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Immunsystem: Welche Hausmittel helfen gegen Erkältungen?

Es gibt teils kuriose Tipps für Natur- und Hausmittel, die gegen Erkältung helfen sollen. Wir haben uns in den Hausapotheken der Welt umgeschaut und stellen Ihnen nun zehn Erkältungsmittel vor. Doch womöglich hilft eines am besten: weniger (tun) als mehr.
Kranke Frau sitzt auf dem Sofa und trinkt Tee
Der Kopf dröhnt, die Nase läuft, Augen tränen, der Körper ist schlapp und fröstelig. Was hilft, um wieder rasch auf die Beine zu kommen? Wir nehmen zehn Hausmittel aus aller Welt unter die Lupe: ein Blick in die globale Erkältungsapotheke.

1. Honig

Ein rauer Hals und hartnäckiger Husten können sich bei einer Erkältung lange halten, selbst wenn man mit der Schnupfennase schon längst durch ist. Hier kommt der Honig ins Spiel. Honig wird in vielen Kulturen wegen seiner beruhigenden und antientzündlichen Wirkung bei Verbrennungen, zur Wundheilung und auch bei Erkältungskrankheiten genutzt.

Die WHO nennt und empfiehlt Honig in diesem Zusammenhang auf Grund zweier Eigenschaften: Honig steigert die Produktion von Sekret und Schleim in den Atemwegen, ein trockener Rachen und gereizte Bronchien beruhigen sich. Im Honig gibt es außerdem antioxidativ wirkende Inhaltsstoffe, zum Beispiel Polyphenole, die auf die Ausschüttung von Immunbotenstoffen wirken und laut einer Studie womöglich manchen Viren und Bakterien das Leben schwer machen.

Einige kleine Studien belegen die Wirksamkeit des Honigs zur Hustenlinderung bei Kindern. Von 105 erkälteten Kindern und Jugendlichen (zwischen 2 und 18 Jahren) etwa husteten diejenigen deutlich weniger und schliefen besser, die zur Nacht etwas Honig genommen hatten. Das Hustenmittel Dextromethorphan schnitt im Vergleich nicht so gut ab.

Honig ist eine günstige und ungefährliche Alternative. Nicht angewendet werden sollte er jedoch bei Kindern unter einem Jahr. Das unreife Immunsystem bietet noch keinen sicheren Schutz vor Clostridium botulinum, einem Bakterium, das den Honig gelegentlich verunreinigen kann.

2. Die Kleine Klette

Ekrem Sezik, Pharmazeut von der Gazi-Universität in Ankara, hat zusammen mit seinen Kollegen 46 türkische Städte bereist, um eine Art Katalog aller in Anatolien verwendeten Hausmittel und Heilkräuter zu erstellen. Die traditionelle Medizin des Landes ist reichhaltig. Die Forscher kamen auf insgesamt 291 Heilmittel und 103 genutzte Pflanzenarten, von denen einige bei Erkältungen zum Einsatz kommen.

Der Fruchtsaft der Spitzgurke (Ecbalium elaterium) etwa soll, in die Nasenlöcher getropft, bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen helfen, der Kräuterabsud einer Salbei-Art (Silvia russellii) und der Sud abgekochter Früchte des Stechwacholders (Juniperus oxycedrus) bei Schnupfen und Husten, die Samen des Gemeinen Leins (Linum usitatissimum), in Milch gekocht und als Breiumschläge auf Brust und Hals gelegt, die Symptome mildern.

Hart im Nehmen muss derjenige sein, der sich auf eine Behandlung mit der "Kleinen Klette" (Arctium minus) einlässt. Die Blätter dieser stacheligen Pflanze werden in Essig oder Schafmilch eingelegt und direkt auf die Haut platziert, was dem Erkälteten (der bei der ganzen Prozedur warm gehalten werden muss), wen wundert es, die Schweißperlen auf die Stirn treibt.

3. Mal nichts tun

Manchmal ist weniger mehr. Weniger "machen", damit die Erkältung verschwindet – und das kann heißen: ab aufs Sofa oder ins Bett. Warm einpacken, ruhen und schlafen. Eine der häufigsten Dinge, die Erkältete quer durch Europa tun, wenn sie krank sind: im Bett bleiben.

Gut so! Denn erstens kann derjenige, der in seinen eigenen vier Wänden bleibt, wenn der Kopf schmerzt und die Nase trieft, die Erkältung an weniger Menschen weitergeben als im Büro. Und zweitens unterstützen Ruhephasen das Immunsystem bei der Abwehr der Erkältungsviren. Werden die Immunzellen bei der Abwehr eines Infekts aktiv, schütten sie zahlreiche Botenstoffe aus (zum Beispiel den Tumornekrosefaktor), die direkt auf das Schlafzentrum im Gehirn wirken und den Drang steigern, das Bett aufzusuchen.

Dem sollte man nachgehen. Das energieintensive Immunsystem nutzt nämlich den Schlaf, also die Zeit, in der andere Körperprozesse heruntergefahren sind, zum Auftanken, zum Beispiel um den Vorrat an verbrauchten Immunzellen wieder aufzufüllen. Außerdem steigert der Schlaf die Merkfähigkeit des Immunsystems. Gedächtniszellen werden angelegt, die verhindern, dass man bei der nächsten Erkältungswelle mit dem gleichen Virus wieder flachliegt.

4. Holunderbeeren

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), beheimatet in Europa, Teilen Afrikas und Asiens, ist ausgesprochen robust und frostunempfindlich. Er gehört zu den weltweit am meisten genutzten Medizinpflanzen. Seine Blüten und reifen Früchte enthalten wirksame Substanzen, die offenbar auch einem erkältungsmäßig angeschlagenen Menschen wieder zu alter Fitness verhelfen können. Vitamine (A, B1, B2, B6, B9, C und E) sind reichlich enthalten, außerdem Kupfer, Zink, Eisen, Kalzium, Magnesium, Carotinoide, Phytosterole und Polyphenole wie die Flavonoide. Von Letzteren enthalten Holunderbeeren sogar mehr als Blaubeeren, Schwarze Johannisbeeren, Goji-Beeren oder Cranberrys.

Eine Studie mit Flugreisenden von Australien nach Übersee zeigte die Wirksamkeit von Holunderbeerenextrakt. Die Reisenden in der Holunderbeeren-Gruppe bekamen zwar signifikant nicht seltener eine Erkältung, waren aber wesentlich schneller damit durch – im Durchschnitt zwei Tage. Die Inhaltsstoffe im Holunder wirken antientzündlich, antiviral, schleimlösend und unterstützen die Immunabwehr. Aber Achtung: Unreife Beeren enthalten zyanogene Glykoside, aus denen die giftige Blausäure entstehen kann.

5. Umckaloabo

Der Name ist Programm: Umckaloabo, ein Begriff aus der Sprache der Zulu, beschreibt die Schmerzen in der Brust bei starkem Husten, die südafrikanische Medizinmänner traditionell mit einem Extrakt der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) behandelten. Den Weg nach Europa trat das Heilmittel bereits vor rund 120 Jahren an, als sich ein an Tuberkulose erkrankter englischer Major in Lesotho erfolgreich damit behandeln ließ – und das Wundermittel auch zu Hause anpries.

Laut einer Analyse des Chochrane-Instituts können Pelargonien-Extrakte die Symptome einer Bronchitis bei Erwachsenen und Kindern lindern. Die Studienlage für Erkältungen allgemein und Entzündungen der Nasennebenhöhlen ist dünn, doch kommt es laut weniger Studien bei Erwachsenen zu einer Verbesserung der Symptome, Kopfschmerzen lassen nach, das Nasensekret fließt ab. Die Krankheitsdauer scheint sich unter dem Einfluss von Umckaloabo zu verkürzen, besonders dann, wenn es gleich zu Beginn der Erkältung eingenommen wird. Für die Effekte ist offenbar keine Einzelsubstanz verantwortlich, sondern der spezielle Cocktail an Cumarinen, Gerbstoffen, Flavonoiden, Polystyrolen und ätherischen Ölen in den Wurzeln der Pflanze, das unter anderem den Schleim löst und das Immunsystem günstig beeinflussen soll.

Hühnersuppe | Eine heiße Hühnersuppe wärmt den Körper – das ist zumindest kein Fehler bei einer Erkältung.

6. Obst und Fruchtsaft

Mehr Appetit auf frisches Obst, Orangensaft oder andere Fruchtsäfte – laut einer Untersuchung von Ärzten quer durch Europa greifen viele Erkältete im Fall der Fälle zum Obst. Das mag daran liegen, dass ein säuerlich süßer Geschmack selbst die belegte Zunge ein wenig zu reizen vermag und Flüssigkeit insgesamt den strapazierten Schleimhäuten guttut.

Ist der Körper zudem mit der Abwehr von Erkältungsviren beschäftigt, leiden die Körperzellen nicht nur durch die Virusvermehrung, sondern auch durch die Aktivität der Abwehrzellen – Entzündungsstoffe werden frei und mehr Sauerstoffradikale gebildet. Das, was der Verschnupfte als unangenehme Symptome empfindet, sind im Prinzip die Begleiterscheinungen eines aktiven Immunsystems. Die Nase läuft, das Gewebe rötet sich, die Schleimhäute schwellen an. Orangen oder Zitronen enthalten viel Vitamin C, das die bei der Immunreaktion anfallenden toxischen Sauerstoffradikale entschärfen kann und dadurch Schäden am Gewebe entgegenwirkt. Eine sehr gute beziehungsweise überreiche Versorgung mit diesem Vitamin kann laut Studien die Häufigkeit von Erkältungen zwar nicht senken, sehr wohl aber die Dauer und Heftigkeit der Symptome verringern.

7. Ingwer

In der Erkältungszeit findet Ingwer wieder mehr Absatz – zur Freude der Händler. Aber wirkt er auch? Und wenn ja, in welcher Form? In der asiatischen und afrikanischen Medizin wird die Ingwerwurzel vielfältig eingesetzt, bei Verdauungsproblemen, Migräne, Rheuma, Erkältungen.

In der Tat: Aufgüsse von frischem (nicht von getrocknetem) Ingwer verhindern in Laboruntersuchungen, dass sich RSV (Respiratory-Syncytical Viren) an Zellen der Atemwege anheften und eindringen. Verschiedene Inhaltsstoffe (Sesquiterpene) haben laut britischer Forscher eine antivirale Aktivität gegen Rhinoviren, die hauptsächlichen Verursacher der klassischen Erkältung.

Die im Ingwer vorkommenden Scharfstoffe (Gingerole, Shogaole) kurbeln zudem den Stoffwechsel an, wärmen, lassen die Nase laufen und wirken Entzündungsprozessen entgegen.

8. Tamarinden-Rasam

In Südindien versucht man einer Erkältung mit einer heißen Suppe aus Tamarinde (das sind die Früchte des Tamarindenbaums Tamarindus indica) und Pfeffer beizukommen. Tamarinde, gekocht mit etwas Ghee und schwarzem Pfefferpulver, hat eine klärende Wirkung. Dreimal am Tag getrunken, bringt sie die Augen zum Tränen, die verstopfte Nase ist sofort frei.

In der Frucht des Tamarindenbaums stecken jede Menge bioaktiver Substanzen. Tamarindenextrakte wirken sich günstig auf das Fettprofil, den Blutdruck und das Körpergewicht aus. Eine Anwendung bei Gerinnungsstörungen und der Alzheimerdemenz wird diskutiert. Einem Erkälteten könnte der hohe Gehalt an Polyphenolen und deren antioxidativen Eigenschaften helfen, das Abwehrgetümmel zwischen Immunsystem und Schnupfenvirus schneller zu überstehen.

Die Tamarinde enthält außerdem Substanzen mit antimikrobieller Aktivität. Nach Experimenten mit antibiotikaresistenten Keimen (Staphylococcus aureaus, Pseudomonas aeruginosa)sind für diesen Effekt laut brasilianischen Forschern Polyphenole (Flavonoide) verantwortlich. Eine Erkältung wird zwar durch Viren verursacht, liefert aber gelegentlich den Nährboden für eine Superinfektion mit Bakterien; eine Bronchitis oder Ohrenentzündung können schmerzhafte Komplikationen einer zunächst harmlosen Erkältung sein.

9. Wärme

Heißer Tee, heiße Suppe, warm einpacken – vielerorts wird mit Wärme gegen die Erkältung angearbeitet, deren erste Symptome ein unangenehmes Frösteln und Kältegefühle sind. Ein Zeichen, dass die Immunabwehr in Gang kommt, und nicht, dass "Kälte" die Ursache des Schnupfens ist. Kein Wunder also, dass es den Frierenden hinzieht zum warmen Federbett, Schal, heißen Suppen und Getränken. Aber bringt Wärme wirklich etwas?

Flüssigkeit an sich ist schon einmal gut, weil dadurch die Schleimhäute angefeuchtet werden. Warme oder gar heiße Flüssigkeiten fördern die Schleimproduktion und das Abfließen, die Sekrete lockern sich, das Husten fällt leichter. Durch die Wärme weiten sich die Blutgefäße, Mund und Rachenraum sind besser durchblutet, Immunzellen werden herangeschafft und Überreste des Abwehrgeschehens abtransportiert. Eine Hühnersuppe, eine asiatische Knoblauchsuppe oder ein peruanisches Lapacho-Dampfbad schaffen Erleichterung einfach erst einmal dadurch, dass sie Wärme in den Körper bringen.

10. Nasendusche

Die Nasenspülung ist eine alte Methode zur Behandlung von Infekten der oberen Atemwege, die ihre Ursprünge wahrscheinlich in Indien in der ayurvedischen Heilkunst hat. Aber bringt sie bei einer Erkältung etwas? Durch das Spülen mit salzhaltigem Wasser soll hartnäckiger Schleim hinausbefördert werden. Ist die Nase zu sehr verstopft, wird es problematisch, die Spülflüssigkeit kann womöglich nicht gut ablaufen.

Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2015 sucht nach der wissenschaftlichen Evidenz der Methode bei einer bestehenden Erkältung. Die Mediziner fanden insgesamt fünf klinische Studien, die sich mit der Wirksamkeit von Nasenduschen bei Kindern und Erwachsenen beschäftigten. Beim Großteil der (meist kleinen) Studien bringt die Spülung im Verhältnis zur Kontrollgruppe keinen klaren Vorteil. Nur bei einer größeren Studie mit erkälteten Kindern zeigte sich ein Benefit: Die kleinen Nasenduscher konnten besser durch die nicht ganz so verschnotteten Nasen atmen. Fazit der Fachleute: Möglicherweise habe die Nasenspülung einen Vorteil; die meisten hierzu bisher durchgeführten Studien seien aber zu klein und "Nasenspülung" zudem ein vager Überbegriff für sehr unterschiedlich durchgeführte Praktiken.

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