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Angemerkt!: Teufelszeug

Sie müssen draußen bleiben. Gentechnisch veränderte Lebensmittel dürfen keinesfalls in die Festung Europa gelangen. Auch wenn "Genreis" aus China den Pestizideinsatz vor Ort senkt und damit die Gesundheit der Bauern schont. Aber wer interessiert sich schon für chinesische Bauern.
Genreis
Renate Künast sprach ein Machtwort. "Man kann doch nicht, was hier und in den USA illegal ist, tolerieren", echauffierte sich die Bundeslandwirtschaftsministerin.

Genreis | Anbau von gentechnisch verändertem Reis in der chinesischen Provinz Fujian
In der Tat war der Vorgang selbst den sonst wenig zimperlichen USA peinlich: Der gentechnisch veränderte Futtermais Bt10 war mit der Sorte Bt11 vermischt worden und gelangte jahrelang illegal nach Europa. Im Gegensatz zu Bt11 harrt Bt10 noch der Zulassung. Schnell präsentierte die EU-Kommission ein Testverfahren, mit dem das Teufelszeug in Zukunft zielsicher herausgesiebt werden kann.

Denn Europa – und insbesondere sein Musterschüler Deutschland – leistet erbitterten Widerstand gegen alles, was nach Gentechnik riecht. Während auf der ganzen Welt bereits massenhaft gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, müssen hier die Felder unter Polizeischutz gestellt werden. Der Verbraucher mag's lieber "genfrei".

Bisher handelt es sich bei Gen-Tech-Produkten ausschließlich um Futterpflanzen, die nur über den Umweg Kuh oder Schwein in unsere Mägen gelangen. An den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Nahrungsmittel will sich noch keiner herantrauen.

Selbst China, das seit den 1980er Jahren auf Gentechnik setzt, hält sich hier noch zurück. Aber vielleicht nicht mehr lange.

Denn eine Studie aus dem Reich der Mitte zeigt ein Ergebnis, das eigentlich nicht besonders überrascht: Gentechnisch veränderter Reis kann den Pestizidverbrauch um bis zu achtzig Prozent senken. Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern auch den Bauern, die nach ihrer Spritztour öfters unter Kopfschmerzen oder Übelkeit leiden.

Damit präsentiert sich das Teufelszeug als unangenehm positiv. Vielleicht verdienen Produkte, bei denen der High-Tech-Landwirt ein wenig nachgeholfen hat, einer differenzierteren Betrachtung: Ackerpflanzen, deren Widerstandskraft gegen die chemische Keule durch fremde Gene erhöht wird, erscheinen etwas fragwürdig. Kann doch dann der Bauer voll auf Chemie setzen, ohne zu befürchten, dass er damit gleich seine ganze Ernte mitvergiftet. Und es ist wohl kein Zufall, dass die selben Agrarkonzerne, welche die Pestizide vertreiben, auch gleich das pestizidresistente Saatgut anbieten.

Wenn die Gentechnik jedoch zu Pflanzen verhilft, die sich besser gegen Schädlinge zur Wehr setzen können – und damit den Pestizidbedarf erübrigen –, sieht die Sache schon anders aus. Nichts anderes haben Züchter über Generationen versucht, ihren Pflanzen einzuimpfen – mit Gentechnik geht's halt schneller.

Insofern gelangt wohl doch früher oder später das Genteufelszeug auf unsere Teller. Mag auch dabei ein G'schmäckle bleiben – wir sollten uns daran gewöhnen.

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