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»Achtsamkeit?«: Einordnung eines Hypes

Petra Jansen fasst die wichtigsten Informationen zum Konzept der Achtsamkeit zusammen. Ihre Darstellung ist mitunter etwas unkritisch, aber weitgehend gelungen.

Sie soll für Studierende genauso wie für Menschen im Rentenalter nützlich sein. Sie helfe gegen Arbeitsstress und Leistungsdruck, aber auch gegen Langeweile und depressive Episoden. Die Rede ist von Achtsamkeit, einem Bewusstseinszustand, der von Psychologen als reine Form der Aufmerksamkeit definiert wird. Es geht darum, äußere und innere Zustände wertungs- und urteilsfrei anzuerkennen und so etwa ein Grübeln zu vermeiden. Gibt man das Wort »Achtsamkeit« bei Google ein, könnte man meinen, dass es sich um ein psychologisches Allheilmittel handelt, so viele unterschiedliche Anwendungsbereiche soll das relativ neue psychologische Konzept haben. Doch was ist wirklich dran an den Behauptungen, die im Internet massenhaft verbreitet werden? In »Achtsamkeit? Klare Antworten aus erster Hand« fasst Petra Jansen die wichtigsten Erkenntnisse zum psychologischen Trendthema Achtsamkeit zusammen und setzt sich dabei vor allem mit dem Zusammenspiel von Motorik, Emotion und Kognition auseinander. Die Autorin hat den Lehrstuhl für Sportwissenschaften an der Universität Regensburg inne.

Das Werk setzt sich aus einem Vorwort, zehn Kapiteln und einigen kleineren begleitenden Abschnitten zusammen, die etwa Zahlen und Fakten in Schaubildern aufarbeiten oder das vermittelte Wissen kompakt wiederholen, auf dass es sich besser einpräge. Die zehn Hauptkapitel sind hierbei in Unterkapiteln organisiert, die spezifische Fragen zur Achtsamkeit adressieren: Was hat Dankbarkeit mit Achtsamkeit zu tun? Was ist traumasensible Achtsamkeit? Kann man achtsam mit Social Media umgehen? Diese Gliederung erleichtert es, schnelle und konkrete Antworten auf spezifische Fragen zu finden, so dass das Buch auch wie ein Nachschlagewerk genutzt werden kann.

Kompakt, aber begrifflich mitunter blumig

Die Autorin erläutert, was Achtsamkeit bedeutet, welchen geschichtlichen Hintergrund sie hat, was sie leisten kann und wo ihre Grenzen liegen. Dass die Autorin auch Kritik am Konzept der Achtsamkeit aufnimmt, ist lobenswert; es stellt sich allerdings die Frage, ob bei insgesamt rund 135 Seiten Fließtext die nur 10 Seiten mit kritischen Fragen ausreichen. Die Unterkapitel dieses Abschnitts nehmen mitunter nur eine Seite ein und verweisen dann auf Sekundärliteratur – es darf bezweifelt werden, dass viele Leser des Buchs diesen Hinweisen folgen, um zu einem ausgewogenen Urteil zu kommen.

Der Fairness halber sei gesagt: Das Werk vermittelt auf seinen insgesamt 158 Seiten das Wissen zum Thema sehr kompakt. Dabei arbeitet es nicht nur psychologische Erkenntnisse heraus, sondern befasst sich auch mit Neurowissenschaften, Sportwissenschaften und anderen angrenzenden Bereichen, in denen Achtsamkeit eine Rolle spielt. Zudem werden die Informationen didaktisch gekonnt präsentiert. So zeigen verschiedene Symbole an, wenn ein Abschnitt besonders wichtig ist oder sich ein Thema über einen Weblink oder einen Literaturhinweis noch weiter vertiefen ließe.

Das größte inhaltliche Problem des Werks ist sein Verhältnis zu Religion und Spiritualität. Das Konzept der Achtsamkeit entstammt bekanntermaßen der buddhistischen Tradition, was im Kapitel »Hat Achtsamkeit etwas mit Religion zu tun?« auch thematisiert wird. Allerdings heißt es dort auch deutlich, dass die westliche Praxis der Achtsamkeit von religiösen Strömungen unabhängig sei. Leider verwendet die Autorin dennoch immer wieder Begriffe, die ganz klar religiös oder spirituell konnotiert sind. So findet sich in einem sonst sehr nüchternen Schaubild zu den Achtsamkeitsformen ein Unterpunkt, der »sich dem Segen öffnen« lautet.

Wer an solchen Formulierungen keinen Anstoß nimmt oder sie gar goutiert, findet in »Achtsamkeit?« ein solides Einstiegswerk, das sich angenehm liest und eine Fülle von Informationen bietet.

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