Sozialverhalten: Reparaturdienst auf der Ameisenautobahn
Wenn die Tropischen Armee-Ameisen in riesigen Heerscharen auf Beutezug gehen, ist kein Kleingetier vor ihnen sicher. Nach erfolgreicher Jagd jedoch sieht der Heimweg über Stock und Stein mitsamt der Beute recht beschwerlich aus. Wie gut, wenn es da Artgenossen gibt, die Hilfe anbieten - in Form eines lebenden Fußabtreters, der aufopferungsvoll die Straße ebnet.
Das Leben der Tropischen Armee-Ameise Eciton burchellii ist alles andere als beschaulich. Während eines Zyklus von zwei Wochen wechseln die winzigen Insekten beinahe täglich ihren Schlafplatz, im Gepäck Tausende von Larven, die bald ihrer Königin als neue Arbeiterinnen dienen werden. Sind die endlich bereit zur Verpuppung, kehrt ein wenig Ruhe ein in die Ameisenkolonie: Für etwa zwanzig Tage bleibt sie nun an demselben Ort, damit die Jungtiere in Ruhe schlüpfen können – und die Königin Zeit hat, neue Eier zu produzieren, die dann ihr Larvenstadium wieder als Nomaden verleben werden.
Weil ein solches Wanderleben für so lebenswichtige Dinge wie Futtersuche und Nestbau nur allzu wenig Zeit lässt, haben die tropischen Treiberameisen ihre Prioritäten klar verteilt: Futtersuche geht vor – und zwar in Form riesiger täglicher Beutezüge, bei denen bis zu 200 000 Arbeiterinnen in einer dichten Masse ausziehen und alles mitreißen, was sich nicht wehren kann. Spinnen etwa, Insekten, manchmal auch die gesamte Brut eines anderen Ameisenvolkes.
Bei der Beobachtung mehrerer Ameisenvölker in Panama entdeckten die beiden Wissenschaftler, dass die Ameisenheere an besonders unebenen Stellen ihre eigenen Artgenossen überrannten. Als die Forscher daraufhin angebohrte Holzstücke auf die Heimatroute legten, offenbarte sich die Ursache für das auf den ersten Blick recht rüpelhafte Verhalten: Erreichte eine unbeladene Ameise eines der gebohrten Löcher, begutachtete sie es zuerst und kroch dann einmal um den Rand herum. Dann breitete sie ihre Beine über dem Loch aus, schaukelte ihren Körper in eine mittige Position und verharrte anschließend in der Luft – als lebendige Brücke für ihre schwer bepackten Kollegen.
Der Verkehrsfluss auf der Ameisenautobahn, errechneten die britischen Forscher, wurde durch die lebenden Schlagloch-Brücken erheblich beschleunigt. Die Nahrung erreichte schneller das Nest, das tägliche Nahrungsangebot wurde deutlich verbessert. Insgesamt also tragen auch die erfolglosen Jäger entscheidend zur Verköstigung ihrer Sippe bei.
Ein solcher unkonventioneller Körpereinsatz ist übrigens für die Tropischen Armee-Ameisen gar nicht ungewöhnlich. Denn auch die Nester der notorischen Nomaden erfordern zwecks Zeitersparnis einiges an körperlichem Engagement: Sie bestehen aus lebenden Arbeiterinnen, kunstvoll jeden Abend aufs Neue in einem komplexen Knäuel miteinander verzahnt.
Weil ein solches Wanderleben für so lebenswichtige Dinge wie Futtersuche und Nestbau nur allzu wenig Zeit lässt, haben die tropischen Treiberameisen ihre Prioritäten klar verteilt: Futtersuche geht vor – und zwar in Form riesiger täglicher Beutezüge, bei denen bis zu 200 000 Arbeiterinnen in einer dichten Masse ausziehen und alles mitreißen, was sich nicht wehren kann. Spinnen etwa, Insekten, manchmal auch die gesamte Brut eines anderen Ameisenvolkes.
"Für schnelle Straßenreparaturen haben die Ameisen ihre eigene Do-it-yourself-Autobahnagentur"
(Nigel Franks)
Doch auch nach dem Beutezug ist voller Körpereinsatz gefragt. Denn die begehrte Nahrung muss nicht nur erbeutet, sondern auch schnellstmöglich zurück zum Nest getragen werden, damit Larven und Königin etwas zu beißen haben. Schwer bepackt über Stock und Stein, Blatt und Moos ist ein solches Unterfangen jedoch mühsam und zeitraubend. Doch ein ganz besonderer Reparaturdienst sorgt dafür, dass es auf der Heimreise weder Staus noch Stockungen gibt, fanden die Biologen Scott Powell und Nigel Franks von der University of Bristol heraus: Wenn es besonders holprig wird, springen einige der Ameisen selbst in die Bresche. (Nigel Franks)
Bei der Beobachtung mehrerer Ameisenvölker in Panama entdeckten die beiden Wissenschaftler, dass die Ameisenheere an besonders unebenen Stellen ihre eigenen Artgenossen überrannten. Als die Forscher daraufhin angebohrte Holzstücke auf die Heimatroute legten, offenbarte sich die Ursache für das auf den ersten Blick recht rüpelhafte Verhalten: Erreichte eine unbeladene Ameise eines der gebohrten Löcher, begutachtete sie es zuerst und kroch dann einmal um den Rand herum. Dann breitete sie ihre Beine über dem Loch aus, schaukelte ihren Körper in eine mittige Position und verharrte anschließend in der Luft – als lebendige Brücke für ihre schwer bepackten Kollegen.
Auch größere Löcher waren für die Straßenausbesserer kein Problem: Hier arbeiteten sie schlicht als Team und verstopften den Hohlraum zu mehreren. Die restlichen Ameisen nutzten das aufopferungsvolle Angebot denn auch allzu gerne – und stapften fleißig über ihre Artgenossen hinweg. Erst wenn alle anderen Ameisen über sie hinüber gezogen waren, krabbelten auch die lebendigen Pfropfen aus ihren Löchern hervor und machten sich auf den Heimweg.
Der Verkehrsfluss auf der Ameisenautobahn, errechneten die britischen Forscher, wurde durch die lebenden Schlagloch-Brücken erheblich beschleunigt. Die Nahrung erreichte schneller das Nest, das tägliche Nahrungsangebot wurde deutlich verbessert. Insgesamt also tragen auch die erfolglosen Jäger entscheidend zur Verköstigung ihrer Sippe bei.
Ein solcher unkonventioneller Körpereinsatz ist übrigens für die Tropischen Armee-Ameisen gar nicht ungewöhnlich. Denn auch die Nester der notorischen Nomaden erfordern zwecks Zeitersparnis einiges an körperlichem Engagement: Sie bestehen aus lebenden Arbeiterinnen, kunstvoll jeden Abend aufs Neue in einem komplexen Knäuel miteinander verzahnt.
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