Planetenlauf im März: Merkur trumpft auf
Merkur erreicht am 25. März seine größte östliche Elongation. Obwohl diese mit 18,7 Grad den zweitkleinsten Wert des Jahres erreicht, ergibt sich dank günstig stehender Ekliptik die beste Abendsichtbarkeit des Planeten im Jahr 2024 (siehe »Beste Sichtbarkeit des Jahres«). Merkur ist vor allem in der zweiten Monatshälfte gut über dem Westhorizont zu sehen. Um den 25. März finden wir den flinken Planeten bei Ende der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad, gegen 19:15 Uhr MEZ), knapp 12 Grad über dem Horizont. Es empfiehlt sich, möglichst vor dem eigentlichen Datum der größten Elongation zu schauen, denn Merkurs scheinbare Helligkeit nimmt kontinuierlich ab, von –1,1 mag am 15. des Monats über 0,0 mag am 25. auf nur noch +1,2 mag am Monatsletzten. Der Grund für diesen Helligkeitsschwund: Merkur nähert sich seiner unteren Konjunktion, er zeigt der Erde also einen immer kleineren Teil seiner beleuchteten Oberfläche (80 beziehungsweise 18 Prozent am 15. beziehungsweise 31. März), was durch die zunehmend größere Merkurscheibe (6 beziehungsweise 9 Bogensekunden im gleichen Zeitraum) nicht kompensiert werden kann. An hellen Objekten zur Aufsuche des Merkurs fehlt es leider während der gesamten Sichtbarkeitsphase.
Venus ist nur sehr theoretisch am Monatsanfang vor Sonnenaufgang zu sehen: Die –3,9 mag helle Nachbarin erreicht gerade einmal 1,5 Grad Horizonthöhe, wenn die bürgerliche Dämmerung um 06:30 Uhr MEZ beginnt. Sie verschwindet für die kommenden Monate (!) im hellen Sonnenlicht. Ihre nächste Station: die obere Konjunktion am 4. Juni.
Mars steht nahe der Venus am Morgenhimmel. Der nur 1,2 mag helle Planet kann sich wegen der flach stehenden Ekliptik nicht aus dem hellen Sonnenlicht befreien und bleibt unsichtbar.
Jupiter, stattliche –2,2 mag hell im Sternbild Widder, übernimmt im März die Funktion des Abendsterns. Der Riesenplanet erscheint in der Abenddämmerung und ist am Monatsersten bis 23:31 Uhr, am 31. März bis 22:07 Uhr MEZ (23:07 Uhr MESZ) am Himmel zu sehen. Das erlaubt weiterhin ein günstiges Beobachtungsfenster von zirka zwei Stunden am Abendhimmel. Im Teleskop erscheint Jupiter 35 Bogensekunden groß (gemessen am Äquator). Immer wieder kommt es weiterhin zu beobachtenswerten Erscheinungen, etwa zu Durchgängen und Schattenwürfen seiner vier großen Monde (siehe nebenstehende Tabelle). Interessant sind vor allem die Abende des 18. und des 25. März. Am 18. kann man gegen 19:40 Uhr ganz knapp die Schatten von Io und Ganymed auf Jupiter sehen, wenn auch nur für wenige Minuten. Zuvor ist nur Ios, anschließend Ganymeds Schatten sichtbar. Am 25. März sind ab 19:49 Uhr Io, sein Schatten sowie Ganymed gemeinsam vor der Jupiterscheibe zu erkennen, zusätzlich zum Großen Roten Fleck. Der Mond besucht Jupiter am Abend des 13. März; er befindet sich zirka 3,5 Grad nordwestlich.
Saturn stand im Februar in Konjunktion und ist weiterhin unbeobachtbar.
Uranus hält sich auch im März gemeinsam mit Jupiter im Sternbild Widder am Abendhimmel auf. Der 5,8 mag helle Planet geht am 1. März um 00:23 Uhr; am 31. März bereits um 22:28 Uhr (23:28 Uhr MESZ) unter. Um Uranus zu finden, kann man sich an den beiden 3,6 mag hellen Sternen Omikron Tauri im Stier und 41 Arietis im Widder orientieren. Uranus steht nahe der Mitte der Verbindungslinie der beiden, etwa zwei Grad südlich des 4,4 mag hellen Delta Arietis (Botein). Jupiter nähert sich im Monatslauf immer weiter von Westen an den Uranus an. Zum Monatsende trennen die beiden noch etwa 3,5 Grad. Im April werden sie sich bis auf 30 Bogenminuten (ein Vollmonddurchmesser) nahekommen. Im Teleskop erscheint Uranus als ein 3,5 Bogensekunden großes, blassgrünes Scheibchen.
Neptun erreicht am 17. März seine Konjunktion. Der fernste Planet des Sonnensystems und der lichtschwächste am Erdhimmel steht gemeinsam mit der Sonne am Taghimmel und ist unsichtbar.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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