Wissenschaftsbarometer 2024: Wer der Wissenschaft vertraut
56 Prozent der Menschen in Deutschland setzen Vertrauen in Wissenschaft und Forschung, lediglich 10 Prozent äußern Misstrauen, und 34 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. Das geht aus dem aktuellen Wissenschaftsbarometer hervor, einer jährlich durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Befragung von Wissenschaft im Dialog. Der Vergleich über die Jahre zeigt, dass die neuen Zahlen typisch sind. Lediglich in der Frühphase der Covid-Pandemie, im Frühjahr 2020, schlug der Vertrauenspegel mit 73 Prozent einmalig deutlich höher aus – möglicherweise, weil manche Befragte damit auch ihre Zuversicht zum Ausdruck brachten, dass Wissenschaft und Forschung Wege aus der bedrohlichen Lage aufzeigen würden. Seither haben sich die Vertrauenswerte jedoch wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Pandemie eingependelt.
Jüngere bringen der Wissenschaft dabei im Durchschnitt mehr Vertrauen entgegen als Ältere, auch dies ist ein seit Jahren stabiler Befund – ebenso wie der Umstand, dass höhere Bildung tendenziell mit mehr Vertrauen einhergeht. So äußern in der aktuellen Ausgabe des Barometers 75 Prozent der Befragten mit Abitur oder Hochschulabschluss Vertrauen (»vertraue voll und ganz« oder »vertraue eher«), jedoch nur 40 Prozent der Personen mit Volks- oder Hauptschulabschluss. Was die Geschlechter betrifft, so schenken Frauen Wissenschaft und Forschung weniger Vertrauen als Männer (47 gegenüber 63 Prozent) und zeigen sich dafür häufiger unentschieden (41 gegenüber 27 Prozent); die jeweiligen Misstrauenswerte unterscheiden sich nur um einen Prozentpunkt.
Weitere Unterschiede gibt es hinsichtlich der politischen Orientierung. 53 Prozent der CDU/CSU-nahen Befragten, 62 Prozent der SPD-Nahen und 77 Prozent der Befragten mit Neigung zu den Grünen äußern Vertrauen in Wissenschaft und Forschung, aber nur 28 Prozent der AfD-Nahen, die umgekehrt bei den Misstrauenswerten (»vertraue nicht« oder »vertraue eher nicht«) mit 26 Prozent weit über dem Bevölkerungsmittel von 9 Prozent liegen. Die Sympathisanten der anderen im aktuellen Bundestag vertretenen Parteien sind in der insgesamt 1005 Personen umfassenden Erhebung von 2024 so schwach vertreten, dass die Aussagekraft der entsprechenden Werte auf Grund der kleineren statistischen Basis begrenzt ist.
Sorge um die Unabhängigkeit der Wissenschaft
Doch woher rührt das Misstrauen insbesondere der AfD-nahen Personen? Auch dafür gibt das Wissenschaftsbarometer Hinweise. Zum einen gehen sie mehr noch als die Anhänger aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien von einem großen Einfluss der Politik auf die Wissenschaft aus. AfD-Nahe beziffern ihn zu 47 Prozent als »viel zu groß«; in der Gesamtstichprobe meinen dies 20 Prozent. Zum anderen zeigt sich in den Befragungsdaten eine Sorge, dass Wissenschaftler in ihrer Kommunikation nicht frei seien. So stimmen Personen, die der AfD zuneigen, weit überdurchschnittlich häufig der Aussage zu, dass in Deutschland Geldgeber aus der Politik den Wissenschaftlern vorschreiben, was sie kommunizieren dürfen. Davon gehen 91 Prozent der AfD-Nahen aus, bei den Befragten insgesamt sind es immerhin 55 Prozent. Auch dass die Leitungen von Forschungseinrichtungen Wissenschaftlern vorschreiben, was sie sagen oder schreiben dürfen, denken 72 Prozent der AfD-Nahen – gegenüber 40 Prozent in der gesamten Stichprobe.
Ein Desinteresse an Wissenschaft legen Personen, die der AfD nahestehen, hingegen nicht an den Tag. Das belegen die Daten des Wissenschaftsbarometers 2023, in dem nach dem Interesse der Menschen an Themen aus Lebenswissenschaften, Naturwissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften gefragt wurde. Die Werte der AfD-Sympathisanten lagen hier jeweils fast auf dem Bevölkerungsdurchschnitt. Einzig bei den Ingenieurwissenschaften gab es einen Unterschied – sie interessierten die AfD-Nahen überdurchschnittlich stark.
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