News: Stress ist affig
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Robert Sapolsky vom Neurosciences Program der Stanford University mit den Paviangesellschaften Kenias und stieß dabei auf Verhaltensweisen, die ihm nur allzu bekannt vorkamen. Da müssen Stellungen behauptet und Weibchen erobert, Freundschaften geknüpft und Freizeiten gestaltet werden. So ein Paviantag kann also ziemlich stressig sein. Doch leiden Paviane deshalb auch unter ähnlichen Beschwerden wie wir? Zur Beantwortung dieser Frage untersuchte Sapolsky das Blut betäubter Paviane des Serengeti-Nationalparks, die sich in ganz unterschiedlichen, alltäglichen Situationen befanden. Und tatsächlich spiegelten sich Rang und individuelle Persönlichkeit der Affen in der unterschiedlichen Produktion von Stresshormonen, Antikörpern und Cholesterin wider. Jene Tiere, die langfristig unter erhöhtem Druck standen, litten genauso an hohem Blutdruck und Arterienverkalkung, wie der überforderte Europäer oder Amerikaner.
Da die Weibchen wegen ihres Nachwuchses nicht ohne Risiko betäubt werden konnten, basieren Sapolskys Ergebnisse vor allem auf den Männchen der Herde. Ob sie unter Stress leiden, ist offenbar nicht nur von der Position innerhalb der Hierarchie abhängig, sondern vor allem von dem eigenen "Stressmanagment". Tiere, die sich ihre Zeit mit dem Lausen vertreiben oder mit dem Nachwuchs balgen, sind viel weniger gestresst. Gleiches gilt für alle Tiere einer Gruppe, wenn die Ränge stabil sind. Obwohl es auch dann gleichwohl zu Rangeleien kommt, die wiederum den Boss weniger stressen als die Untergebenen. Doch auch bei Auseinandersetzungen gibt es eine stressärmere Strategie, nämlich die der Selbstbewussten und Entscheidungsfreudigen, die eine Situation rasch richtig einschätzen können. Sie hadern nicht, sondern sorgen unverzüglich für Klarheit - sei es, indem sie austeilen oder das Weite suchen.
Selbstbewusste Paviane, die - wenn nötig - das Zepter in die Hand nehmen, ansonsten aber entspannt den Tag genießen, haben also die besten Aussichten auf ein langes Leben. Und dies gelingt am ehesten, wenn Pavian viele Freunde und wenig Feinde hat. Somit drängen sich dem Zoobesucher entsprechende Assoziationen also geradezu auf. Aber wieso sollte es uns auch anders gehen als unseren nächsten Verwandten?
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