem – immer wieder Beispiele für selbstloses Verhalten, dessen Nutznießer nicht immer die nächsten Verwandten sind. Doch auch hier steckt bei näherer Betrachtung meist ein blanker Egoismus dahinter: die Hoffnung, dass sich der Einsatz für den Nächsten letztendlich doch lohnt, frei nach dem Motto "Wie du mir, so ich dir".
Ist dieses berechnende Verhalten eine typisch menschliche Eigenschaft, oder tritt es auch bei anderen Primaten auf? Diese Frage sollten Krallenaffen für Marc Hauser und seine Kollegen von der Harvard University beantworten – genauer gesagt: Lisztaffen (Saguinus oedipus), deren deutscher Name von der üppigen Haarpracht des berühmten Komponisten abgeleitet ist.
Die Forscher setzten ihren Testkandidaten zusammen mit einem Gegenspieler in einen doppelten Käfig. Über einen Hebel konnte jeweils eines der beiden Äffchen seinem Artgenossen, der nicht mit ihm verwandt war, eine Leckerei zuschieben, ohne selbst etwas davon abzubekommen. Dabei war jedoch der Gegenspieler zuvor von den Forschern dressiert worden: Entweder handelte es sich um einen Affen, der gelernt hatte, den Futterhebel immer zu betätigen – er verhielt sich also stets altruistisch –, oder er verweigerte komplett das Spiel, war also ein Egoist.
Die Tiere zeigten sich bei diesem Spiel durchaus kooperativ und lernfähig: Sie schoben bereitwillig ihrem Partner den Futterbrocken hin, wenn sie merkten, dass ihre Selbstlosigkeit in der nächsten Runde belohnt wurde. Spielten sie jedoch mit dem Egoisten, dann begriffen sie sehr schnell, dass hier jeder Einsatz vergebens war und verweigerten ihrem Artgenossen den Lohn.
Interessanterweise konnten die Tiere dabei genau beurteilen, ob ihre Mitspieler selbstlos oder aus Eigeninteresse handeln: Erhielten beide Spieler in einer Runde gleichzeitig einen Futterbrocken, erhöhte das nicht die Kooperationsbereitschaft für die nächste Runde. Offensichtlich wertete der Affe das Verhalten seines Mitspielers als eigennützig motiviert, das nicht belohnt zu werden braucht.
Außerdem legten die Affen Wert darauf, von einem Artgenossen versorgt zu werden. Erhielten sie den Leckerbissen vom menschlichen Experimentator statt von ihrem äffischen Mitspieler, dann zeigten sie sich wenig kooperativ in der nächsten Runde – schließlich hatte es der Kollege nicht verdient.
Die Affen scheinen also recht genau zu wissen, was sie tun. Profitieren sie vom selbstlosen Verhalten eines Artgenossen, dann sind sie bereit, diese Wohltätigkeit zurückzugeben. Hartnäckigen Egoisten verweigern sie dagegen jede Hilfsbereitschaft. Damit beruht auch die Nächstenliebe der Affen letztendlich doch auf Egoismus.
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