Tierhaare als Nistmaterial: Pestizide im Haustierfell bedrohen Vogelnachwuchs
![Zwei Kohlmeisen füttern ihre Küken in einem Nest aus Moos und Federn. Die Küken haben ihre Schnäbel weit geöffnet, während die Elternvögel Insekten im Schnabel halten. Im Hintergrund ist ein dunkler Baumstamm zu sehen. Die Szene zeigt die Fürsorge der Vögel für ihren Nachwuchs in der Natur. Zwei Kohlmeisen füttern ihre Küken in einem Nest aus Moos und Federn. Die Küken haben ihre Schnäbel weit geöffnet, während die Elternvögel Insekten im Schnabel halten. Im Hintergrund ist ein dunkler Baumstamm zu sehen. Die Szene zeigt die Fürsorge der Vögel für ihren Nachwuchs in der Natur.](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/GettyImages-1068107232_quer.jpg)
Haare von Haustieren belasten Vogelnester anscheinend stark mit Pestiziden und töten womöglich sogar direkt den Vogelnachwuchs. Ursache sind anscheinend Wirkstoffe gegen Flöhe und andere Parasiten, mit denen Hunde und Katzen zum Teil nur vorbeugend behandelt werden. Das legt eine neue Untersuchung eines Teams um Cannelle Tassin de Montaigu von der University of Sussex nahe, die jetzt in der Fachzeitschrift »Science of the Total Environment« erschienen ist. Die Arbeitsgruppe untersuchte insgesamt 103 mit Tierhaaren gepolsterte Nester von Blau- und Kohlmeisen, die Freiwillige in Großbritannien gesammelt hatten. Dabei tauchte das Insektizid Fipronil in allen untersuchten Nestern auf, die Wirkstoffe Imidacloprid und Permethrin in je 90 Prozent der Nester. Alle drei Wirkstoffe sind Bestandteil von Tiermedikamenten gegen Flöhe und Zecken.
Tierhaare sind bei Vögeln als Nistmaterial beliebt. Wenn Hunde oder Katzen im Freien gebürstet werden, fallen sie in größeren Mengen an, so dass ein beträchtlicher Teil der Nester heimischer Singvögel Hunde- und Katzenhaare enthält. Manche Halterinnen und Halter legen sie sogar gezielt als Nistmaterial aus. Tierschutzverbände raten jedoch schon seit geraumer Zeit davon ab, Tierhaare in der Umwelt liegen zu lassen. Die Vögel können sich in den Haaren verfangen und eventuell daran sterben; auch Pestizidrückstände galten bereits als potenzielles Problem.
Die nun nachgewiesene Belastung mit Pestiziden demonstriert, dass mit dem Haustierfell tatsächlich nennenswerte Mengen dieser Stoffe in Vogelnester gelangen. Fipronil hat sich in Studien als giftig für Vögel erwiesen, auch bei dem Neonicotinoid Imidacloprid gibt es Hinweise darauf, dass es für Vögel toxisch ist. Die Befunde der Arbeitsgruppe enthalten außerdem mögliche Hinweise, dass in mit den Pestiziden belasteten Nestern mehr Jungvögel sterben oder gar nicht erst schlüpfen. Außerdem legen die Resultate nahe, dass Haustierhaare eine bisher unterschätzte Quelle für die Pestizide in der Umwelt sind. Fipronil, Imidacloprid und Permethrin sind in der EU bereits in der Landwirtschaft stark eingeschränkt, weil sie möglicherweise Insekten bedrohen.
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