Fauna in Madagaskar: Neue, bunte und bizarre Chamäleonspezies
In den Regenwäldern Madagaskars zählten Wissenschaftler bislang unter 420 Reptilienarten auch 90 unterschiedliche Spezies von Chamäleons. Noch immer aber werden neue Vertreter mit faszinierenden Eigenschaften aufgespürt. So berichtet ein Team der Zoologischen Staatssammlung München im »Zoological Journal of the Linnean Society« von drei bis dato unentdeckt gebliebenen Vertretern der Gattung Calumma: einem farbenprächtigen Tier im abgelegenen Norden der Insel, einer neben der Hauptverkehrsstraße bisher übersehenen und womöglich bald ganz verschwundenen Spezies, von der man bisher nur Weibchen kennt, sowie einem einzelnen Männchen einer dritten Art mit spannender Kopfanatomie.
Im Norden der Insel hatten sich bisher die eigentlich recht großen und einzigartig farbenprächtigen und unverwechselbaren Regenbogenchamäleons von Calumma uetzi den Augen von Fans und Forschern entzogen. Die Show der Tiere beginnt, sobald sich die Geschlechter treffen: Das Männchen protzt dann mit einem gelb-violett-roten Farbenspiel – worauf das Weibchen entweder willig reagiert oder mit einem eigenen, deutlich ablehnenden pechschwarzen Display, das mit weit geöffnetem Maul dargeboten wird.
Gleich neben einer stets stark befahrenen Piste durch den Regenwald entdeckten die Forscher ein kleines und wohl weiter schrumpfendes Habitat von Calumma juliae. Trotz einiger Besuche fanden die Wissenschaftler hier allerdings immer nur weibliche Vertreter: Es werde spannend herauszufinden, so Teammitglied David Prötzel von der LMU München, wie die dazugehörigen Männchen aussehen und zu welcher Jahreszeit sie auftauchen.
Nur ein männliches Exemplar muss unterdessen die Spezies Calumma lefona verteten. Es wurde ebenfalls im Norden der Insel, bei Tsaratanana, aufgespürt. Das Tier hat einen charakteristisch geformten Schädel, an dem bei genauer Begutachtung zwei fensterartige Aussparungen im vorderen Kopfscheitelbereich auffallen. Diese anatomische Besonderheit ist auch schon von sechs anderen Chamäleonarten bekannt, die sich interessanterweise alle in Habitaten heimisch fühlen, die mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegen: je höher, desto ausgeprägter die Schädelfenster. Insgesamt bleibt noch recht mysteriös, welche physiologische Funktion die Schädelfenster der höheliebenden Chamäleons haben. Womöglich spielen sie eine Rolle bei der Thermoregulation, spekuliert das Team aus München.
Zwei der neu beschriebenen Arten hat man bisher nur anhand einzelner Typexemplare beschreiben können – und es ist anzunehmen, dass sie so wie viele andere Arten stark bedroht sind, wenn ihr madagassischer Lebensraum nicht besser geschützt wird, mahnen die Forscher.
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