»Extinction«: Mord zwischen Mammuts
Das Dinosaurierskelett auf dem Cover soll vielleicht Fans von »Jurassic Park« neugierig auf diesen Wissenschaftsthriller machen. Tatsächlich geht es Autor Douglas Preston hier aber gar nicht um wiederbelebte Urzeitreptilien, auch wenn die Grundidee des Buchs sehr ähnlich ist: Wissenschaftler lassen mit Hilfe von Gentechnik ausgestorbene Tiere wiederauferstehen und siedeln sie in einem Ferienresort an, in dem wohlhabende Besucherinnen und Besucher sie bestaunen können. Anstelle von T-Rex und anderen Sauriern sind es diesmal aber Mammuts, Riesenbiber und -hirsche, die per De-Extinction zurück ins Leben geholt werden.
Auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich dieser Thriller vom berühmten Roman des verstorbenen Autors Michael Crichton, auf den im Buch auch immer wieder angespielt wird. Gleich zu Beginn der Handlung werden zwei Gäste des Ferienresorts in den Rocky Mountains mit dem bezeichnenden Namen »Erebus« ermordet: In der griechischen Mythologie steht er für den Gott der Finsternis, wird aber auch mit »Unterwelt« oder »Hölle« gleichgesetzt. Die CBI-Agentin Frances »Frankie« Cash und Sheriff James Colcord sollen das Verbrechen aufklären. Die wiederbelebten Tiere scheiden dabei als Täter aus: Ihnen wurden die Gene für aggressives Verhalten entfernt. Raubtiere wie Bären gibt es in dem Resort aus Sicherheitsgründen nicht. Wer also hat den Milliardärssohn und seine schwangere Frau umgebracht?
Spannung und Klischees
Douglas Prestons Thriller liest sich auch für Wissenschaftsfans spannend. Mit De-Extinction greift der Autor ein aktuelles Thema auf. So arbeitet das US-amerikanische Unternehmen »Colossal Biosciences« um den Genetiker George Church daran, mammutähnliche Elefanten mit Hilfe der Genschere CRISPR zu erschaffen. Im Buch gelingt das dank eines genetisch modifizierten Elefantenembryos, der von einer Asiatischen Elefantin als »Leihmutter« ausgetragen wird. Church und seinem Team schwebt dagegen eine künstliche Gebärmutter vor, in der das Jungtier heranwachsen soll.
Auch in anderen Belangen weicht der Thriller von der aktuellen wissenschaftlichen Realität ab. So ist zum Beispiel mehrfach davon die Rede, dass die wiederbelebten Tiere in einem »natürlichen Habitat« ausgewildert worden seien. Tatsächlich lebte die Art Paraceratherium transouralicum aber in subtropischen Regionen Eurasiens und nicht im Bergland.
Ganz ohne Klischees kommt das Buch nicht aus, etwa denen der sensationsgierigen Presse oder des unsympathischen Tech-Milliardärs. Auch das Verhalten der Haupt- und Nebenfiguren ist nicht immer nachvollziehbar. So wirken die teils flapsigen Kommentare von Protagonistin Cash in ihrem ersten Fall als leitende Agentin eher unpassend. Allerdings stehen die Charaktere gar nicht so sehr im Zentrum des Plots, sondern eher die sich häufenden Mordfälle und ihre Aufklärung. Zur Sprache kommen dabei auch ethische Fragen, die das Wiederbeleben ausgestorbener Arten aufwirft. Die Handlung kommt dabei vor allem im zweiten Teil in Schwung und wartet mit einer Enthüllung auf, die vielleicht nicht unbedingt überrascht, aber dennoch interessant ist.
Für Wissenschaftsinteressierte lohnt sich auch die Lektüre des Nachworts. Preston erläutert darin die Forschungsgrundlage für seinen Thriller. Einige der Schlüsse, die er hier zieht, sind zwar spekulativ – mit Blick auf ein Buch, das in erster Linie unterhalten soll, ist das aber in Ordnung.
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